– Die Spielzeit 2025/26 im Staatstheater Braunschweig –
Die Türen des Lebens aufmachen. Manche sind unsichtbar, andere erst sichtbar unter bestimmten Voraussetzungen und Umständen. Und um eine Tür öffnen zu können, müssen wir sie ja auch erst mal sehen.
Darum geht es in der neuen Spielzeit. Sichtbar machen. Horizonte erweitern. Unsere zunehmend auseinanderdriftende Gesellschaft verbinden. Komplexe Geschichten differenziert erzählen. Perspektiven eröffnen. Freude bereiten. Lebensgefühle ausdrücken. Spielerisch Welten entdecken.
Theater kann das. Das facettenreiche neue Programm des Staatstheaters zeigt es beispielhaft.

“Und was ist hinter den Türen, die das Leben uns aufmacht?“
Das will der verzweifelte Kriegsheimkehrer Beckmann wissen in Wolfgang Borcherts berühmten Schauspiel „Draußen vor der Tür“, einem Text von starker poetischer Kraft. Premiere ist am 20. September im Kleinen Haus.
33 Neuproduktionen stehen auf dem Spielplan, darunter 12 Uraufführungen und 14 Wiederaufnahmen. Dazu die Konzerte des Staatsorchesters Braunschweig: Sinfoniekonzerte, Kammer- und Klimakonzerte und JUNGE! Konzerte.
Gesamt fast 600 Vorstellung in der komprimierten Spielzeit von Mitte September 2025 bis Mitte Juni 2026.

Offizieller Spielzeitauftakt ist der 14. September, wenn das 1. Sinfoniekonzert im Saal und live als Außenübertragung das anschließende Theaterfest einläutet, das wieder als »Kulturmeile« entlang des Museumsparks stattfindet.
Grenzen lotet das Musiktheater aus. Generalmusikdirektor Srba Dinić und Regisseurin Franziska Angerer erarbeiten eine Neuproduktion von Alban Bergs »Wozzeck«, seit der Uraufführung vor 100 Jahren ein Meilenstein des modernen Musiktheaters.

Musiktheater-Regisseurin Eva-Maria Höckmayr gibt ihr Braunschweig-Debüt mit einer Inszenierung von »Peter Grimes«, von Benjamin Britten, einem packend-verstörenden Opernthriller.
Im Dezember ist Premiere der „Fledermaus“, sicher eine der Operetten überhaupt. Regie: Katharina Schmidt.
2026 wäre der 100. Geburtstag Norma Jeane Mortensons, die als Marilyn Monroe zur Ikone geworden ist. Gavin Bryars revuehafte Kammeroper wird im Kleinen Haus inszeniert von Marie Gedicke.
Endlich wieder Belcanto – mit Vincenzo Bellinis »I Capuleti e i Montecchi« (Romeo und Julia). Regie Jan Eßinger, im vergangenen Jahr für das Burgplatz Open Air verantwortlich.
Mit »Innocence« der (im letzten Jahr verstorbenen) Komponstin Kaija Saariaho wird erstmals eine große Oper einer Komponistin im Großen Haus gezeigt und die Linie exzellenter zeitgenössischer Werke von gesellschaftlicher Relevanz fortgeführt. Regie führt Dagmar Schlingmann.

Das Theater bietet die Möglichkeit, die menschliche Erfahrung in all ihren Höhen und Tiefen darzustellen. Theaterstücke ermöglichen Zuschauer*in, sich in Charaktere hineinzuversetzen, eigene Erfahrungen und Emotionen zu reflektieren.
Passend dazu: Krieg und Liebe bestimmen die Schauspiel-Saison 25/26. Es geht um Ausnahmesituationen des Menschlichen: Zerbrechen wir daran oder wachsen wir über uns hinaus?
Schon im Eröffnungsstück schleichen sich der Krieg und seine Verwerfungen in die privatesten Beziehungen: in Lessings Lustspiel »Minna von Barnhelm«. Christoph Diem inszeniert.
Sexuelle Gewalt und wie schwer sie juristisch zu greifen ist, zeigt Suzie Millers Monolog »Prima Facie« im Aquarium.
In Becketts »Warten auf Godot« (Regie: Matthias Rippert) wendet sich das existentielle Warten ins Absurd-Komödiantische.

