Alexander Löwe, Hannah Lustig und die Notizen der Entrechtlichung

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Links Hanna Lustig neben ihrem Ehemann Ernst Lustig. Im Hintergrund der Autor. 1998

Über eine bedeutende jüdische Familie aus Wolfenbüttel 75 Jahre nach der Befreiung von Hitler und seinen willfährigen Gefolgsleuten sowie begeisterten deutschen Helfern in Stuttgart 1938.

Hannah Lustig geb. Löwe, lebte im letzten Drittel ihres hoch ereignisreichen Lebens hauptsächlich in Wolfenbüttel zusammen mit ihrem Ehemann Ernst Lustig. Er war Biochemiker und Leiter der ehemaligen Biotechnologischen Forschung (GBF) in Stöckheim. Hannah war Sozialarbeiterin bei Pro Familia und engagierte sich ehrenamtlich beim Aufbau des Frauenhauses. Ich durfte Hannah und ihren Mann ein kleines Stückchen ihres Lebensweges begleiten. Vor ihrem Tode liess mir Hannah über den Braunschweiger Lehrer Hans-Günter Halbeisen Aufzeichnungen zukommen. Diese waren versehen mit der Bitte damit was Sinnvolles zu machen. Was das sein sollte überliess Hannah mir.

Bei den Aufzeichnungen handelt es sich um ein Protokoll. Es wird hier heute erstmalig veröffentlicht. Anschließend wird es von mir an das Jüdische Museum in Berlin und, so es erwünscht ist, auch an das Stuttgarter Stadtarchiv weitergeleitet.

Das Protokoll wurde von Alexander Lustig 1944 angefertigt, dem Großvater von Hannah. Er beschreibt darin akribisch die Drangsalierungen, Entwürdigungen und Entmenschlichungen, die er 1938 in Stuttgart, seinem Wohnort, erfahren musste bevor er nach England ausreisen durfte. Dort, in Manchester, warteten der Sohn Adolph Lowe (früher Adolf Löwe) mit Familie auf ihn. Das Original der Aufzeichnungen liegt nicht vor, jedoch die exakte Abschrift (mit den Fehlern und Auslassungen) mit Reiseschreibmaschine, die die Enkeltochter Hannah anfertigte.

Vermerkt sei hier zusätzlich, dass der Vater von Hannah, also Adolph Lowe, ein international hoch geschätzter Sozialökonom mit höchster Reputation war. Er lebte und lehrte in New York und wollte nie wieder nach Deutschland zurück, das er 1936 aufgrund böser Vorahnungen verlassen hatte. Doch Willy Brandt suchte ihn immer wieder als Berater. In den letzten Jahre lebte er bei seiner Tochter Hannah in Wolfenbüttel, bevor er 102jährig 1995 in Wolfenbüttel starb.

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