Guttenberg-Skandal: Offizielles Schweigen in der Stadt der Wissenschaft

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Die deutsche wissenschaftliche Gemeinschaft löst sich langsam aus der Schockstarre. Am Wochenende bezog der Hochschulbund zum Fall Guttenberg empört Stellung. Gestern ging ein offener Brief im Bundeskanzleramt ein, der von 22.000 Doktoranden unterzeichnet wurde. Sie werfen Angela Merkel eine Verniedlichung der Plagiatsaffäre vor und machen deutlich, „dass man hier nicht mehr von einigen peinlichen Fehlern sprechen kann. Es handelt sich um massive systematische Täuschung.“  Die großen Medien berichten inzwischen unisono, dass sich zunehmend auch wissenschaftliche Mitarbeiter und Professoren diesem Protest anschließen.

Wie steht man in Braunschweig zum Agieren der Bundesregierung? In ihrer heutigen Ausgabe meldet die BZ in einer kurzen Notiz: „Auch aus unserer Region haben sich zahlreiche Wissenschaftler beteiligt, darunter die Professoren Ulrich Menzel und Gernot Sieg (beide TU Braunschweig) sowie Rolf Nohr von der HBK Braunschweig.“ Allen voran hatte bereits am 23. Februar der Braunschweiger Politikwissenschaftler Prof. Nils Bandelow mutig Stellung bezogen. Er hat die Doktorarbeit von Guttenberg gesichtet und losgelöst von den Plagiaten deren Qualität analysiert. Auf dem BZ-Leserforum empfahl er dem Verteidigungsminister, die Chance einer zweiten Karriere zu nutzen.

Der Präsident der TU Braunschweig, der Präsident der HBK und der Oberbürgermeister schweigen bislang, obwohl Braunschweig alles aufbietet, um sich als Stadt der Wissenschaft und als Zentrum der Forschungsregion Braunschweig zu profilieren. Stolz verweist die Stadt auf ihrer Internetseite auf das Wirtschafts-Woche-Ranking 2009: „Zwischen 2003 und 2008 wuchs der Anteil der Beschäftigten mit einem Uni- oder FH-Abschluss um 2.2%; damit belegte Braunschweig bundesweit den ersten Platz.“   

„Braunschweig ist eine Stadt der Wissenschaft“, sagte der OB. „ Damit wir das bleiben, ist es wichtig, gerade auch die Jüngsten für naturwissenschaftliche Phänomene zu begeistern“. Deswegen will Braunschweig in 2012 sich als „Stadt der jungen Forscher“ präsentieren. Das ist gut so. Nur gehört es zur politischen Hygiene (so etwas soll es ja noch geben), dass Dr. Hoffmann und Prof. Hesselbach ein eindeutiges Signal senden, um den jungen Forschern Mut zu machen – trotz des Desasters, das der Freiherr v. Guttenberg in der Forschungslandschaft angerichtet hat. Es reicht nicht, nur die PR-Trommel für Braunschweig zu rühren und ansonsten die jungen Forscher mit ihren Problemen in dieser von CDU, CSU und FDP demontierten Forschungswelt allein zu lassen.

Zur aktuellen Diskussion: Beitrag der taz

Aktuelle Meldung:    Prof. Hesselbach äußert sich im NDR

Guttenberg tritt zurückWortlaut der Rücktrittserklärung

 


Kommentare   
 
0 #1 Sabine 2011-03-01 16:37
Heute früh auf NDR Info kam bereits eine Meldung über eine eindeutige Stellungnahme von Prof. Hesselbach zu diesem Thema!
 
 

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