Helmut Käss vor dem Parteiausschluss

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Dr. Helmut Käss. Foto: Privat

Dr. Helmut Käss steht vor dem Rauswurf aus der Partei „Die Linke“.

Der Arzt für Allgemeinmedizin, Dr. Helmut Käss, in Braunschweig seit vielen Jahren bekannt als konsequenter Friedensaktivist, IPPNW-Mitglied, Klimaschützer und Humanist, soll aus der Partei „Die Linke“ ausgeschlossen werden. Vorgeworfen wird ihm von Udo Sommerfeld, dem Braunschweiger Partei- und Fraktionsvorsitzenden und Erwin Petzi (weitere wüsste er nicht),  dass er (Käss) bereit ist, auch mit der AfD über Fragen des Friedens und ihn verstörenden AfD-Parteibeschlüsse zu sprechen und auch schon gesprochen hat. Für die Linke ist die Kommunikation mit der AfD ein Tabuthema!

Helmut Käss wehrt sich gegen den Parteiausschluss. Er ist der Überzeugung, dass es der Partei sehr schadet, wenn jemand wie er aus der Partei ausgeschlossen wird, der sich seit 1983 für einen umfassenden Frieden, eine gesunde, zukunftsorientierte Umwelt und bessere soziale Lebensverhältnisse der Armen in unserem Land einsetzt.

Inzwischen war das Ausschlussverfahren gegen Käss vor dem Landesschiedsamt der Linken in Hannover. Hier wurde der Parteiausschluss von Käss bestätigt, und das trotz bundesprominenter Unterstützung. Käss sagte, dass ihn dieser Beschluss sehr überrascht habe.

Nach Eingang der schriftlichen Begründung wird Käss eine Beschwerde zur Abwehr des Ausschlussbeschlusses an das Bundesschiedsgericht schicken. Denn für Käss geht es um die Grundbedingung von Frieden und Demokratie, nämlich Gesprächsbereitschaft. Und das insbesondere auch mit dem politischen Gegner – mit wem denn sonst, fragt Helmut Käss.

„Weil die kommende Entscheidung eine bundesweit gültige sein wird, bin ich, wenn auch mit einem etwas bitteren Gefühl, doch froh über diese Möglichkeit der letzten Parteiinstanz.“ Denn sie gibt der Linken die Gelegenheit, die Breite ihrer politischen Friedensbemühungen und Frieden-saktivitäten hoffentlich zu belegen.

Es ginge nicht um Recht haben, so Käss, sondern um eine differenzierte Auseinandersetzung, wie man mit Menschen umgeht, die andere Meinungen vertreten. Hier entscheidet sich die Glaub-würdigkeit einer Partei schon im Inneren. Mit dem Prinzip der ständigen Kommunikationsbe-reitschaft mit den Meinungsgegnern, haben Mahatma Gandhi, Martin Luther King und Nelson Mandela ihre großen Erfolge errungen.

Käss hält es zudem für erforderlich, sich offen anderen Parteien zu stellen und sich aus Friedensgründen mit ihnen auseinanderzusetzen. Denn für mich, so Käss, „geht es um eine Grundbedingung für Frieden und Demokratie und das will ich uns überzeugten Demokraten mit dem Ziel einer glücklichen Menschheit nicht von der Partei, die m.E. von sich glaubt, die demokratischste zu sein, nehmen lassen.“

4 Kommentare

  1. Es ist für einen Außenstehenden schwer nachzuvollziehen warum sich „Die Linke“ einem ihrer aktivsten Mitglieder in der Region, insbesondere in der Friedensbewegung, entledigen möchte. Das Argument, dass er mit AFD-Mitgliedern diskutiert, ist nicht überzeugend.

  2. Kann oder möchte sich „Die Linke“ – insbesondere Udo S. – dazu nicht öffentlich erklären? Der Ausschluss von Helmut, der sich wie kaum ein anderer gegen Kriegshetzer und für Klimaschutz öffentlich engagiert, bleibt völlig unverständlich und weckt Erinnerungen an düsterste Zeiten innerparteilicher Machtkämpfe in kommunistischen Parteien.

  3. Ich weiss nicht ob es jemand aufgefallen war, aber wir hatten grade umfangreiche Proteste gegen die AfD und ihren Parteitag. Das ist nicht einfach ein ‚konservative‘ Partei, das sind zu grossen Teilen Rechtsradikale. Hier geht es nicht um „mal ein bisschen Reden“, sondern um partielle Zusammenarbeit, was ich angesichts der verblasenen ‚links=rechts‘-Theorien von CDU und Verfassungsschutz mindestens fuer politisch ungeschickt halte. Es gibt grosse Teile der Linken [sozialistischen Menschen und Bewegung], die auch und grade vor dem Hintergrund des Revolutionsjubiläums und der damaligen Ereignisse 18/19 (und der Folgen) jede Kooperation mit Rechtsnationalen auszuschliessen.
    Helmut ist Arzt, er würde den verwundeten Feind auf dem SAchlachtfeld noch verbinden, egal ob Arbeiter oder faschistischer Mörder, und vermutlich würde er nicht kämpfen.
    Aber wir haben zwei historische Feinde, neoliberalen Kapitalismus und den Faschismus. Selbst Taktieren ist enorm gefährlich, aber Kooperation oder Zusammenarbeit halte ich (nicht politisch) für Selbstmord. Und: die Partei ‚Die Linke‘ kann sich zu einem schwebenden, komplizierten Verfahren nicht einfach offen äussern, das sollte jedem klar sein.

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