Der Entschloss – dramatische Szene (frei nach Schiller, kostenpflichtig vor ECE)

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OB Hoffmann, fürstlich gewandet, thronend auf herrschaftlichem Gestühl – am Telefon:
„Nun höret, Stuhlemmer, und leget Eure ganze Kunst
In diesen Plan zu unsres Schlosses Innenausbau. Kostbar
Muss alles scheinen und unsres Volkes Auge blenden,
Dass jeder, der es sieht, begeistert ruft: ‚So war’s bei Herzogs!‘ –
So soll es wieder werden, wenn Hoffmanns es befehlen!
(Für sich:) Mein Volk, es hängt am äußern Schein, und den will ich ihm geben!
(Laut:) Habt Ihr’s vernommen? Schonet keine Gelder!“ (legt auf)

(Telefon) Hoffmann, ärgerlich: „Sprechstunde: gemeines Volk – ja, ich muss!“
(Er nimmt ab, Stimme einer Frau): „Sprech ich mit dem OB?
Ist’s richtig, dass kein einz’ger Euro ins Schloss gesteckt wird?“
Hoffmann (sich groß aufrichtend): „So ist es, gute Frau! Ich schwör
Bei meiner Seel‘, kein städtscher Cent wird dorthin fließen!
Wir brauchen alles für die Schulen und die Kitas.“
(Legt auf, geht unruhig hin und her) „Ach, ich bin im Wort,
Der Meyer mag es drucken – Was mach ich nun, den Ausbau doch zu tät’gen?“

(Pause, dann auffahrend) „Mein Volk muss es verlangen – und meine Partei!
Ich weis sie an: Ihr Wunsch sei mein Befehl. Jedoch
Wie fang ich’s an? Sie müssen wollen, diese lahmen Seelen.
(Er schreibt zwei Briefe. Dann klingelt er und ein Diener erscheint)
„Hier, bring das zu Sehrt und Ralf Herbert Meyer, aber hurtig! –
„Jawoll, o Herr, so schnell de Füße tragen!“
H. (unruhig auf und ab gehend): „Was zaudern die? –
Mir schwillt vor Tatendrang die Brust!“

(H. zappelnd vor dem Telefon – Klingeln) „O süßer Klang, seid Ihr es,
Liebster Meyer? Welch frohe Botschaft bringt Ihr mir? Was sagt Ihr,
Leserbriefe? Und sie fordern des Schlosses Ausbau
Ohne Rücksicht auf die Kosten? – Mein gutes, treues Volk!
Du rührst mich! – So schreibet denn, mein Meyer, dass ich noch zög’re
Meine städt’schen Gelder diesem kahlen Bau zu schenken. Schreibt,
Dass ich noch ringe mit mir selbst, dass aber, wenn nach dem treuen Volke
Auch meine Fraktion es fordre – Dann sei ich bereit! (Legt auf)

(Telefon, H. nimmt hastig ab) „Seid Ihr es, Sehrt? Sagt mir,
Was wünschet die Fraktion? Sie ist mir stets gefolgt durch Dick und Dünn,
Nun soll sie auch was wünschen von Hoch und Tief, und sei es selbst
Des Schlosses Ausbau! – Wie fein, mein Sehrt, so ist es richtig!
Und die Liberalen? Die auch, sie wollen was sie sollen? – Dann soll es sein!
Wir werden unser Schloss gar trefflich schmücken, so wie mein Volk
Und meine Volksvertreter wünschen was ich will. Wir beugen uns den Bürger
Und sind stets echte Demokraten hier im Braunschweiger Land.

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