Bei schönstem Sommerwetter fand am 04.06.2016 (Samstag) auf dem Kohlmarkt wieder das Fest „Braunschweig International“ statt – mit Musik, Tanz und Leckereien aus den verschiedensten Kulturen. Unter großer Beteiligung feierte Braunschweig seine Vielfalt und Weltoffenheit.
Klare Worte fand Deniz Güven, Bürgermitglied im Ausschuss für Integrationsfragen, zur rassistische Hetze gegen Geflüchtete und neonazistischen Aktivitäten der letzten Monate in „meiner demokratischen, multikulturellen Heimatstadt Braunschweig“. In seiner Rede am Anfang des Fests rief er zum Engagement für Demokratie und Vielfalt auf. Wie in den Vorjahren veröffentlichen wir hier sein Redemanuskript.
Nach der Kenntnisnahme der Rede habe ich Herrn Güven diesen Brief geschrieben:
Sehr geehrter Herr Güven,
Ihrer Rede kann ich vollauf zustimmen. Dennoch vermisse ich etwas. Zum Zeitpunkt Ihrer Rede hatte der Bundestag bereits die Resolution zum Armenischen Völkermord beschlossen. Im Vorfeld
gab es dazu erhebliche Proteste, nicht nur aus der Türkei, sondern auch von türkischen Organisationen in Deutschland. 500 von ihnen sollen in Berlin gegen die Wahrheit des Völkermordes demonstriert haben. Bundestagsabgeordnete erhielten Briefe mit dieser Warnung: Der Beschluss sei „Gift für das friedvolle Zusammenleben“ von Deutschen und Türken. Was heißt das? Cem Özdemir wurde mit Hitlerbärtchen dargestellt und als „Nazi und Armenierschwein“ beschimpft. Wissen Sie, die Nazi-Aktivitäten in unserem Land machen mir, der sich nun seit 50 Jahren mit der Aufarbeitung des „Dritten Reiches“ befasst, sehr viel Angst. Selbstverständlich kläre ich ebenso über den Völkermord an den Armeniern auf,
der übrigens hier in Wolfenbüttel bereits 1934 innerhalb von jüdischen Familien besprochen wurde und dazu führte, dass eine Familie aus unserer Stadt bereits 1934 nach Palästina flüchtete. Wenn ich jetzt öffentlich über den armenischen Völkermord rede, bekomme ich ebenfalls Angst. Wie werden aggressive Leugner reagieren?
Heute lese ich in der BZ auf Seite 1, dass die Türkische Gemeinde in „Deutschland die Armenien-Resolution
für ein falsches Signal“ hält. Wissen Sie, ich könnte über die derzeitige Situation noch sehr viel schreiben. Aber wahrscheinlich sind Sie darüber ja ebenso informiert wie ich. Deshalb habe ich nur noch Fragen an Sie:
Warum haben Sie dieses brennende Thema, in dem faschistoide Tendenzen zu erblicken sind, nicht erwähnt? Czem Özdemir sprach sogar von türkischen „Pegidas“.
Wie steht Ihre Braunschweiger türkische Organisation zum Völkermord?
Wie ist Ihre Meinung?
Haben Vertreter oder Mitglieder dieser Organisation an der Demo in Berlin oder anderen teilgenommen?
Was werden Sie und die türkischen Organisationen gegen Leugner der historischen Tatsache unternehmen?
usw. usw.
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Freundliche Grüße,
Jürgen Kumlehn
Erinnerer
Platanenstraße 24
D-38302 Wolfenbüttel
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