Fahrrad-Demo: Gut 500 Radler/-innen kamen zur Protestfahrt

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Versammlung der Radler:innen auf dem Schlossplatz. Praktisch alle trugen Gesichtsmasken

Für den 29. Mai hatte das Bündnis Sand im Getriebe einen dezentralen Aktionstag ausgerufen um gegen geplante Subventionen der Autoindustrie und für mehr Klimaschutz einzutreten. In weit mehr als 20 Städten haben so gestern entsprechende Aktionen stattgefunden, z.B. in Berlin, Hannover, Kassel und Osnabrück.

In Braunschweig hatte ein breites Bündnis von über 20 Organisationen und Parteien zu einer Fahrrad-Demo aufgerufen, darunter auch ‚Extinction Rebellion‘, der VCD und oder auch die Initiative Fahrrad-Stadt Braunschweig sowie Critical Mass Braunschweig, siehe auch hier. Entsprechend groß war die Resonanz: Auf dem Schlossplatz drängten sich zu Beginn viele der Aktiven mit ihren Rädern auf dem dafür markierten Bereich. Laut Demo-Auflage war die Zahl der Teilnehmenden am Schloss auf 500 begrenzt, aber diese Zahl wurde auch durchaus erreicht.

Drei Forderungen bestimmten die gestrige Aktion:

  • Für Klima-Rettungsschirme
  • Keine Autokauf- oder Abwrack-Prämien
  • Freispruch für die Klimaschützer:innen von #blockVW

Diese Forderungen wurden in den vielen kurzen Redebeiträgen zu Beginn und am Ende der Fahrrad-Aktion immer wieder aufgegriffen und konkretisiert. So thematisierte Lene Kossack von der Seebrücke den Zusammenhang von Klimawandel und Fluchtursachen. Ihre Schlussfolgerung: wenn der Klimawandel ungebremst voranschreitet, wird die Zahl der Flüchtenden ungeahnte Ausmaße annehmen. Redebeitrag

Harald Walsberg (VCD) startete seinen Beitrag mit einem Zitat von Ernst Piech: „Das Auto ist am Ende – Ausbau von Schienenverkehr und ÖPNV!“. Redebeitrag

Fahrrad-Konvoi auf dem Weg durch die Innenstadt zum VW-Standort Gifhorner Str. Ein Mindestabstand von 2 Metern war eine der Demo-Auflagen

Vom Schlossplatz bewegte sich der Fahrrad-Konvoi durch die Innenstadt und schließlich weiter zum Braunschweiger VW-Werk in der Gifhorner Straße. Dort fand die Abschlusskundgebung mit weiteren Redebeiträgen statt.

Ankunft des Demozugs vor VW Braunschweig
Aktive von Fridays for Future mit ihren plakativen Forderungen

Sabine Sambou (BI Baumschutz) machte auf die Auswirkungen des Klimawandels hier bei uns aufmerksam: „Wir erleben das dritte Dürrejahr in Folge. Unzählige Bäume sind dadurch vertrocknet.“ Sie ging auf die besonders schwierige Situation von Stadtbäumen ein und forderte für diese mehr Schutz und Wertschätzung. Redebeitrag.

Ina Lüsse (Parents for Future) betonte, wie wichtig sichere Radwege sowie ein guter und bezahlbarer öffentlicher Personennahverkehr ist. Gerade Kinder und Jugendliche sind in besonderem Maße hierauf angewiesen. Redebeitrag.

