Vier Lehren aus dem Afghanistan-Desaster

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Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Screenshot Tagesschau 30.06.2021

Von Harald Neuber auf Telepolis

Während westliche Truppen aus Afghanistan fliehen, zieht die Bundeswehr in den nächsten umstrittenen Einsatz. Das ist möglich, weil eine Debatte über Fehler und Konsequenzen ausbleibt

Zwei Zitate haben hierzulande die Debatte über den gescheiterten Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan maßgeblich geprägt. Das eine stammt vom damaligen Verteidigungsminister Peter Struck aus dessen Regierungserklärung am 1. März 2004.

„Unsere Sicherheit“, sagte der Sozialdemokrat damals, „wird nicht nur, aber auch am Hindukusch verteidigt“. Zu diesem Zeitpunkt waren deutsche Soldatinnen und Soldaten gut zwei Jahre in dem zentralasiatischen Land stationiert.

Knapp sechs Jahre später nahm sich die damalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, des Themas an – und kam zu einem radikal anderen Schluss:

„Nichts ist gut in Afghanistan. (…) Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen.“

Der damalige Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU), konterte, Käßmann mache es sich zu einfach, wenn sie die Botschaft vermittelt, „man könne sich kurzfristig aus Afghanistan zurückziehen, ohne sich schuldig zu machen“.

„Wenn die internationale Gemeinschaft in Afghanistan scheitert, würde das mit Sicherheit zu einer neuen Welle terroristischer Anschläge führen“, konstatierte Hans-Ulrich Klose, der damals für die SPD-Fraktion für Außenpolitik zuständig war.

Nun ist die angebliche internationale Gemeinschaft, die zu Höchstzeiten noch nicht einmal ein Viertel der UNO-Mitgliedsstaaten ausmachte, regelrecht aus Afghanistan geflohen. Weiter auf Telepolis

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