Bauernbashing

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Traktorendemo in Berlin. Foto: Uwe Meier

Der gesellschaftliche Druck auf die Landwirte nimmt seit Jahren zu und das wird so bleiben. Landwirte seien „Buhmann der Politik und vieler NGOs“ kritisiert die Initiative „Land schafft Verbindung“, die den Protest ins Leben gerufen hat. Die permanente negative Stimmungsmache, das Bauernbashing, führt zu Ärger und Frustration. Der Beruf des Landwirts verliere an Attraktivität.

Der Ärger richtet sich gegen die Pläne der Bundesregierung unter anderem für mehr Natur- und Tierschutz in der Landwirtschaft und zum Schutz des Grundwassers vor Nitrat, das etwa durch Überdüngung in den Boden gelangt. Die aktuelle Politik gefährde Familienbetriebe, warnten die Demonstranten. Das sind die Knackpunkte:

Verschärfung der Düngeverordnung

Im Ringen um einen besseren Schutz des Grundwassers hat die Bundesregierung Mitte September weitere Vorschläge für schärfere Düngeregeln an die EU-Kommission geschickt. Denn die hatte Deutschland wegen zu hoher Nitratwerte verklagt. Um den Eintrag zu reduzieren, sollen nun längere Sperrzeiten für das Düngen auf Wiesen und Weiden im Herbst und Winter gelten. Auf Streifen in Gewässernähe soll das Düngen mit Gülle, Jauche und Co. verboten werden.

Pflanzenschutzmittel

Das Agrarpaket von Umwelt- und Landwirtschaftsministerium sieht unter anderem Einschränkungen für Glyphosat vor. Der heftig umstrittene Unkrautvernichter soll ab 2024 verboten sein – dann, wenn die EU-Zulassung ohnehin ausläuft. Vorgesehen ist auch ein Verbot von Unkraut und Insektengiften, insbesondere den Neonicotinoiden, die in den 80er Jahren die hoch giftigen Phosphorsäureester (z.B. E 605) abgelöst hatten.

Lobbyarbeit des Bauernverbandes

Jahrzehntelang haben konservative Agrarpolitiker, Berater, Landwirtschaftskammern und Banken die Intensivierung der Landwirtschaft und die Konzentration von viel zu vielen Tieren auf engem Raum gefördert. Obwohl die Wasserwerke in diesen Intensivregionen mit hoher Viehdichte – Vechta, Cloppenburg, Münsterland – schon seit Jahrzehnten vor zu viel Nitrat warnen, wurden immer neue Ställe für Tausende von Tieren genehmigt.

Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass in den vergangenen Jahren von der Bevölkerung, also den Kunden, ein Stopp des Kükenschredderns, der Ferkelkastration ohne Betäubung, des Tierwohls mit tiergerechten Haltungsformen und Antibiotikareduktion gefordert wurde. Der Bauernverband, der im Ministerium ein- und ausgeht hat kurzsichtig vieles Sinnvolle verhindert.

Kritiker der industriellen Agrarwirtschaft wie Greenpeace oder die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (AbL), führen die Bauernproteste gegen Umweltauflagen auf eine „seit Jahrzehnten fehlgeleitete Agrarpolitik“ zurück. Seit Jahren wird jeweils vor der „Grüne Woche“ in Berlin die Demonstration „Wir haben es satt“, durchgeführt. Fast ohne Wirkung.

Nicht die Umweltanforderungen sondern der Grundsatz „Wachse oder weiche“ habe die Mehrzahl der bäuerlichen Familienbetriebe seit den 1970er-Jahren in den Ruin getrieben, sagte Greenpeace-Experte Martin Hofstetter. „Ein desaströser Kurs, den der Deutsche Bauernverband mit seiner Lobbyarbeit aktiv unterstützt hat.“

Der Frust der Bauern ist verständlich“ (Tanja Busse im „Der Freitag“), doch ist ein Umdenken erforderlich.

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