„Es ist noch nicht zu spät!“ Bürgerinitiative zur Rettung des Badezentrums Gliesmarode gegründet

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„Es ist noch nicht zu spät!“

Auf die Frage, ob das Bad noch zu retten ist, sage ich `nein`!“ – Frank  Graffstedt, SPD, am 4. Juni 2013″

Wer Ende Mai den BZ-Artikel mit dieser Überschrift oder entsprechende Einladungszettel zu einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung am 4. Juni 2013 in die Hände bekommen hat, mag sich zunächst gewundert haben. Stehen Schließung und Abriss des Badezentrums Gliesmarode nicht spätestens seit 2007 fest? Soll das „Spaßbad“ an der Hamburger Straße nicht schon Ende dieses Jahres eröffnet und sollen die drei Hallenbäder Wenden, Nordbad und Gliesmarode dann nicht sofort geschlossen werden?

Bei dem Ende Mai 2007 von der BZ in der Brunsviga veranstalteten „Stadtgespräch“ zur „Bäderfrage“ warf der Moderator Ralf-Herbert Meyer die Frage auf, warum es in Braunschweig nicht schon viel früher Protest gegen das „3-Bäder-Konzept“  gegeben habe, das doch bereits seit 1996 bekannt sei. Und er bekam zur Antwort, dass Ratsentscheidungen den Bürgerinnen und Bürgern in ihrer ganzen Tragweite leider oft erst bewusst werden, wenn sie realisiert und damit für den Einzelnen konkret erfahrbar würden. Genauso ist es, auch wenn die „Politikprofis“ in den Fraktionen und die Spitzen der Verwaltung auf die daraus entstehenden Bürgerbewegungen oft mit Unverständnis und reflexartiger Ablehnung reagieren – von Braunschweig bis Stuttgart.

 

 

Auslöser für die Gründung der „Bürgerinitiative zur Rettung des Badezentrums Gliesmarode“ war der Beginn der Bebauungsplanung für die Zeit nach dem Abriss des Gebäudes bzw. dessen Bekanntwerden nach außen durch die Verabschiedung einer entsprechenden Beschlussvorlage in der Sitzung des Verwaltungsausschusssitzung vom 11. September 2012.

Zur „Nachnutzung“ des Schwimmbad-Grundstücks wird danach eine – wahrscheinlich mehrgeschossige – Wohnbebauung angestrebt. „Die stadtnahe Lage, die Nähe zu attraktiven Naherholungsbereichen und die hervorragende verkehrliche Erschließung prädestinieren diesen Standort für die Wohnnutzung“. „Flächen außerhalb der Baugrenzen“ sollen als Grünflächen für das neue Baugebiet „gesichert“ und aus diesem Grunde aus dem Landschaftsschutzgebiet „entlassen“ werden usw.

http://ratsinfo.braunschweig.de/?site=fulltext&action=openblob_treffer_to&type=pdf&id=3182&idx=0&source=TOrdnung&db_database=0

Seit September 2012 hat sich auch der zuständige Bezirksrat 112 Wabe-Schunter-Beberbach mit den Bauplänen der Verwaltung befasst und kritische Fragen  zur vorgesehenen Teillöschung des Landschaftsschutzgebietes und der Hochwassergefährdung gestellt. Seine grundsätzliche Oppositionshaltung hatte der neu gewählte Bezirksrat bereits auf seiner konstituierenden Sitzung vom 22. November 2011 verdeutlicht. Parteiübergreifend setzte er sich bei diesem Termin für eine „Überprüfung des Drei-Bäder-Konzeptes in Braunschweig“ ein, „mit dem Ziel, das Badezentrum Gliesmarode und (das) Sommerbad Waggum zu erhalten“.

Auf der Stadtebene haben sich die großen Ratsfraktionen CDU und SPD seit ihrem Zusammenschluss zu der „unheiligen Allianz“ der Spaßbad-Befürworter in der Bäderfrage jahrelang keinen Zentimeter mehr bewegt und sich erstmals wieder bei Waggum Vernunftargumenten gegenüber aufgeschlossen gezeigt. Die FDP ist längst zur CDU / SPD gekippt. Die Stadtgrünen scheinen bzgl. der Stadtteilbäder inzwischen resigniert zu haben und feiern neuerdings schon die Verabschiedung eines politisch unverbindlichen Fragenkatalogs zur derzeitigen Bädersituation in einigen Ausschüssen und im Rat als „großen Erfolg“ http://gruene-braunschweig.de/?p=5542. Die Linke ist abgetaucht, die BIBS hält sich zurück.