Ina Lüsse spricht für die Parents for Future

Edmund Schultz von der BI Baumschutz und Organisator der Demo betonte mehrfach, dass sich diese Demonstration nicht gegen VW oder andere Autokonzerne und erst recht nicht gegen die VW-Arbeiter:innen richtet. Aber der Konzern könne auch nicht einfach so weitermachen wie bisher. Eine Umstellung der Produktion weg vom Auto hin zu Fahrzeugen z.B. für den öffentlichen Personennahverkehr wie Straßenbahnen oder Zügen mit Wasserstoff-Antrieb wäre eine denkbare Alternative. Nur durch entsprechende Konversion der Produktion könnten langfristig Arbeitsplätze gesichert werden. Redebeitrag

Jens Sander, der sich auch um die Technik gekümmert hatte

Besonders eindringlich schilderte Jens Sander von Extinction Rebellion die Dringlichkeit, jetzt die Weichen für mehr Klimaschutz zu stellen. Und er prangerte an: „Es ist absurd, mit Steuermilliarden Industrien wieder aufzubauen, die uns geradewegs in die nächste Katastrophe führen, es ist absurd, dass in Deutschland MORGEN ein neues Kohlekraftwerk ans Netz gehen soll (Datteln 4). Nur mal zum Vergleich: Österreich hat vor ein paar Wochen das letzte Kohlekraftwerk im Land stillgelegt.“ Redebeitrag.

Auch die Forderung nach Freispruch für die Klimaschützer/-innen von #blockVW wurde mehrfach aufgegriffen, so z.B. per Handy von einer der Aktivistinnen, die auch bei #blockVW im letzten August aktiv mit dabei war (siehe hier), und die aktuell den Bauplatz eines Flüssiggas-Terminals in Brunsbüttel blockierte, geplant für den Import von Fracking-Gas aus den USA . Eine Pressemitteilung mit Fotos der Bauplatzbesetzung siehe hier.

Am kommenden Dienstag (2. Juni) findet der erste Prozess gegen die Aktivisten der Zug-Blockade vom August des letzten Jahres in Wolfsburg statt. Es gibt deshalb eine Solidaritätsaktion vor Ort. Aus Braunschweig fährt deshalb eine Gruppe von Unterstützer/-innen per Bahn nach Wolfsburg. Treffpunkt ist am 2.6. um 09:15 Uhr im Hauptbahnhof, Abfahrt des Zuges ist 09:26 Uhr.

Update 31.05.20: Weitere Redebeiträge verlinkt, Pressemitteilung zur Bauplatzbesetzung in Brunsbüttel verlinkt.

5 Kommentare

  1. Danke, schöner Artikel, der es gut rüberbringt. Eine wirklich rundum gelungene Veranstaltung: Reibungsloser, ganz entspannter Ablauf, alles super organisiert, schöne Fahrrad-Runde bei bestem Sonnenschein, tolle Redebeiträge von allen.
    Das war bestimmt nicht die letzte Fahrraddemo zu Verkehrswende und Klimaschutz!

  2. wenn unsere tollen Radfahrerorganisationen mal Aktionen gegen die Geisterradler, Radfahrer auf Gehwegen und verkehrsunsichere Räder machen würden, wäre den Radlern sicher mehr geholfen.

    Des Weiteren sind in BS viele Radwege in einem miesen unbenutzbarem Zustand und werden von der Stadtverwaltigung trotz Meldung nicht saniert, parallel verlaufenden Fahrbahnen jedoch neu und bestens asphaltiert.

    Die Radverkehrsführungen sind schlecht, werden von KFZ zugefahren oder zugeparkt, ungünstige Ampelschaltungen bremsen den Radverkehr unnötig aus und verleiten zu Rotlichtverstößen, Poller sind in falsche Abstände gesetzt, Kurven zu eng, Wegweiser falsch oder unvollständig, Verkehrsschilder und Markierungen fehlen oder werden nicht angepasst.

    Was gedenken die teilweise seit 40 Jahren bestehenden Fahrradadaktivisten hier dagegen zu machen, außer auf ganzer Linie zu versagen?

    • Böser Troll,
      aus Ihnen könnte noch etwas werden, die konstruktiven Ansätze sind ja durchaus da.
      Vielleicht einfach in einer der vielen Initiativen auch ehrenamtlich mitmachen?
      Oder einfach, statt ehrenamtlich Aktive zu beleidigen, auf Lob und positive konstruktive Kritik setzen? Das würde motivieren! Funktioniert bekanntermaßen deutlich besser…
      Mit hoffnungsvollen Grüßen
      +. Klima

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