„Blutkohle“ in deutschen Kraftwerken?

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Die Kohlemine El Cerrejon in Kolumbien. Wikimedia

Es darf keine russische Kohle mehr in die EU importiert werden. Alternativen gibt es; die Märkte sind reichlich gefüllt. Welche Kohle genutzt wird zeichnet sich immer deutlicher ab – kolumbianische. Sie ist der russischen qualitativ ähnlich. Brisant ist Kohle aus Kolumbien vor allem, weil diese Kohle aus den Departments La Guajira und Cesar nicht ohne Grund „Blutkohle“ genannt wird. UmweltschützerInnen und MenschenrechtsaktivistInnen schlagen Alarm.

Besonders die selbsternannten „Werte-Grünen“ mit Ministerin Baerbock vorneweg, sollte wissen, dass diese Kohle seit Jahren wegen Verstößen gegen Umweltschutz und Menschenrechte in der Kritik steht. Die Bundesregierung gibt sich in dieser Hinsicht allerdings unwissend. Als die Linke anfragte, welche Kenntnisse die Bundesregierung über die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in der Mine El Cerrejón habe, dem größten Steinkohletagebau Lateinamerikas, beschränkte sich die Antwort auf diesen einen Satz: „Über die Medienberichterstattung hinausgehende Erkenntnisse liegen der Bundesregierung nicht vor.“ (TAZ v. 11.08.22.) Hinsichtlich der Informationsdefizite in Sachen Umwelt- und Menschenrechte kann den Ministern Baerbock und Habeck abgeholfen werden. Diverse NGOs haben ein Faktenblatt über „Steinkohle aus Kolumbien“ herausgegeben. Danach zerstören die Tagebaue riesige Landflächen. Die lokale Bevölkerung wird teilweise mit Gewalt vertrieben. Aus der Region César ist bekannt, dass paramilitärische Einheiten rund um Tagebaue eingesetzt werden. 2017 wurden dort Mi­nen­geg­ne­r:in­nen erschossen.

Hinweis: Seit 14. Juli erlaubt eine Verordnung, dass Steinkohlekraftwerke aus der sogenannten Netzreserve wieder in Betrieb gehen können, um Erdgas einzusparen. Als Ersatz für Strom aus Erdgas steht das erste Steinkohlekraftwerk aus der Reserve vor dem Neustart. Es handelt sich um das Kraftwerk Mehrum vor Braunschweigs Haustür in Hohenhameln (Landkreis Peine), das dem tschechischen Energiekonzern EPH gehört. Das Kraftwerk hat eine Nettoleistung von 690 Megawatt. 2018 erzeugte es so viel Strom, dass damit theoretisch mehr als eine halbe Million Musterhaushalte mit Strom versorgt werden konnten.

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