Blume des Jahres 2017 – Der Klatschmohn

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Der Klatschmohn gibt sich mit wenig zufrieden. In seinem ursprünglichen Lebensraum ist er dennoch nur noch selten anzutreffen – die Loki Schmidt Stiftung hat ihn daher zu Blume des Jahres 2017 gewählt. Aber auch im Garten lässt sich die Sommerblume ziehen.
Kaum eine Blume ist schon von weitem so gut zu erkennen wie der Klatschmohn (Papaver rhoeas). Mit ihrer knallroten Blüte sticht die Sommerblume, auch gern Mohnblume oder Klatschrose genannt, aus ihrer Umgebung heraus. Klatschmohn gilt als klassisches Ackerkraut, ist inzwischen aber auch in vielen Gärten zu Hause.

Ursprünglich stammt die wärmeliebende Pflanze aus dem Mittelmeerraum. „Der Klatschmohn drang zusammen mit dem Getreide während der Jungsteinzeit nach Norden vor, also irgendwann zwischen 4500 und 3000 vor Christus“, erklärt Marja Rottleb vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). Heute ist der Klatschmohn weltweit verbreitet. „Bei uns kommt er bis zu einer Höhe von ungefähr 1000 Metern vor, darüber hinaus wird es ihm zu kalt.“

Bis zu 80 Zentimeter hoch

Der Name verrät es schon: Klatschmohn gehört zu den Mohngewächsen. Die krautige Pflanze kann mit Blüte bis zu 80 Zentimeter hoch werden. Bricht der filigrane, borstig behaarte Stängel, tritt eine klebrige, milchige Flüssigkeit aus, die Alkaloide enthält. „Der Milchsaft ist giftig, enthält aber kein Morphium wie der Schlafmohn“, erläutert Pflanzenexpertin Beate Kollatz vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie.

Dennoch gelten die jungen, gefiederten Blätter vor der Blüte als genießbar. „Die Blätter können in geringen Mengen roh gegessen werden und schmecken ein wenig nach Haselnuss“, sagt Kollatz. „Die Blütenblätter kann man als essbare Dekoration verwenden.“ In kleinen Dosen soll die Mohnblume auch gegen Husten helfen und eine beruhigende Wirkung haben. „Früher hat man kleinen Kindern Klatschmohn in den Milchbrei gegeben, damit sie gut schliefen.“

Überlebenskünstler

Auch wenn er ursprünglich mit dem Getreide nach Europa kam, ist Klatschmohn hierzulande immer seltener auf Feldern zu sehen. Als Ursache dafür gelten die intensive, technisierte Landwirtschaft und der Einsatz von Dünge- und Spritzmitteln gegen Ackerwildkräuter. „Eine ganze Lebensgemeinschaft, die uns seit Tausenden Jahren begleitet, droht zu verschwinden“, sagt Axel Jahn, Geschäftsführer der Loki Schmidt Stiftung. Die Mohnblume selbst ist zwar nicht vom Aussterben bedroht. Die Stiftung hat sie dennoch zur Blume des Jahres 2017 ernannt – als populären Stellvertreter für rund 350, zum Teil hochspezialisierte Arten, die nur auf Ackerflächen überleben können.

Aber anders als diese Wildkräuter ist Klatschmohn ein Überlebenskünstler. „Klatschmohn stellt nur wenige Ansprüche“, erklärt Jahn. „Heute ist er zum Beispiel auch auf Brachen, Schuttplätzen und auch in Gärten anzutreffen.“ Eine Bedingung muss aber erfüllt sein, damit aus einem feinen Samenkorn eine Mohnblume wachsen kann. „Der Boden muss offen sein. Auf einer Wildblumenwiese, Rasen oder einer anderen geschlossenen Pflanzendecke kann er sich nicht durchsetzen“, sagt Jahn.

Ein Symbol

Diese Eigenschaft machte die Pflanze zu einem Symbol: Da Mohn die erste Pflanze gewesen sein soll, die auf den frisch aufgeschütteten Hügeln der Soldatengräber im Ersten Weltkrieg erblühte, trägt man im englischsprachigen Raum im November zur Erinnerung eine stilisierte Mohnblüte an der Jacke. Mit dieser „Remembrance Poppy“ will man insbesondere an die Gefallenen der beiden Weltkriege erinnern.

In einem brach liegenden Garten kann man die Pionierpflanze gut einsetzen, um offene Flächen schnell zu begrünen – und so die Zeit bis zur dauerhaften Bepflanzung überbrücken. Aber auch später findet die Klatschrose mit ihrer tiefen Pfahlwurzeln noch einen Platz, zum Beispiel in Blumenrabatten oder zwischen Stauden. „In einem Naturgarten ist der Klatschmohn in Kombination mit Ringelblume, Saatwucherblume, Kornblume und der Schleifenblume gut aufgehoben“, sagt die NABU-Gartenexpertin Rottleb. Der ideale Standort ist sonnig, mit relativ stickstoffreichem Boden.

Lichtkeimer

Der Mohn ist ein Lichtkeimer, die Samen kommen also nicht unter die Erde. „Das Saatgut sollte flach ausgesät und nur leicht angedrückt werden“, erläutert Kollatz. Sie empfiehlt, dass Saatgut ab März gestaffelt auszubringen, damit sich den ganzen Sommer hindurch frische Blüten bilden können. Ansonsten gilt die Mohnblume als pflegeleicht – mit trockenen Phasen kommt sie gut zurecht, Nachdüngen ist nicht notwendig. Im Gegenteil: Zu viel Dünger bekomme dem Wildkraut gar nicht, sagt Kollatz. „Die Pflanze wird sonst zu mastig, verliert an Standkraft und fällt um.“

Klatschmohn blüht ab Ende Mai und bis Juli. Die hauchdünnen, duftlosen Blüten sind nur wenige Tage haltbar. Als Schnittblumen für die Vase eignet sich der Klatschmohn daher nicht.

Kelchblätter

Das Öffnen der Blüte ist dafür ein kleines Spektakel: Die herunterhängende grüne Knospe richtet sich auf und wirft die beiden Kelchblätter ab, so dass sich die vier zusammengeknautschten Kronblätter entfalten können. „Die Blüte mit dem charakteristischen schwarzen Basalfleck erinnert an eine Tulpe, ist aber sehr viel empfindlicher“, erklärt Kollatz. Klatschmohn bildet übrigens keinen Nektar, gilt aber als wertvoller Pollenlieferant für Bienen.

Nach der Blüte entwickelt sich eine Samenkapsel, die bis zu 2000 Samenkörner enthalten kann. Die Verteilung übernimmt der Wind: Er dringt durch die feinen Öffnungen unter dem tellerartigen Deckel ein und trägt die gerade mal bis zu einem Millimeter großen Samen mit sich. Wer verhindern möchte, dass sich Klatschmohn im Beet unkontrolliert ausbreitet, kann die Samenkapsel vor der Reife abschneiden.

Eine Samenpostkarte des Klatschmohns und eine Samenmischung verschiedener Ackerwildblumen können bei der Loki Schmidt Stiftung kostenlos unter www.loki-schmidt-stiftung.de/ bestellt werden.

 

 

 

 

 

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