„Aufstand für Frieden“ in Berlin: Wagenknecht gegen „Kriegsbesoffenheit“

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Friedenstaube Foto: Pixabay

Claudia Wangerin auf Telepolis:

Großkundgebung am Brandenburger Tor: Zehntausende für Diplomatie, nicht alle gegen Waffenlieferungen. Nationalsymbole unerwünscht, dafür Friedens- und Regenbogenfahnen.

Der behördliche Auflagenbescheid schloss nur bestimmte Nationalfahnen vom „Aufstand für den Frieden“ an diesem Samstag am Brandenburger Tor aus – etwa die der Russischen Föderation und die von Belarus, allerdings auch Symbole der Sowjetunion, die mit dem aktuellen russischen Angriffskrieg nichts zu tun hat. Nationalfahnen waren aber auf der Großkundgebung generell unerwünscht – einschließlich der deutschen Flagge.

Darauf machten Ordner aufmerksam, als sich der Platz schon eine halbe Stunde vor Beginn der von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer beworbenen Protestaktion zu füllen begann.

Vor allem weiße Friedenstauben auf blauem Grund und regenbogenfarbene Pace-Fahnen waren im Schneeregen zu sehen. „Ihr seht fantastisch aus“, begrüßte die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen (Die Linke) gegen 14 Uhr die Teilnehmenden – es seien um 50.000. Die Polizei sprach von 13.000 Teilnehmern.

Das „Manifest für Frieden“ von Wagenknecht und Schwarzer war auf der Plattform change.org mehr als 640.000 mal unterzeichnet worden. Darin wird nicht viel mehr gefordert als eine diplomatische Initiative für einen Waffenstillstand in der Ukraine, Friedensverhandlungen – und ein Stopp der „Eskalation der Waffenlieferungen“.

Emma-Gründerin Alice Schwarzer stellte auf der Bühne noch einmal klar, dass auch sie nicht grundsätzlich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ist. Sie nannte es „durchaus richtig, den von Russland brutal überfallen Ukrainern mit Waffen zur Seite zu stehen – zunächst, um sich zu verteidigen“. Es sei aber auch richtig, „nach einem Jahr Tod und Verwüstung nach dem Ziel dieses Krieges zu fragen und nach seiner Verhältnismäßigkeit“.

Wagenknecht: Gefahr einer Ausweitung des Krieges „verdammt groß“

Die Linke-Politikerin Wagenknecht betonte, es gehe darum, „das furchtbare Leid und das Sterben in der Ukraine zu beenden“. Statt „einen endlosen Abnutzungskrieg mit immer neuen Waffen zu munitionieren“, sei es Zeit für Verhandlungen. Dabei gelte es auch, die Gefahr einer Ausweitung des Krieges auf ganz Europa und womöglich die Welt zu bannen, denn dieses Risiko sei „verdammt groß“. (Quelle Telepolis)

Nachtrag 27.Febr. Die Berliner Zeitung schreibt: „Die Polizei rechnete mit 10.000 Teilnehmern, am Ende wurden es nach Aussage der Berliner Polizeisprecherin Anja Dierschke kurz nach der Demo rund 13.000, weit entfernt von den 50.000 Menschen, die der Veranstalter verkündet hatte. Nach Informationen der Berliner Zeitung aus Sicherheitskreisen sind jedoch die Veranstalterangaben korrekt.“ (b.k.)

2 Kommentare

  1. Die Berliner Zeitung schreibt: „Die Polizei rechnete mit 10.000 Teilnehmern, am Ende wurden es nach Aussage der Berliner Polizeisprecherin Anja Dierschke kurz nach der Demo rund 13.000, weit entfernt von den 50.000 Menschen, die der Veranstalter verkündet hatte. Nach Informationen der Berliner Zeitung aus Sicherheitskreisen sind jedoch die Veranstalterangaben korrekt.“

  2. „kreatives Zählen“, ‚junge Welt‘, 27.Feb 2023:

    Eine Demonstration für Waffenlieferungen und eine Fortsetzung des Krieges …, die am späten Freitag nachmittag mit rund 7.000 Menschen durch Berlin-Mitte gezogen war, schätzte die Berliner Polizei nach oben abweichend auf 10.000 Teilnehmer.

    Für die wesentlich größere Kundgebung … »Manifest für Frieden«, die am Sonnabend nachmittag stattfand, nannte die Polizei 13.000 Teilnehmer. Sie »verschätzte« sich damit einmal mehr – diesmal allerdings deutlich nach unten.

    Dabei schien die Polizei vor Ort den starken Zustrom durchaus zur Kenntnis zu nehmen. Schon gegen 14 Uhr ließ sie ankommende Teilnehmer nicht mehr durch den nördlichen Teil des Tiergartens auf direktem Weg zur Kundgebung laufen, …. Ein dort eingesetzter Polizist begründete das auf Nachfrage damit, dass es bereits »zu voll« sei. Am S- und U-Bahnhof Brandenburger Tor hielten zu diesem Zeitpunkt mit Verweis auf die Überfüllung keine Züge mehr. Dennoch nannte die Berliner Polizei im Anschluss die Zahl von 13.000 Demonstranten, die eine Absperrung der Zugangswege beziehungsweise die Sperrung des Bahnhofs gar nicht nötig gemacht hätte.

    Auch in anderer Hinsicht war die Polizeikommunikation offenbar irreführend:

    Unter Berufung auf die Polizei verbreitete etwa die Nachrichtenagentur dpa, dass sich »eine Gruppe linker Gegendemonstranten« eine »lautstarke Auseinandersetzung« mit Jürgen Elsässer, Herausgeber des rechten Compact-Magazins, geliefert habe. So wurde der Eindruck erweckt, Elsässer sei als akzeptierter Teilnehmer der Wagenknecht-Schwarzer-Kundgebung von »Gegendemonstranten« konfrontiert worden.

    In Wirklichkeit war es so, dass er sofort nach seinem Auftauchen von antifaschistischen Kundgebungsteilnehmern eingekesselt wurde.

    Der Bitte der Versammlungsleitung, Elsässer zu entfernen, entzog sich die Polizei.

    https://www.jungewelt.de/artikel/445706.friedensbewegung-kreatives-z%C3%A4hlen-in-berlin.html

    Schade eigentlich. Das mit dem Elsässer, meine ich.

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