
Wie jedes Jahr versammelten sich auch an diesem Sonntag um 11 Uhr eine kleine Schar von Drogenabhängigen, Mitarbeitern der AIDS-Hilfe und Drobs Braunschweig sowie Angehörige der Magnigemeinde und Interessierte auf dem Windmühlenberg, um im Rahmen einer kleinen Feier der verstorbenen Drogenabhängigen zu gedenken.
Pastor Böger stellte in seiner Ansprache ein Zitat von dem Schriftsteller Enzensberger in den Mittelpunkt: Jeder Mensch ist ein Experte! Gemeint sind damit nicht hochspezialisierte Techniker oder Wissenschaftler mit vielen Ehrungen in der Öffentlichkeit, sondern die unauffälligen Typen, die eher im privaten sich auf bestimmten Gebieten große Fertigkeiten angeeignet haben. Solche Menschen finden sich auch unter den Drogenkonsumenten. Und sie haben ihre speziellen Überlebensstrategien entwickelt. „Nicht zuletzt sind sie Experten in ihrer Art zu leben und gewinnen dadurch eine Einmaligkeit, in der sie von Gott geliebt werden“.
Thomas Fabian (AIDS-Hilfe) wies auf die Probleme mit der für die Drogenszene relativ neuen Substanz Fentanyl hin, ein synthetisches Opiat mit tödlichen Atemlähmungen nach dem Konsum von bereits sehr kleinen Dosierungen. Diese Substanz ist in den USA für die sogenannte Opoidkrise verantwortlich, verbreitet sich auch auf der deutschen Drogenszene und wird auch in Braunschweig konsumiert.
Nicole Scornavacche und Lisa Wahlbröhl (Drobs Braunschweig) berichteten mit Kurzbeiträgen über die Lebensschicksale der neun Braunschweiger Drogentoten aus dem Jahr 2018. Auffällig war in diesem Jahr das oft junge Alter der Verstorbenen.
Der Windmühlenberg ist ein Ort in Nachbarschaft der Drobs, aber auch in Nachbarschaft des Braunschweiger bürgerlichen Wohnmilieus an Löwenwall und Adolfstraße. Dieser Ort drückt aus, wo die Drogenabhängigen hingehören: mitten in die Gesellschaft!