BIO zwischen Wahn und Sinn

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3sat – Film von Torsten Mehltretter

Ist wirklich immer „Bio“ drin, wo „Bio“ drauf steht? Wie lässt sich das nachweisen? Bauern müssen einen enormen Aufwand betreiben, um Bio-Richtlinien einzuhalten.

Doch sind Bio-Lebensmittel automatisch gesünder? Verbraucher sind jedenfalls bereit, deutlich mehr für sie zu zahlen. Es fehlen bislang aber verlässliche Tests, um ökologisch und konventionell hergestellte Lebensmittel zu unterscheiden.

Der Schadstoffgehalt allein ist nicht ausschlaggebend. Es gibt keine schadstofffreien Lebensmittel. Das öffnet Tür und Tor für einen lukrativen Etikettierungsschwindel. So ist es kein Wunder, dass ausgerechnet zu Ostern das Angebot an Bio-Eiern viel größer ist als sonst im Jahr. Rein statistisch eine Manipulation, die jedoch schwer zu beweisen ist, weil die Unterschiede zwischen den beiden Produktionsprozessen für die Qualität der Ware offenbar kaum eine Rolle spielen.

Sind Bio-Nahrungsmittel dann überhaupt gesünder? Irische Milchbauern dürfen ihre Milch vor allem deshalb nicht „Bio“ nennen, weil die Weide, auf der die Kühe an mehr als 300 Tagen im Jahr stehen, mineralisch gedüngt wird. Doch dieser mineralische Dünger lässt sich in der Milch gar nicht mehr nachweisen, weil die Kuh selbst ein großer Bio-Reaktor ist. Im Durchschnitt enthält konventionelle irische Milch mehr Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien als Bio-Milch aus Deutschland. Der Grund ist das Futter: Deutsche Biobetriebe dürfen Kraftfutter und Silage zufüttern, um die Milchleistung zu erhöhen – dabei bleibt die Milchqualität auf der Strecke. Und „ein bisschen Bio“ geht auch nicht. Carlo Leifert von der Universität Newcastle hat herausgefunden: „Wenn man nur auf organischen Dünger umstellt, ohne auch mit den Pestiziden aufzuhören, dann stellt man einige interessante Sachen fest. Zum Beispiel der Pestizid-Gehalt an den Lebensmitteln erhöht sich, wenn man mit organischem Dünger arbeitet.“ Verlässliche Tests sollen das Vertrauen der Verbraucher zurückgewinnen.

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1 Kommentar

  1. Es geht bei der Entscheidung, ob BIO-Produkte gesünder sind als konventionelle Produkte nicht um mögliche Schadstoffe, wie z. B. Spuren von Pflanzenschutzmitteln auf dem Erntegut. Es geht vielmehr um eine Haltung zu unserer „modernen Landwirtschaft“ und um die Subventionierung der Landwirte ohne erbrachte Gegenleistung. Die Biolandwirtschaft leistet mehr hinsichtlich, Klimaschutz, Biodiversität, Boden- und Grundwasserschutz. Es geht auch um den Schutz von Sorten, die seltener sind und oft besser schmecken. BIO-Pflanzenbau arbeitet auf dem Acker also zukunftsorientierter und BIO-Nutztierhaltung deutlich artgerechter. Agrarethische Maßstäbe werden als eher eingehalten.

    Das Argument, dass BIO mehr Fläche (auch Naturschutzfläche) braucht, um gleiche Mengen zu produzieren, ist richtig. Weil wir jedoch 6,7 Millionen Tonnen Lebenmittel (pro Person 82 kg) wegwerfen, könnte man mit BIO durchaus fächensparsamer wirtschaften. Hinzu kommen noch die etwa 80 ha fruchtbarer Boden täglich, die durch Überbauung unwiederbringlich verloren gehen.
    Daraus kann man erkennen, dass es sich um ein grundlegendes gesellschaftpolitisches Problem handelt, in dem Alles mit Allem zusammenhängt. Die größen Kreise der Abhängigkeiten muss die Agrarpolitik auch noch erkennen und zudem lernen, dass der Markt und die Ökonomie nicht alles ist..

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