Bezirkszusammenlegung Bienrode-Waggum-Bevenrode und Wabe-Schunter

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Bildquelle: © Gerd Altmann/pixelio.de

In mehreren Zeitungen konnte man die „gemeinsame Erklärung der Bezirksbürgermeister von Bienrode- Waggum- Bevenrode und Wabe- Schunter zur Bezirkszusammenlegung“ lesen. Wenn man die Zusammenlegung der bisherigen Stadtbezirke 112 und 111 zum neuen Stadtbezirk 112 (Wabe- Schunter- Beberbach) schön reden will, wie es Götz- Rüdiger Kliesch (von 112: Bienrode- Waggum- Bevenrode) und Jürgen Wendt (von 111: Wabe- Schunter) mit ihrem quasi im Alleingang gegen mehr als tausend Unterschriften im Bereich des Bezirksrats 112 durchgeboxten „Lieblingskind“ taten, muss man sich schon allerhand einfallen lassen.

Womit nun wollen sie diesen neuen schlauchförmigen Stadtbezirk, der sich in Nord- Süd- Richtung über 6 Gemeinden 11km lang erstreckt, den Bürgern schmackhaft machen?

1.)     Wesentlich mehr Einfluß soll dieser Stadtbezirk auf Rat und Verwaltung haben, als die beiden bisherigen?
Bisher hatten wir 15 +9 = 24 Bezirksratsmitglieder von insgesamt 250 in Braunschweig, jetzt werden es nur noch 17 von insgesamt 243  sein! Man spürt förmlich, wie die Verwaltung vor diesem Bezirksrat zittern wird.

 

2.)     Bienrode- Waggum- Bevenrode hat 6242 Einwohner, Wabe- Schunter mit Querum, Gliesmarode und Riddagshausen  mit 13064 Einwohnern mehr als doppelt so viele. Wie soll da die beschriebene „Bürgernähe“ aussehen? Götz Kliesch als der Wahlsieger von 2006 in 112 ist nun gleich auf Platz 12 bei der neuen CDU- Gesamt-Wahlliste durchgerutscht. Ob Bienrode, Bevenrode und Riddagshausen im neuen Stadtbezirksrat überhaupt mit einem Ratsmitglied vertreten sein werden, erscheint bei der jetzigen Aufstellung von CDU und SPD mehr als fraglich.

3.)     Dass nun auch noch beklagt wird, dass man im Bezirk 112 nicht genügend Opposition gehabt habe (bisher „leider“ nur Kandidaten von CDU, SPD und FDP), kann nur boshaft gemeint sein, ist aber jedoch lustig. Die Wahllisten von 2011  sind ja nun erfreulich bunter geworden.

4.)     „Zahlreiche infrastrukturelle Verflechtungen“ der beiden Bezirke in der Vergangenheit werden herangezogen, doch aber wirklich nur an den Haaren herbeigezogen:
—die zitierte IGS- Querum ist ja nicht etwa eine bezirkliche Schule, sondern für Kinder aus ganz Braunschweig offen,
—die katholische St. Marien- Gemeinde in Querum ist tatsächlich für einen größeren Bereich zuständig, der aber auch wiederum nichts mit dem Bezirk zu tun hat (er reicht von der Schuntersiedlung über Bevenrode bis Brunsrode, Flechtorf und Hordorf).
Man könnte im Gegenzug genau so sagen, die evangelischen Gemeinden Bienrode, Waggum und Bevenrode gehören zur Propstei Königslutter, dagegen Querum, Gliesmarode und Riddagshausen aber zur Propstei Braunschweig, das passt ja gar nicht zusammen,
—die Buslinie M13 als eine von vielen den Bezirk befahrenden Buslinien als besonderes Verbindungsstück der Bezirke 111 und 112 heranzuziehen, erscheint hanebüchen. Dann könnten ja auch gleich noch Rüningen und Leiferde dazu kommen!

5.)     Dass der Flughafen Braunschweig- Wolfsburg nun nicht mehr am Rand eines der beiden Bezirke, sondern in der Mitte des neuen liegt, ist ein geradezu sensationelles Argument für eine Bezirkszusammenlegung! Wenn die Andreaskirche, das Rathaus und das ECE auch  noch  ebenfalls in der Mitte des Bezirks liegen könnten, wäre es ja dann noch viel schöner!
Wenn sich die beiden Bezirksbürgermeister aber auch noch damit brüsten, sie hätten sich überall für eine vierfache Wiederaufforstung für die „schmerzlichen Eingriffe in den Querumer Forst“ stark gemacht, muss man sie vielleicht daran erinnern, dass ihre Meinung dazu gar nicht gefragt war, sondern dass die Wiederaufforstung nach Naturschutzrecht zu regeln war.

6.)     Was die beiden Bürgermeister verschwiegen haben, ist vor Allem jedoch, dass  durch den befürworteten Flughafenausbau die einzige Verbindungsstraße der beiden Altbezirke, die Grasseler Straße in Höhe Flughafen, am 15.11.2010 gerade gekappt wurde.
Hier soll also nun zusammenwachsen, was gerade getrennt wurde?

7.)     Historisch betrachtet gehörten Bienrode, Waggum und Bevenrode  verwaltungsmäßig bis auf eine kurze Unterbrechung in der Napoleonischen Zeit 1807- 1812 immer zusammen, vor 1705 im Herzogtum Braunschweig- Lüneburg, danach im Amt Neubrück des Herzogtums Braunschweig- Wolfenbüttel.  Querum, Gliesmarode und Riddagshausen gehörten in dieser Zeit zum Klostergericht Riddagshausen. Sie wurden am 1.4.1934 in die Stadt Braunschweig eingemeindet, Bienrode, Waggum und Bevenrode gehörten bis zum 1.3. 1974 zum dann aufgelösten Landkreis Braunschweig.
Aus der Geschichte kann man jedenfalls auch kein notwendiges Zusammenlegen zweier sich so verschieden entwickelter Bezirke ableiten.

8.)     Wenn denn auch weiterhin Stadtbezirke in Braunschweig zusammengelegt werden sollten, hat man mit dieser Maßnahme den Stadtbezirken 113 (Hondelage) und 114 (Volkmarode) jede Option genommen.

Wenn es keine besseren Argumente für die Bezirkszusammenlegung geben sollte, als die genannten, bleibt es ein reiner Willkürakt der beiden CDU- Bürgermeister!

Heiner Waßmuß, Ortsheimatpfleger in Bevenrode

 


Kommentare   

 
+2 #1 Uwe Meier 2011-08-03 23:36
Zu Recht hat Herr Waßmuß die Motive (Argumente sind es nicht) der Herren CDU Bürgermeister auseinandergenommen. Es ist wie immer: Es gibt die edlen und die wahren Motive: Die edlen nannten die Bürgermeister, das wahre Moiv ist der erwartete Wahlkreisverlust in Bevenrode, Waggum und Bienrode durch den Landebahnausbau , der die Sperrung der Grasseler Straße und den Biotopverlust zur Folge hatte. Die beiden erhoffen nun durch die Zusammenlegung der Wahlkreise eine CDU-Mehrheit im neuen Wahlkreis. Schlimm daran ist, dass die beiden CDU-Bürgermeister die Bürger in ihrem Papier nun auch noch verhöhnen.
 

 
 

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