Die Romantik als Ursache der Impfskepsis?

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Gerd Altmann Pixabay

Seit Beginn der CoronaPandemie sehen wir sie auf Demos gemeinsam laufen: alternative Ökos, ImpfgegnerInnen, Neonazis und VerschwörungsideologInnen. Vermeintlich linke EsoterikerInnen protestieren mit rechten QAnon-AnhängerInnen. Es finden Menschen zusammen, die sonst eher selten gemeinsam auftreten. Es flattern Peace- und Regenbogen-Fahnen neben Reichskriegsflaggen. Doch wie passt das zusammen?

Warum werden vernunftbegabte Menschen, die fest im Leben stehen, vermeintlich plötzlich zu Feinden der Wissenschaft und auch der Demokratie? Ein Grafik-Designer aus meinem Bekanntenkreis lässt sich nicht impfen, weil die mRNA-Impfstoffe nicht ausreichend geprüft wurden und er belogen werde. Bei Rückfragen stellte sich heraus, dass er keinerlei Ahnung von Impfstoffen und Prüfung von Arzneimitteln hatte. Ebenso ein mir bekannter Architekt, der inzwischen in seiner Blase lebt und sich mit Notrationen für den in Kürze erwarteten Ernstfall eindeckt. Der hat wirklich Angst! Sogar eine Pharmazeutin ist unter den Impfgegnern. Spitzenforschung und Antirationalismus scheinen eng beieinander zu liegen – zumindest bei Corona. Denn auf die Ergebnisse von Forschung verlassen sie sich in ihrem Leben ansonsten tausenfach.

Den Gründen, der Skepsis und der Angst wurde nachgegangen. Der Falter in Wien, der WOZ in Zürich und die Taz fragen nach, ob die Impfskepsis eine Folge der deutschen Geistesgeschichte ist. Die Antworten von Fachleuten aus Geschichtswissenschaft, Sozialwissenschaft, Gesundheitspsychologie und Demoskopie zeigen: Den einen Grund für Impfskepsis gibt es nicht – ebenso wenig, wie es eine homogene Gruppe von Skep­ti­ke­rn gibt.

Spiegel-Journalist Mathieu von Rohr schreibt im Spiegel: Ursachen seien die „Spätfolgen der deutschen Romantik: Anthroposophie, Homöopathie, Impfgegnertum“.

Der Journalist Andreas Speit, hat jüngst das Buch „Verqueres Denken – Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus“ herausgebracht. Speit pflichtet von Rohrs These bei. Es gebe im deutschsprachigen Raum eine „klare geistesgeschichtliche Linie zwischen der Romantik und der Impfskepsis heute“, sagt er. In der romantischen Literatur sei „das Natürliche unglaublich verklärt und verabsolutiert“ worden. Lesen Sie von Christian Jakob: „Ursprünge der Impfskepsis: Eine deutsche Besonderheit.“

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