Dieser – hier nur in Stichworten umrissene – politische Hintergrund muss natürlich mitgesehen werden, wenn man den Beginn der Bebauungsplanung  des Schwimmbadgrundstücks als Auslöser für die Bildung der „Bürgerinitiative zur Rettung des Schwimmbads Gliesmarode“ begreifen will.

Stadtteilbäder sind nach heutigen Ansprüchen nicht mehr attraktiv.“ –  Jürgen Scharna, Geschäftsführer der Stadtbad GmbH, am 4. Juni 2013

Die Diskussionsveranstaltung vom 4. Juni 2013 war ein wichtiger Zwischenschritt zu ihrer formellen Gründung. Dass sich zu der lediglich mit ein paar Hundert Handzetteln beworbenen Veranstaltung rund 150 Bürgerinnen und Bürger im Begegnungszentrum Am Soolanger einfanden, bestätigte eindrucksvoll ein großes Informations- und Diskussionsbedürfnis der Menschen im Braunschweiger Osten.

http://www.braunschweiger-zeitung.de/lokales/Braunschweig/stadtteile/ein-kleines-schlichtes-bad-wuerde-genuegen-id1031191.html

Auf der zwei Wochen später stattfindenden Gründungsversammlung der Bürgerinitiative wurde als Hauptziel formuliert, das Badezentrum als wohnortnahes Bad für den gesamten Braunschweiger Osten zu erhalten. Es soll zumindest so lange weiterbetrieben werden, bis ein unabhängiges Gutachten zum Renovierungsbedarf vorliegt und ein tragfähiges Konzept für eine Weiternutzung. Danach wäre eine Renovierung, eine Umgestaltung oder auch ein Neubau umzusetzten.

Um dies zu erreichen, wendet sich die Initiative an die Öffentlichkeit und Parteien. Zunächst geht es um die Finanzierung eines unabhängigen Gutachtens, um eine realistische und objektive Grundlage für die weitere Planung zu haben.

Selbst wenn sich die Hoffnungen der Bürgerinitiative auf ein Umdenken der Politiker in den nächsten Wochen zerschlagen und sie sich an der Uneinsichtigkeit und Starrheit der Ratsmehrheit am Ende die Zähne ausbeißen sollte, die Sache, zumindest eines der Stadtteilbäder zu retten, ist bestimmt einen Versuch wert.

Es sei die Prophezeiung gewagt, dass Frust und Wut auf die verantwortlichen Politiker sich im Braunschweiger Osten auch in den nächsten Jahren nicht verflüchten werden.  Denn die betroffenen Senioren, Schulkinder, Lehrer und Familien aus Bevenrode, Waggum, Hondelage, Dibbesdorf, Volkmarode, Schapen usw. haben die Erfahrung längerer Anfahrtszeiten, verschlechterter Bedingungen für das Schulschwimmen und Freizeitschwimmen nebst höherer Eintrittspreise ja erst noch vor sich.

Dass die Bäderdiskussion in Braunschweig auch viel demokratischer und transparenter hätte ablaufen können, ließe sich an vielen Städten belegen und ist aktuell in Bonn zu verfolgen. Hier lässt die Stadtregierung derzeit eine repräsentative „Bürgerbefragung zur Zukunft der Bäder“ durchführen, für die als Grundlage detaillierte, von unabhängigen Sachverständigen gefertigte Gutachten und eine Diskussionsplattform im Internet bereit gestellt wurden:

http://www.bonn.de/tourismus_kultur_sport_freizeit/baeder/buergerinfo_baederlandschaft/index.html?lang=de#sbkommentarges

Die MitgliederInnen der Bürgerinitiative freuen sich über jede Unterstützung, moralisch wie praktisch. Sie treffen sich bis auf weiteres jeden Dienstag ab 19 Uhr im Begegnungszentrum Am Soolanger 1 in 38104 Braunschweig-Gliesmarode (direkt neben dem Badezentrum).

Kontaktadressen:

Andrea Walzog: Tel.: 0178 1623768,         E-Mail: a.walzog@arcor.de

Kristine Schmieding: Tel.: 0531 / 371745, E-Mail: kristine.schmieding@arcor.de

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