Klage über die amerikakritischen Linken

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Von David Auerbach, Wangen/Allgäu

Jan Pfaff beklagt sich in einem Artikel in der TAZ über die Linken, die noch Amerika-kritisch sind:

„Zu Beginn verdammen sie Wladimir Putin als Aggressor, meist mit dem Satz: „Dieser Angriffskrieg ist durch nichts zu entschuldigen.“ Dann folgt ein großes Aber – und dieselben Textbausteine, die man schon all die Jahre verwendet hat: der vermeintliche Wortbruch der Nato nach der Wiedervereinigung, das Vordringen des Bündnisses in „russische Einflusssphären“, der Militarismus der USA und die Demütigung des stolzen Russlands.“

Dazu schreibt David Auerbach aus Wangen im Allgäu einen Leserbrief in der TAZ. Der wird jedoch nur in Auszügen gedruckt. Dem Braunschweig-Spiegel stellte er sodann den gesamten Leserbrief zur Verfügung, der unten veröffentlicht wird.

Vollständiger Leserbrief an den B-S: Richtig ist aber auch, dass diese Überzeugung von führenden außenpolitischen Experten der Welt seit Jahrzehnten geteilt wurde. Letzte Woche erschien beispielsweise ein Artikel in der New York Times (Lupenreines Demokratenblatt) mit dem Titel „This Is Putin’s War. But America and NATO Aren’t Innocent Bystanders“ (Aber Amerika und die NATO sind keine unschuldigen Zuschauer). Darin zitiert er George Kenan, den Architekten von Amerikas erfolgreicher Eindämmung der Sowjetunion, in einer Erklärung vom 2. Mai 1998, unmittelbar nachdem der Senat die NATO-Erweiterung ratifiziert hatte:

„Ich glaube, dies ist der Beginn eines neuen Kalten Krieges. Ich denke, die Russen werden allmählich ziemlich negativ reagieren, und das wird sich auf ihre Politik auswirken. Ich halte das für einen tragischen Fehler. Es gab überhaupt keinen Grund dafür. Niemand bedrohte einen anderen. Bei dieser Ausweitung würden sich die Gründerväter dieses Landes im Grabe umdrehen.

„Wir haben uns verpflichtet, eine ganze Reihe von Ländern zu schützen, obwohl wir weder die Mittel noch die Absicht haben, dies in irgendeiner Weise ernsthaft zu tun. Die [NATO-Erweiterung] war einfach eine leichtfertige Aktion eines Senats, der kein wirkliches Interesse an außenpolitischen Angelegenheiten hat. Was mich stört, ist, wie oberflächlich und schlecht informiert die gesamte Senatsdebatte war. Besonders gestört haben mich die Verweise auf Russland als ein Land, das darauf brennt, Westeuropa anzugreifen.

„Verstehen die Leute das nicht? Unsere Differenzen im Kalten Krieg bestanden mit dem kommunistischen Sowjetregime. Und jetzt wenden wir uns von genau den Menschen ab, die die größte unblutige Revolution der Geschichte angezettelt haben, um das sowjetische Regime zu beseitigen. Natürlich wird es eine böse Reaktion aus Russland geben, und dann werden [die NATO-Erweiterer] sagen, dass wir euch immer gesagt haben, dass die Russen so sind – aber das ist einfach falsch.”

1 Kommentar

  1. sehr schöner Brief. Ich möchte es mit einem aktuellen Briefauszug ergänzen: Der ganze Brief ist hier: Sie ist hier:
    https://helmutkaess.de/usa-nato-und-russland-ein-beitrag-von-juergen-rose/

    Er schließt mit diesen Sätzen:
    Die Kriegspropaganda des Westens, die Doppelmoral, Heuchelei, Bigotterie und moralische Verkommenheit hat mittlerweile unerträgliche Ausmaße angenommen – so stellt sich mir u. a. die Frage, wo angesichts des mindestens ebenso klar völkerrechtswidrigen Angriffskrieges der USA und ihrer willfährigen Koalitionäre gegen den Irak und seine Menschen im Jahr 2003 auch nur im Ansatz vergleichbare Sanktionen gegen die „einzige Weltmacht“ geblieben waren.

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