Bildungsstreik soll neues Schulgesetz in Niedersachsen verhindern
Eine Gruppe SchülerInnen schreit: „Haltet den Dieb, er klaut unsere Bildung!“ und verfolgt den flüchtenden Ministerpräsidenten am Wochenende durch die Braunschweiger Innenstadt. Dieser wird durch einen Schauspieler mit Christian-Wulff-Maske dargestellt; die Bildung durch einen entsprechend beschrifteten Bollerwagen symbolisiert. „Er hat uns schon die Lehrmittelfreiheit geklaut, das gebührenfreie Studium, etliche Lehrerstellen und ein ganzes Schuljahr genommen – wir müssen ihn aufhalten!“, rufen die SchülerInnen erneut.
Die Aktion soll auf die Demonstration „Bildungsstreik“ am Mittwoch, den 17. Juni hinweisen. An diesem Tag werden bundesweit in mehr als 100 Städten SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen, Studierende und Auszubildende auf die Straße gehen. Sie fordern kostenlose Bildung, mehr Zeit zum Lernen, mehr Lehrer und kleinere Klassen.
Protest in 30 niedersächsischen Städten soll neues Schulgesetz stoppen
In Niedersachsen kommt noch die Forderung hinzu, das neue Schulgesetz zu stoppen, welches der Landtag mit den Stimmen der CDU/FDP-Mehrheit in den kommenden Tagen beschließen möchte. „Das Turboabitur macht uns aufgrund der nicht reduzierten Stoffmenge bereits an den Gymnasien zu schaffen. Die geplante Einführung der gekürzten Schulzeit an den Gesamtschulen durch frühe Trennung der Klassengemeinschaft, zerstört deren Grundidee. Die ebenfalls geplante Abschaffung der so genannten Vollen Halbtagsschulen, also gut ausgestatteter Grundschulen, ist ebenfalls ein Bildungspolitischer Kahlschlag“, sagt Schülerin Franziska Rein vom Bildungsbündnis AK-Schulstreik, das die Braunschweiger Demonstration organisiert. In Niedersachsen demonstrieren laut Landesschülerrat rund 30 Städte (siehe: http://www.lsr-niedersachsen.de/index.php?id=135), darunter Wolfsburg, Gifhorn, Peine und Wolfenbüttel. Die SchülerInnen aus Helmstedt und Salzgitter-Bad haben ihre Teilnahme an der Braunschweiger Demonstration angekündigt.
Die Schülervertretungen aller Schulen haben am 17. Juni Gelegenheit, kurz die Missstände an ihren Schulen durchzusagen. Für die SchülerInnen reden Birte Meyer vom AK Schulstreik und Carolin Schöps vom Stadtschülerrat. Den Redebeitrag der LehrerInnen wird Eberhard Brandt, Vorsitzender der Bildungsgewerkschaft GEW in Niedersachsen halten. Weitere RednerInnen sind Regina de Rose (Stadtelternrat), Lysander Hock (AStA TU Braunschweig) und ein Vertreter der Auszubildenden aus dem Ortsjugendausschuss der IG-Metall.
Alle Informationen zur Braunschweiger Demo sind auf der Internetseite der OrganisatorInnen zu finden: www.akschulstreik.blogsport.de.
Die Demonstration beginnt nach den ersten beiden Unterrichtsstunden um 10.00 Uhr auf dem Kohlmarkt mit den ersten Redebeiträgen. Der Demostrationzug umrundet danach die Innenstadt und kehrt zu einer Abschlusskundgebung mit weiteren Redebeiträgen und Begleitprogramm zum Kohlmarkt zurück. „Im vergangenen Jahr reichte die Beschallung auf der Eröffnungskundgebung nicht aus, um die rund 10.000 Demonstranten zu erreichen. Darum nutzen wir unsere Bühne auf dem Kohlmarkt nun auch für den Beginn der Demo.“, erklärt die Gymnasiastin Kristina Sumpf vom AK Schulstreik die Veränderungen im Vergleich zum November 2008. Seit den damaligen Demonstrationen steht das Kultusministerium unter andauernden Druck und musste bereits einen Staatssekretär entlassen.