Etwa 2.000 hauptsächlich junge Menschen protestierten am Sonntag auf dem Kohlmarkt gegen Rassismus und Polizeigewalt unter dem Motto „Black-Lives-Matter„, viele betroffen, einige auch wütend. Es ist wieder Braunschweigs junge Generation nach „Fridays for Future“, die ihre Stimme erhebt. Veranstalterin war Die Grüne Jugend Braunschweig.
Einzig das Wasserplätschern aus dem Brunnen ist über den Köpfen der Demonstranten auf dem Kohlmarkt zu hören. Es sind viele junge Menschen, die sich auch in den Seitenstraßen drängeln und die in der Hocke Platz genommen haben. Sie sitzen dicht gedrängt und schweigend in der Nachmittagssonne: 8 Minuten und 46 Sekunden lang, in Gedenken an George Floyd – an die langen schmerzhaften Minuten des Afroamerikaners unter dem Knie des weißen Polizisten Derek Chauvin bis zu seinem Tod am 25. Mai in der US-amerikanischen Stadt Minneapolis. Dann erhebt sich die Masse, und es brandet lauter Applaus über der Kundgebung auf.
„Wir trauern um George Floyd, dessen Leben gewaltsam durch amerikanische Polizeibeamte beendet wurde. Seite an Seite stehen wir mit allen, die Schmerz und Trauer empfinden. Rassismus, Hass und Hetze töten.“ erklärte die Grüne Jugend Braunschweig. „Wir sind solidarisch mit der Black-Lives-Matter-Bewegung und ihrem Kampf für Frieden und Gerechtigkeit. Rassismus ist ein globales Problem und wir müssen überall – auch in Braunschweig – für eine solidarische, antirassistische Gesellschaft kämpfen. Von Rassismus bei der Polizei und Polizeigewalt geht nicht nur in den USA Gefahr aus, sondern auch in Deutschland. Politik und Gesellschaft sind verpflichtet, dagegen entschieden vorzugehen.“ so die Grüne Jugend weiter.
„Rassismus geht uns alle an! Unsere Gesellschaft kann es sich nicht länger leisten, im 21. Jahrhundert zu denken und zu handeln als wären wir Politneandertaler!“ macht Adama Logosu-Teko deutlich, der auf der Kundgebung als Hauptredner sprach. RednerInnen gingen wiederholt auf die Zustände in Deutschland ein. Der von einem Polizisten getötete Floyd, die rechtsextremen Taten in Halle und Hanau, die nicht aufgeklärten Hintergründe der NSU-Morde und der nicht aufgeklärte Fall des Afrikaners Oury Jalloh, der in einer Dessauer Polizeistelle verbrannte – all diese und mehr Vorfälle sind Teil einer langen Serie von Diskriminierung, rechtem Terror und Rassismus. „Sind es immer wieder die berüchtigten Einzelfälle, wenn es ständig irgendwo passiert?“ so ein Redner. Oder auch das bewusste Ertrinken-Lassen von Menschen auf der Flucht im Mittelmehr, so eine Vertreterin der „Seebrücke“. Rassismus begegnet einem in Deutschland und Europa ständig – oft sehr versteckt. Aber auch auf der Strasse, beim Shoppen, im Fitnessstudio, in der Bahn, in den Medien und in der Werbung.
„Gerade weiße Menschen müssen Verantwortung im Kampf gegen Rassismus übernehmen: Es ist unsere Verantwortung als weiße Menschen, uns selbstkritisch zu reflektieren, uns weiterzubilden und aktiv gegen Rassismus Zivilcourage zu zeigen. Weiße Menschen stehen historisch und aktuell in der Verantwortung dafür, dass struktureller Rassismus klar benannt und gesellschaftlich thematisiert und dekonstruiert wird.“ fordert die Grüne Jugend Braunschweig.