Von Bürgerinitiative Braunschweig (BIBS)
Ja zum Stadtbahnausbau – entschiedenes Nein zu Wendeschleife, Taktverschlechterung und Rechentricks
Um weitere Klimaverschlechterungen zu begrenzen, müssen die Städte Maßnahmen zur Verringerung des motorisierten Individualverkehrs ergreifen. Das geht nur, wenn der Öffentliche Nahverkehr ausgebaut und wesentlich attraktiver gemacht wird.
Das heißt: Kurze Taktzeiten, erschwingliche Preise und gute Anbindung an das Umland (Bus, Park-and-ride etc.) und ein Ausbau mit Linienführungen, die so viele Fahrgäste wie möglich mitnehmen.
In diesem Sinne unterstützt die BIBS Ausbaupläne nach Volkmarode-Nord
Mit der öffentlichen Auslegung der Planungsunterlagen durch die Stadt geht ein von Anfang an außerordentlich strittiges Projekt in die nächste Phase. Die Planer von Stadt und BSVG geben sich jedoch unbeeindruckt. Der BSVG-Geschäftsführer spricht gar von „großem Fortschritt“ und „tollem Erfolg“. Wirklich? – Für wen?
Deutliche Kritik von Anfang an. Im Zentrum: die geplante Wendeschleife
Seit der ersten Bürgerversammlung im August 2018 und in der Folge immer wieder von betroffenen Bürgern, Vereinen, Bezirksräten und Parteien und der BIBS gab es zum Teil scharfe Kritik an der vorgelegten Ausbauplanung.
Sie beinhaltet eine Wendeschleife für die Tram an der Berliner Straße, Höhe Querumer Straße. Diese soll allein knapp 9 Millionen Euro kosten. Was das soll?
Damit kann die BSVG den bisherigen Takt aus der Stadtmitte zwar verbessern, aber hinter der Wendeschleife und auf der Neubaustrecke auf 15 Minuten ausdünnen.
Damit wären nicht nur Fahrgäste gekniffen, die von Volkmarode ins Zentrum wollen, sondern alle Schüler:innen. Die Halbierung der Fahrten hat massiven Einfluss auf den Schülerverkehr in den Nord-Osten der Stadt.
Denn Schüler wechseln erst am Messeweg von Bahn auf Bus, um nach Querum, Bienrode, Waggum und Bevenrode weiterzufahren. Demnach stellt die neue Verbindung eine deutliche Verschlechterung für den Schülerverkehr dar. Tram verpasst – zu spät in der Schule – eigenes Pech.
Keine Vorteile für die Fahrgäste, sondern nur für die BSVG
Vorteile hat das einzig für die BSVG. „Durch die Wendeschleife Gliesmarode werden wir außerdem mehr Flexibilität im Betrieb gewinnen“, wird Jörg Reincke, Geschäftsführer der BSVG, zitiert. „In der Prognose wird sich das Projekt positiv auf unser Betriebsergebnis auswirken“. Das hat offenbar Priorität vor einer attraktiven Taktung.
Mit im Gepäck der Planung: Die Zerstörung eines parkähnlichen Areals, eingeschlossen die Fällung von acht großen Bäumen im Bereich der geplanten Schleife. Für das bessere Betriebsergebnis muss eine grüne Insel mit hoher Aufenthaltsqualität dran glauben. Überdies: Dafür, wie und wo Autofahrende auf die Tram wechseln sollen, gibt es keine Aussagen oder Planungen.
Doch damit nicht genug. Sollte die in der Vorplanung befindliche Trasse nach Querum in der Zukunft über die Querumer Straße umgesetzt werden, dann ist eine Wendeschleife überflüssig und 9 Millionen Steuergelder wären zum Fenster rausgeworfen.
Wir fordern die Stadtbahnanbindung von Querum an dieser Stelle umzusetzen. Dadurch braucht es weder die Wendeschleife, noch zusätzliche Naturzerstörung. Darum: Vor dieser Entscheidung darf die Wendeschleife nicht gebaut werden!
Kein Ausbau um jeden Preis
Exorbitant sind auch die Ausbaukosten: Für eine Verlängerung von 1,2 km (zwei Haltestellen!) sollen über 50 Mio. Euro ausgegeben werden (das sind 10 Mio. € mehr als noch vor Jahresfrist). Die Planer begründen die Wendeschleife und die Taktreduzierung hinter ihr mit einem ominösen und völlig intransparenten „Kosten-Nutzen-Index“, der nur so über „1“ liege und Fördergelder fließen lasse. Ein sinnvoller Umgang mit Steuergeldern sieht anders aus. Stattdessen sollte gelten: Der Ausbau muss auch bezahlbar sein und der Nutzen für die Fahrgäste muss, anders als hier geplant, absolute Priorität habe.
Die BIBS betont daher: Die Ziele einer Attraktivitätssteigerung des ÖPNV werden durch die Planungen deutlich verfehlt. Verkehrswende geht anders! Die Fahrgäste brauchen keine Wendeschleife, sondern eine attraktive Taktung und Anbindung.
Die BIBS fordert: Keine Wendeschleife, zumindest so lange der Ausbau nach Querum nicht geklärt ist ! Durchgehender 7- bzw. 8-Minuten-Takt einschließlich der Neubaustrecke und Anbindung an das Umland!
Die BIBS fordert alle Bürger auf, bei der Stadt Braunschweig noch bis zum 02.10 Einwendungen gegen den „Neubau einer Stadtbahnwendeanlage in Gliesmarode“ einzureichen, um ihre Ablehnung deutlich zu machen.