Domprediger Hempel: „Frieden ist alternativlos“

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Die Plastik „Der Rufer“ vom Bildhauer Bodo Kampmann wurde errichtet am 16. Oktober 1958. Die Skulptur am Westgiebel des Chors der Magni-Kirche erinnert an die Zerstörung Braunschweigs im Zweiten Weltkrieg, vor allem an den verheerenden Bombenangriff am 15. Oktober 1944, dem rund 3.000 Menschen und ein großer Teil des historischen Braunschweigs zum Opfer fiel – unter ihnen viele Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.

„Frieden ist die einzige Option für das Leben unserer Kinder und Kindeskinder.“ „Da gibt es keine Alternative. Frieden ist alternativlos“, sagte Domprediger Hempel auf dem Gedenktag der Stadt Braunschweig zum Volkstrauertag in der Dornse. Er fügte ein Zitat von Albert Schweitzer hinzu: „Soldatengräber sind die Prediger des Friedens.“ Kluge Worte in einer Zeit, in der es offensichtlich noch zu wenig Prediger gibt.

Zum Volkstrauertag wurde vor drei Jahren eine ganz andere Ansprache gehalten. Gab nun der Domprediger die Antwort darauf?

Zum selben Anlass, zur selben Zeit und am selben Ort gab es vor drei Jahren andere Worte, nämlich die des Braunschweiger Oberbürgermeisters Dr. Gert Hoffmann. Erinnern wir uns: „Einige von ihnen (Soldaten) kämen in Särgen zurück. Das sei gewöhnungsbedürftig (Braunschweiger Zeitung, 17.11.08). Aber die Bevölkerung müsse sich an diese Opfer gewöhnen, denn die deutschen Soldaten seien vom Parlament dorthin entsandt worden“ (s. B-S mit der Antwort von Elke Almut Dieter). Diese menschenverachtende Äußerung, die auch andere Politiker im Munde führen, steht im gleichen Kontext mit der von Dr. Hoffmann und seiner CDU/FDP-Mehrheit im Rat durchgesetzten Patenschaft zur „Braunschweig-Klasse“der Korvetten. Eine Patenschaft für eine Angriffswaffe zu „Ehren“ unserer Stadt, die frühzeitig erheblichen Anteil an der Machtergreifung Hitlers hatte (s. Braunschweig unterm Hakenkreuz), die mit Millionen Toten endete. Auch eitle Ratsmitglieder aller Parteien hatten keine Bedenken auf den todbringenden Angriffswaffen Bratwurst und Häppchen zu sich zu nehmen, denn die Korvetten sollten Braunschweigs Namen in die Welt tragen. Bedrohung durch die „Braunschweig-Klasse“ – da will man doch dabei und wichtig sein.

Und natürlich ist die Bundeswehr auch beim Karnevalsumzug dabei – wir sind ja schließlich befreundet. Stellt sich nur die Frage, warum die BW keine Särge hinter ihrem geschmückten Umzugswagen herzieht?

In diesen Kontext passt auch die Verweigerung Hoffmanns an den Treffen der „Mayors for Peace“ teilzunehmen. Kriegswaffen ja, Soldatengräber zwangsläufig, Friedensdienst nein! Auch das ist eine Bilanz von 10 Jahre Dr. Hoffmann in unserer Stadt, die von allen Kommentatoren und Innen in der vergangen Woche schlicht vergessen wurde. Frieder Schöbel hatte vor geraumer Zeit ganz andere Bilanzen gezogen als die in der Presse veröffentlichten.

Zu all diesen Ereignissen aus dem Rathaus wurde von der ev. Kirche nichts vernommen. Ich mag es überhört haben. Nun jedoch die Ansprache von Herrn Hempel. Ich möchte sie deuten als eine unmissverständliche Antwort auf die unsägliche Rede von Herrn Dr. Hoffmann von vor drei Jahren. Die Antwort kommt etwas spät nach drei Jahren, aber es ist nicht zu spät. Denn für das Eintreten für den Frieden ist es nie zu spät!

 

 

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