Zwischen Leichtigkeit und Härte changieren Irmgard Keuns »Kunstseidenes Mädchen« und Daniel Kehlmanns Kriegspanorama und Narrenstück »Tyll« zum Abschluss der Saison.
Wie sehr der Mensch des Menschen Gefängnis ist, manifestiert sich in der Adaption von Stanislaw Lems genialem Science-Fiction-Roman »Solaris« und in Franz Kafkas literarischem Kosmos, den Rebekka David in »Zeit für Monster« auf die Bühne bringt.
Drei Uraufführungen und die Neuausgabe des Festivals »Preis der jungen Dramatik« widmen sich zeitgenössischen Autor:innen: »brand« von Volker Schmidt blickt in ein Europa der Zukunft und stellt vor allem junge Gefühlswelten in den Fokus.
Daniele Szeredy entwickelt ein Stück über eine politische Radikalisierung (»hamlet. the rest is silence.«).
Felicia Zeller schreibt für das Staatstheater mit »Der Widerspruchsausschuss« über Bürokratie-Irrsinn im Gesundheitswesen.
Das Tanztheater präsentiert sechs Uraufführungen und eine Braunschweiger Erstaufführung. Gregor Zölligs »Das Rauschen der Stadt« ertanzt, wie der gestaltete Stadtraum das Lebensgefühl, Verhalten und Denken seiner Bewohner:innen beeinflusst.
Inspiriert von den Impulsen der ca. 300 Braunschweiger:innen, die sich in einer Online- Umfrage mit der Wechselwirkung zwischen Stadt und Raum auseinandergesetzt haben, erarbeiten das Tanzensemble und das Staatsorchester Braunschweig unter der Leitung von Alexis Agrafiotis eine poetisch-tänzerische Hommage an die Geschichte, Atmosphäre und Zukunft der Stadt.
Können digitale Spuren des Menschen eine neue Form von Präsenz oder gar Wiedergeburt ermöglichen? Melanie Lane erforscht mit »Styx« den Übergang zwischen Leben und Tod, Körper und Geist, verknüpft antike Mythologie mit aktuellen Fragen zur digitalen Nachlassverwaltung.
»Triple Impact« feiert die Vielfalt und Kreativität dreier herausragender Choreografen: Andonis Foniadakis, Tú Hoàng und Ihsan Rustem.
Mit den »tanzwärts!«-Produktionen »Kiss me good night« und »Stadt.Land.Oker« werden erneut Tanzbegeisterte aus Braunschweig und Umgebung auf die Bühne gebeten, um sich mit Körper und Bewegung künstlerisch auszudrücken.
Das JUNGE! Staatstheater startet mit einem mobilen Tanzstück: »Wirbelnde Wörter« von der preisgekrönten Choreografin Ceren Oran lädt auf spielerische Art und Weise ein, das Klassenzimmer und die Bedeutung von Worten neu zu entdecken und Tanz als Kommunikationsmöglichkeit kennenzulernen.

Astrid Lindgrens Kinderbuchklassiker »Pippi Langstrumpf« in einer Inszenierung von Deborah Epstein wird das Weihnachts-Stück für die ganze Familie.
Der Spielplan im JUNGEN! Schauspiel setzt sich intensiv mit den Narrativen unserer Zeit auseinander: »Wildbestand oder Von einer, die auszog, eine Zukunft zu finden« ist eine erfrischende Theatererzählung von Esther Becker über die Auswirkungen von Migration.
Die spartenübergreifende Stückentwicklung »Im Namen der Liebe« erforscht in Wort, Bewegung und Boyband-Songs die verschiedenen zwischenmenschlichen und selbstbezogenen Facetten der Liebe.
Im JUNGEN! Konzert wird ab dem Kindergartenalter »Der dicke fette Pfannkuchen«, »Das kleine Ich bin Ich« und für Schüler:innen »Die Bremer Stadtmusikanten« gezeigt.
Ergänzt wird das mit einem szenischen Konzert von, mit und für Jugendliche ab 13 Jahren: »Swings im Grünen Jäger« erzählt von Braunschweigs Lindy Hop-Vergangenheit (Lindy Hop ist ein Tanzstil aus den 1930ern, Vorläufer von Jive, Boogie-Woogie und des akrobatischen Rock ’n‘ Roll).
Das JUNGE! Musiktheater setzt mit dem Rockmusical »Frühlings Erwachen« nach Frank Wedekind die erfolgreiche Musical-Reihe fort – wieder unter Beteiligung des Kinder- und Jugendchors Belcanto.

Eine besondere Uraufführung ist: »K:lebt!« – eine Komposition von Alex Paxton. Als raumgreifendes Musiktheaterereignis beschäftigt es sich mit den Bedingungen für gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Das Staatsorchester Braunschweig gibt den zehn Sinfoniekonzerten der Spielzeit jeweils ein eigenes Motto.
Es beginnt mit dem Eröffnungskonzert am Theaterfest unter dem Motto »Leidenschaft« mit Pjotr Tschaikowskis »Manfred«-Sinfonie.
Gerd Schaller ist im 5. Sinfoniekonzert »Unvollendet« eingeladen, Anton Bruckners Sinfonie Nr. 9 mit dem von ihm vervollständigten letzten Satz zur Aufführung zu bringen.

Olga Scheps, kommt wieder nach Braunschweig und wird im 7. Sinfoniekonzert unter dem Motto »Frühlingsgefühle« Frederic Chopins Klavierkonzert Nr. 1 spielen, eingerahmt von Karl Goldmarks Konzertouvertüre »Im Frühling« und Hector Belioz ́ Symphonie fantastique.
Ein Programm mit starken Frauen erwartet das Publikum im 9. Sinfoniekonzert »Klangvolle Pionierinnen«: Die Gastdirigentin Nefeli Chadouli dirigiert Grażyna Bacewiczs Ouvertüre für Orchester, Konstanze von Gutzeit spielt Antonín Dvořáks Cellokonzert und das Hauptwerk des Konzertes ist Dora Pejačević‘ Sinfonie in fis-Moll.
Das 2. Sinfoniekonzert »Nordlichter« leitet der 1. Kapellmeister Alexander Sinan Binder. Neben einem Programm mit skandinavischen Komponisten ist dieses Konzert auch das Preisträger:innenkonzert des Louis-Spohr-Musikpreises der Stadt Braunschweig.
Im Januar 2026 gibt es wieder ein Klimakonzert, das die international gefragte Cellestin Tanja Tetzlaff gemeinsam mit den bekannten Naturfilmer:innen Jan und Melanie Haft gestaltet.
Der Vorverkauf für die Spielzeit 25/26 startet am Samstag, 14. Juni 2025 über www.staatstheater-braunschweig.de, die Theaterkasse, das Kartentelefon 0531 1234 567 sowie über besucherservice@staatstheater-braunschweig.de.
Mehr Infos unter: www.staatstheater-braunschweig.de