„Peng“ hinter der rekonstruierten Schlossfassade

0

Kaum ist die Katze (BZ-Lokal-Chefredakteur Ralph-Herbert Meyer) im Urlaub, tanzen die Mäuse (BZ-Redakteur/in Dr. Jonscher/Habermann) auf dem Tisch und berichten doch tatsächlich wahrheitsgemäß von einer „Silvesterfeier am neuen Ort hinter der rekonstruierten Schlossfassade“. Hoffentlich hat das OB Dr. Hoffmann nicht mitbekommen, der (einschließlich der grammatikalischen Unzulänglichkeit) zum Investitionsprogramm der Stadt Braunschweig meinte, „dass alle diese Investitionen freilich überstrahlt werden von der 200 Mio. Euro-Investition der Schlossarkaden und dem Wiederaufbau unseren Welfenschlosses.“

Wie dem auch sei, die Volkswagen Bank hatte als Veranstalter und Hauptsponsor zur großen Silvesterfeier „The Big Bäng“ in die Schloss-Arkaden – also in ein Kaufhaus – geladen und 2.800 Braunschweigerinnen und Braunschweiger waren der Einladung gefolgt. Die Mitteilung „The Big Bäng – der Vorverkauf hat begonnen“ hatte nämlich Grosses erwarten lassen: „Die ultimative Silvester-Party steigt in den Schloss Arkaden mit dem Besten, was Braunschweig musikalisch zu bieten hat. Den Neujahrs-Countdown zählen die beiden Ölper-12-Pöints-Lieblinge René und der charmante Moderator Jan van Assel an. Für das leibliche Wohl sorgen Tiziano, Heimbs Cafe, Playoff und Kilian´s Raffinerie. Neben einer Vielzahl an Bier, Prosecco-, Wein- und Champagner-Sorten zaubern die vier Gastronomie-Partner auch zahlreiche Cocktails bis in die frühen Morgenstunden.“

Mit einem kräftigen „Peng“ lösten sich derartige Träume jedoch auf. Kommentare:

  • „Und dann diese Gesichter von den Leuten, die 35 bis 40 Taler berappt haben, damit sie in einem Schloss den Jahreswechsel feiern können. Die sahen aus, als sie gemerkt haben, dass das kein Schloss ist, sondern ein Einkaufzentrum mit bettlakenverhangenen Läden.“ (Braunschweig-Board am 3.1.2008).
  • „Die Leute beim Big Bäng taten mir aber leid. Offizieller Beginn war um 20 Uhr, das Parkhaus öffnete aber erst gegen 20:30 Uhr. Der Stau vor dem Parkhaus ging dementsprechend um den ganzen Block und löste sich erst nach 22 Uhr auf. Gegen 1 Uhr war der Stau dann in die Gegenrichtung, an den Parkhausausfahrten. Immerhin war das Parken im Eintrittspreis inklusive. War die Party ansonsten eigentlich den Eintrittspreis wert?“ (Braunschweig-Board am 3.1.2008).
  • „Nein, für 35 bzw. 40 Euro war es das sicher nicht wert. ECE hat dafür ca. 100.000 € eingenommen, ein bissel Gage für die Künstler, die wir nicht mehr gesehen haben bleibt noch genug über in der Portokasse. Ich habe gehört, dass es noch nicht einmal einen Countdown gab oder ähnliches. Es war sehr arm…..und nicht zu empfehlen.“ (Braunschweig-Board am 3.1.2008).
  • „Zwei Toiletten für 2800 Gäste. Der Abend war gekennzeichnet von endlosen Warteschlangen…“ (Leserbrief in der BZ vom 3.1.2008).
  • „Würde mich nicht wundern, wenn einige Gäste gegen die Fassade gep**** haben.“ (Braunschweig-Board am 3.1.2008).
  • „Allerdings würde ich mir als Betreiber gut überlegen, ob ich 2800 Gästen mit 40 € Eintritt zwei Toiletten zur Verfügung stelle, oder noch ein paar Dixis oder Toilettenwagen an die Schlossarkaden bestelle.“ (Braunschweig-Board am 3.1.2008).
  • „40 Euro für NICHTS ist eine ganz schlimme Abzocke, die die VW-Bank nicht nötig und so auch wohl nicht erwartet hat. Die mickrigen gastronomischen Ausrichter waren völlig unerfahren und absolut überfordert mit 2800 Gästen! Jeder, den ich gesprochen habe, sagte: Nie wieder!!! Mit der ECE-Verwaltung hat das alles nichts zu tun, beschädigt aber dennoch den Ruf.“ (Braunschweig-Board am 4.1.2008).
  • „Wir waren am 31. Dezember Gäste des „Big Bäng“ in den Schloss-Arkaden und haben dort mit Abstand die schlechteste Silvesterfeier der letzten Jahre miterlebt. Ein paar weiße Gardinen vor den Geschäften, 2 Minibars und Musik vom Band, zu der niemand wirklich tanzte, keine Akrobaten wie angekündigt, keine Moderation und Unterhaltung. Die Cocktailmixer sowie die kulinarischen Genüsse, mit denen wir verwöhnt werden sollten, haben wir vergeblich gesucht. Das Ergebnis dieser für Braunschweig peinlichen Veranstaltung war eine Stimmung, die jeder Trauerfeier Konkurrenz gemacht hat.“ (Leserbrief in der BZ vom 3.1.2008).
  • „Zur Silvester-Party in den Schloss-Arkaden: Die Premiere ist nicht gelungen! Bars und Stehtische sind ja wohl das Minimum, was man erwarten kann. Ein weißes Bettlaken vor die Geschäfte zu hängen finde ich auch nicht sehr innovativ. Nach 20 Minuten an einer „Bar“ musste ich erfahren, dass die Zapfanlage leider nicht funktioniert und erst eine Neue geholt werden müsse. An der „Cocktail-Bar“ gab es keine alkoholfreien Cocktails. Ich habe 30 Minuten vor Mitternacht an einer solchen „Bar“ nach Sekt angestanden, um 10 Minuten vor 24 Uhr zu erfahren, dass der Sekt alle ist. Ein unhaltbarer Zustand: Zwei Toiletten für 2800 Gäste. Der Abend war gekennzeichnet von endlosen Warteschlangen, zu wenig und dann noch überfordertem Personal.“ (Leserbrief in der BZ vom 3.1.2008).

Und so weiter, und so weiter …

Matthias Lanzer, Geschäftführer der die Feier ausrichtenden Monofon GmbH, wiederholt monofon – pardon – monoton, man sei aber „im Großen und Ganzen dennoch zufrieden“. Einige Gäste hätten bis 4 Uhr morgens getanzt. Donnerwetter! Die Schloss-Arkaden leisteten Schützenhilfe mit einer Anzeige in der „Bürgerzeitung“ vom 4.1.2008: „Was für eine Party! Ein rauschendes Fest feierten rund 2800 Partygäste in der Silvesternacht in den Schloss-Arkaden. „The Big Bäng“ war bereits seit mehreren Wochen ausverkauft und das Stadtgespräch in Braunschweig und dem Umland. Und wirklich: Wer die Party miterlebte, wurde nicht enttäuscht. In den ganzen Schloss-Arkaden war Musik und gute Laune.“ Und Center-Manager Jens Preißler weiß an anderer Stelle der gleichen Anzeige zum Kaufhaus zu berichten: „Der Zuspruch der Menschen ist enorm“.

Missratende und belächelte Einweihung einer Quadriga, kostspieliges und wenig beachtetes Helikopter-Streichquartett, das Gerangel um einen Thronsessel, schief stehende Reiterstandbilder, Mummenschanz um die Säule der Christenheit und nun noch Big Bäng – der mediale Kultur-Auftritt Braunschweigs nimmt immer abenteuerlichere Formen an.

Möchten Sie den Artikel kommentieren

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.