Machtworte – Inklusion durch kreatives Schreiben

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Sie betreuen die Projekte an der Freiwilligenagentur: Mareile Hansen, Axel Klingenberg und Ikram El-Yazidi (v.l.n.r.)
Sie betreuen die Projekte an der Freiwilligenagentur: Mareile Hansen, Axel Klingenberg und Ikram El-Yazidi (v.l.n.r.)

Jugend, Soziales und Sport – das sind die drei Aufgabenbereiche, denen die Freiwilligenagentur verpflichtet ist. Im Frühjahr 2015 sind gleich zwei kulturelle Mitmach-Projekte angelaufen, die nach den Sommerferien in die heiße Phase gehen. In beiden geht es um das Thema kreatives Schreiben: „Mein_Lyrik“ und „LYRIK für ALLE“. Informationen zur Anmeldung finden Sie am Ende des Artikels.

Sie betreuen die Projekte an der Freiwilligenagentur:
Mareile Hansen, Axel Klingenberg und Ikram El-Yazidi (v.l.n.r.)

Kreatives Schreiben – was ist das denn? Anders als bei der Literaturtheorie liegt beim kreativen Schreiben das Augenmerk auf dem künstlerischen Prozess, also auf der Praxis. Daher wird viel mit Schreibspielen gearbeitet, die dazu dienen, den Respekt vor dem geschriebenen Wort abzubauen und sich der Sprache lustvoll zu nähern. Wobei der Übergang zum literarischen Schreiben natürlich fließend ist. Bestimmte Formen sind besonders geeignet, im Rahmen der beiden Projekte verwendet zu werden – nämlich alle, die live vorgetragen werden können. Neben Kurzprosaformen (Kurzgeschichten, Glossen und /Schnipsel/Shortcuts) sind dies natürlich vor allem Gedichte. Die Möglichkeiten hierbei sind unbegrenzt, denn es gibt Nonsens- und Lautpoesie, Naturlyrik und Liebesgedichte, gereimte und ungereimte, klassische Formen und freie Verse … Auch die Präsentation kann ganz unterschiedlich sein: Sie kann visuell, szenisch und musikalisch begleitet werden. Erlaubt ist, was gefällt! Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

So wie auch die äußere Formen der Texte ganz unterschiedlich sein können, können auch die Inhalte ganz verschieden sein. Es ist aber selbstverständlich, dass auch ernste Themen bearbeitet werden, denn das kreative Schreiben dient oft der autobiografischen Reflexion. Schließlich können auf diese Weise Erinnerungen festgehalten, Erfahrungen künstlerisch verarbeitet sowie Wünsche und Ängste bewusst gemacht werden. Eine Therapie können „Mein_Lyrik“ und „LYRIK für ALLE“ allerdings nicht ersetzen. Vielmehr kann das kreative Schreiben helfen, Dinge hinterfragen, auf Missstände aufmerksam machen und Wissen zu vermitteln. Wer schreibt, ergreift das Wort und findet seine eigene Sprache, mit deren Hilfe er seine Gefühle und Gedanken ausdrückt. Bei den Literaturprojekten der Freiwilligenagentur gibt es daher kein“ richtig“ oder „falsch“, denn die Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden dort abgeholt, wo sie stehen. Dies wird – so der Plan – zu einer enormen Vielfalt an literarischen und lyrischen Ausdrucksformen führen, die sicherlich auch von Poetry Slams, Spoken Word-Performances, Liedtexten und Rap-Lyrics beeinflusst sind. Das künstlerische Schaffen soll letztendlich zu selbstständigem Handeln und gesellschaftlicher Teilhabe führen. Schreiben ist immer auch eine Form der Selbstermächtigung.

Beide Projekte bestehen aus zwei Phasen: In der ersten finden Workshops statt, in denen kreative Energien freigesetzt und kurze Texte geschrieben werden, die anschließend mit den jungen Autorinnen und Autoren gemeinsam diskutiert und bearbeitet werden, bis sie – hier beginnt die zweite Phase – reif für eine Präsentation im Rahmen eines Live-Literatur-Wettbewerbs sind, bei der sie durch die unmittelbaren Publikumsreaktionen und durch die Bewertung durch eine fachkundige Jury einer erneuten Prüfung unterzogen werden.

Engagement und Zivilcourage

Die Projekte haben natürlich auch Unterschiede. „Mein_Lyrik“ richtet sich an junge Menschen zwischen 14 und 24 Jahren, die Lust haben, Texte zu schreiben, in denen das Thema „Engagement“ im Fokus steht. Wofür lohnt es sich, sich unentgeltlich zu engagieren? Was kann ich tun, um anderen Menschen zu helfen? Wo hört Hilfsbereitschaft auf und fängt Zivilcourage an?

Für die jungen Lyriker/innen gibt es Preise zu gewinnen, die unter anderem vom Theater Fadenschein, vom C1, vom Aha-Erlebnismuseum, von der Buchhandlung Graff, vom Guten Morgen-Buchladen, vom KingKingShop, vom Café Riptide und vom Verlag Andreas Reiffer gestiftet wurden. Die Organisation der Veranstaltung wird von einer Gruppe von Jugendlichen ehrenamtlich erarbeitet.

Das Ziel der Freiwilligenagentur ist es wie gesagt, junge Menschen dazu zu motivieren, selbst aktiv zu werden. Der Name des Projekts, „Mein_Lyrik“, lehnt sich daher an Online-Portale wie „My_Space“ oder „My_Video“ an. Es geht also darum, etwas für sich selbst zu machen, das aber viele andere sehen und hören können, wie auf den genannten Online-Portalen. Das Projekt wird gefördert von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, dem Kulturinstitut der Stadt Braunschweig und der Braunschweigischen Landessparkasse.

Sport und Literatur

Bei dem Projekt „LYRIK für ALLE“ ist der Name Programm. Egal ob Auszubildender oder Schülerin, ob Erwerbsloser oder Studentin, ob mit oder ohne Behinderung – bei „LYRIK für ALLE“ kann jede/r mitmachen, der oder die Lust hat, Gedichte oder Liedtexte zu schreiben und vorzutragen. Je unterschiedlicher die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind, desto besser ist es sogar. Denn „LYRIK für ALLE“ will Menschen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungshorizonten, Perspektiven und künstlerischen Herangehensweisen zusammenbringen. Einzige Einschränkung: Das von der Aktion Mensch geförderte Projekt richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 27 Jahren – mit und ohne Behinderung.

Genauso unterschiedlich wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden auch die Themen sein, die in den Texten behandelt werden. Eines davon lautet „Mein sportliches Engagement“. Warum treibt wer welchen Sport? Wie fühlt es sich an, als Mensch mit Behinderung Sport zu treiben? Und was treibt einen Woche für Woche ins Stadion oder in die VW-Halle um „seine“ Mannschaft anzufeuern?

Anmelden und mitmachen

Wer bei einem der beiden Projekte (oder natürlich auch bei beiden) mitmachen möchte, melde sich bitte bis zum 30. September 2015 unter: Freiwilligenagentur Braunschweig, 0531/4811020, Sonnenstraße 13, 38100 Braunschweig – Mail: a.klingenberg@freiwillig-engagiert.de. Homepage: www.freiwillig-engagiert.de

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