Erhöhter Laugenzutritt zeigt Dringlichkeit der Rückholung des Atommülls

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„Asse II: Atommüll-Rückholung endlich umsetzen!“

Seit Ende September tritt eine deutlich höhere Menge von Lauge in das ehemalige Salzbergwerk Asse II bei Braunschweig ein, im Schnitt täglich 12,7 Kubikmeter statt vorher 11,6 Kubikmeter – eine Steigerung um 10 Prozent. Diese Steigerung zeigt, wie dringlich die Rückholung des Atommülls und des Giftmülls aus der Schachtanlage ist.

Die eindringende Lauge kann durch eine Verfüllung nicht aufgehalten werden. Sie wird langfristig den Salzstock auflösen. Die Annahme, man könne Asse II verfüllen und hätte dann für alle Zeit Ruhe vor der eingelagerten Radioaktivität, ist irrig. Eine Verfüllung hält den Zerstörungsprozess nicht auf. Da der Salzstock zudem unter Druck steht, droht langfristig die Auspressung der radioaktiven Stoffe.

Die Rückholung des Atommülls duldet keine Verzögerung. Jedoch: sie wurde zwar vom Bundestag im Atomgesetz verankert, aber kommt seit Jahren nicht wirklich voran. Vordringlich sind hier nach Ansicht des Asse II-Koordinationskreises, in dem Bürgerinitiativen, Gruppen und Einzelpersonen seit mehr als 10 Jahren gegen die Flutung von Asse II zusammenarbeiten:

Forderungen zur Rückholung

– Der Betreiber muss alle Maßnahmen umsetzen, die den Atommüll und den Giftmüll trocken halten, um damit die Rückholung zu ermöglichen.

– Zu möglichen Maßnahmen der Verhinderung des Absaufens von Schachtanlage Asse II muss Fachwissen internationaler Experten eingeholt werden. Es müssen Notfallmaßnahmen geplant werden, die die Trockenhaltung sicherstellen.

– Der Betreiber muss schnellstmöglich alle Maßnahmen umsetzen, die erforderlich sind, um den Anforderungen des Atomgesetzes §57b zur Rückholung nachzukommen.

– Die Rückholung des Atommülls und des Giftmülls aus der Schachtanlage Asse II sowie der Bau und der Betrieb von Einrichtungen zur Konditionierung und Zwischenlagerung darf keinerlei wirtschaftlichen Einschränkungen unterliegen. Planung und Durchführung der Rückholung sollten nach industriellen und nicht nach verwaltungstechnischen Maßstäben erfolgen. Dazu gehört ein
dauerhaftes Projektmanagement, ein detaillierter, gültiger Masterplan, der ständig aktualisiert wird. Bürokratie darf die Planung nicht verzögern.

– Der Asse II Koordinationskreis fordert schon lange, dass umgehend alle notwendigen Maßnahmen für die Rückholung des Atommülls und des Giftmülls aus dem Schacht Asse II im Detail geplant, genehmigungsrechtlich abgesichert und umgesetzt werden. Ein neuer Schacht (Asse 5) muss unverzüglich (d.h. innerhalb der nächsten fünf Jahre) gebaut werden, um sowohl einen sicheren Betrieb unter Tage als auch die Rückholung des Atommülls und des Giftmülls zu sichern.

Umfassender Forderungskatalog

Diese Forderungen sind Bestandteil der 27 grundlegende Forderungen vom Mai dieses Jahres:
1) Zur Schachtanlage Asse II an sich,
2) zur Rückholung der radioaktiven und chemotoxischen Stoffe aus dem Bergwerk,
3) zur künftigen Lagerung rückgeholter Abfälle und
4) zur Umgebungsüberwachung.

1. Die Forderungen zur Schachtanlage an sich beziehen sich auf die Minimierung der Belastungen durch Asse II, auf die verpflichtende Berücksichtigung kritischer wissenschaftlicher Gutachten in
Genehmigungsverfahren, auf die unbegrenzte und öffentliche Dokumentation aller Unterlagen zur Schachtanlage, auf die Berücksichtigung der Erfahrungen mit Asse II bei der Entwicklung von Endlager-Konzepten sowie auf die gesetzliche Verankerung des Nachweltschutzes.

2. Die Forderungen bezüglich der Rückholung sind oben ausführlicher dargestellt.

3. Die Forderungen bezüglich der Lagerung des Atommülls und des Giftmülls, der aus der Schachtanlage Asse II zurückgeholt werden soll, beziehen sich vor allem auf die Errichtung von Anlagen zur Pufferlagerung, Konditionierung und Zwischenlagerung des rückgeholten Atommülls und Giftmülls. Wie sollten die Anlagen gestaltet werden, wie die Standorte dafür bestimmt werden und wie die rückgeholten Abfälle dorthin transportiert werden?

4. Die Forderungen  zur Umgebungsüberwachung der Asse richten sich auf die größtmögliche Minimierung von Belastungen und die Überwachung der Emissionen aus der Schachtanlage Asse II sowie die Anreicherung von radioaktiven Teilchen  in Böden und Pflanzen der Umgebung sowie in Tieren und Menschen. Die Messwerte sollen nicht nur erhoben und dokumentiert werden, sondern sie müssen auch kontrolliert, bewertet und veröffentlicht werden. Die Bevölkerung muss in öffentlichen
Informationsveranstaltungen Gelegenheit für Rückfragen bekommen, Diskussionen darüber müssen ermöglicht werden.

Der komplette Katalog der Forderungen und unsere Beschreibung der gegenwärtigen Situation in Form einer Präambel finden sich in „Asse-Durchblicke, Nr. 8“, im Internet unter dem Kurzlink
http://t1p.de/27a2 .

Kontakt:
Andreas  Riekeberg,
mobil: 0170-1125764
Internet: http://www.asse-watch.de

Hintergrund:

Etwa einen Kilometer von den umliegenden Dörfern und nur 15 Kilometer von Braunschweig, der zweitgrößten Stadt Niedersachsens entfernt wurden in das ehemalige Salzbergwerk Asse II in den Jahren 1967 bis 1978 etwa 50.000 Kubikmeter Atommüll und Giftmüll eingelagert. Darunter auch 500 kg Arsen und mindestens 28 kg Plutonium. Seither treten bis heute radioaktive Stoffe wie Tritium (radioaktiver Wasserstoff) und Radiocarbon (radioaktiver Kohlenstoff) aus der Schachtanlage aus.

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