BS Energy und das Trinkwasser: Qualität gemindert, Preise erhöht

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Kostbares Gut Wasser Foto: pixabay

BS Energy und das Trinkwasser: Qualität gemindert, Preise erhöht

Die Braunschweiger Zeitung hat am vergangenen Donnerstag einen sogenannten Livetalk veranstaltet. Rund eine Stunde lang wurden Jens-Uwe Freitag, Vorstandsvorsitzender von Braunschweig Energy, Fragen zum neuen Wassermix und zur Wasserversorgung gestellt.

Bekanntlich ist durch die Beimischung von Börßumer Grundwasser die Härte unsres Wassers von 3 Grad auf fast 8 Grad erhöht worden, zum Leidwesen vieler Braunschweigerinnen und Braunschweiger. Freitag sagte, BS Energy habe unterschätzt, „dass das weiche Wasser so einen hohen emotionalen Wert für Braunschweig hat“. Das Unternehmen hatte seine Kunden allerdings gar nicht erst gefragt. Und offenbar hat Dr. Kornblum, immerhin Vorsitzender des Aufsichtsrates von BS Energy, das dort auch nicht zur Sprache gebracht. Selbst auf die Frage von BZ-Redakteur Kaufmann, warum man die Kunden nicht per Post über die geplante Veränderung des zukünftig gelieferten Wassers informiert habe, fand Freitag keine überzeugende Antwort.

Blitzartige Erhöhung der Wasserpreise

Stattdessen ließ er en passant fallen, dass nun die Wasserpreise erhöht werden. Zu welchem Zeitpunkt, fragte Kaufmann. Antwort: „Im nächsten Monat.“ Im Klartext heißt das: ab dem kommenden Montag, also – vom Zeitpunkt des Interviews aus – in vier Tagen! Statt die Kunden frühzeitig zu informieren, werden sie mit der Preiserhöhung geradezu überfallen. Nicht einmal auf der BS Energy-Internetseite war – jedenfalls bis Sonntag – davon zu lesen. 

So sympathisch Herr Freitag auch persönlich sein mag, in der Sache bleiben Widersprüche, Zweifel und der sichere Eindruck, dass die Bürger die Entwicklungen in der Wasserfrage weiter genau beobachten müssen, um keine weiteren bösen Überraschungen zu erleben.

Thema „muffiger Geruch des Wassers“

Das Thema muffiger Geruch des Wassers ist doch noch nicht behoben, wie es früher hieß. Es gebe, so Freitag, biochemische Reaktionen, die vielleicht aus der Mischung von Harzwasser und Börßumer Wasser entständen; man sei dem auf der Spur, es sei aber auf keinen Fall schädlich oder gefährlich. Wie man das wissen könne, wenn man doch die Ursachen noch gar nicht aufgeklärt habe, fragte Kaufmann zu Recht. Keine überzeugende Antwort, und dann noch die Aussage Freitags, er gehe davon aus, „dass sich das Thema mit der Zeit ausschleicht“. Ausschleichen ist das Gegenteil von Klärung. 

Thema „Versorgungssicherheit erfordert zweite Bezugsquelle“

Als Grund für die Beimischung des härteren Börßumer Wassers nennt Freitag die Versorgungssicherheit, gerade angesichts des Klimawandels. Nun hat Professor Meon (TU  Braunschweig) darauf hingewiesen, dass es selbst im Trockenjahr 2018 noch Reserven für etliche Monate gegeben habe. In einer Studie, die verschiedene Szenarien des Klimawandels bis zum Jahr 2100 eingeschätzt hat, kommt er zu dem Ergebnis, dass sich zwar eine Verschiebung der Niederschläge über das Jahr ergeben wird, nicht aber insgesamt trockenere Jahre. Die Harzwasserwerke gehen ebenfalls davon aus. Freitag geht auf diese Erkenntnisse einfach nicht ein, er geht von „eigenen Ansichten“ aus.

Thema „Börßumer Wasser billiger“

Meon hält also die Begründung für die Leitung aus Börßum für nicht ausreichend und vermutet „betriebswirtschaftliche Gründe“: das Wasser aus Börßum sei vermutlich einfach billiger als das der Harzwasserwerke. Freitag bestätigt erstmals, dass der Kubikmeter Wasser aus Börßum tatsächlich günstiger sei als der aus dem Harz. Dann aber behauptet er, dass das kein Motiv für den Vertrag mit Avacon gewesen sei. Das wirke lediglich „preisdämpfend“ – soll heißen, ohne diese Verbilligung würde die Preiserhöhung noch größer ausfallen. Zur Erinnerung: Erst vor einem Jahr (zum 1. Juni) hat es eine Preiserhöhung um etwa 10 Prozent gegeben.

Thema „Verkauf der Anteile an den Harzwasserwerken durch BS Energy“

Vor Kurzem gab es das Gerücht, BS Energy wolle seinen 10 Prozent – Anteil an den Harzwasserwerken verkaufen. Es baute sich erhebliche Unruhe in der Stadt auf. Schnell gab BS Energy bekannt, dass ein solcher Verkauf nicht geplant sei. In einer Pressemitteilung hieß es, man habe einen langfristigen Liefervertrag geschlossen, „mit dem die bisherige Partnerschaft fortgeschrieben wird“. Die Fortsetzung dieser Partnerschaft sei ein wichtiges Anliegen von BS Energy. Nun sagt Freitag, „aktuell“ stehe ein Verkauf nicht zur Debatte. Dann aber wörtlich:

„Was wir dann in zwei, drei, vier Jahren diskutieren, wenn wir dann auch schlauer sind über das eine oder andere Thema, das kann ich heute nicht sagen.“  Bekanntlich stehen bei den Harzwasserwerken größere Investitionen an, die nun wirklich der Versorgungssicherheit dienen sollen. Aus „betriebswirtschaftlicher“ Sicht könnte es für BS Energy angeraten sein, sich einen schlanken Fuß zu machen und den Anteil dann doch zu verkaufen. Freitag betont dem gegenüber, dass man bereit sei, „in die Verantwortung zu gehen – unabhängig von den Ergebnissen und Umsätzen der Harzwasserwerke.“ Warum dann der Hinweis auf die zwei, drei, vier Jahre?

Zukünftig neue Wassermixe oder Quatsch?

Befürchtungen, die Beimischung des Börßumer Grundwassers könne der erste Schritt zur weiteren Reduzierung des Harzwasseranteils sein, nennt Freitag „Quatsch!“ Das hört sich beruhigend an. Wenn man nur nicht noch die Aussagen von BS Energy – Sprecher Danckert im Ohr hätte, der ganz ausdrücklich nicht ausschloss, dass sich der Wassermix in Zukunft weiter verändern wird. Denn die 8,2 Kilometer lange Trinkwassertransportleitung von Börßum nach Braunschweig schaffe auch „neue Potentiale für die Gestaltung zukünftiger Wassermixe“ (Braunschweiger Zeitung, 4.1.24). 

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