Zur Kritik an einem BZ-Artikel: Mit voller Wucht daneben!

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Berliner Hauptbahn, die Menschen halten sich an die Vorgaben Foto: Rebecca Holm auf Pixabay

Unter der Überschrift „Corona: Sind wir am Limit?“ wird in einem Kommentar auf den Seiten des Braunschweig-Spiegel schweres Geschütz aufgefahren gegen BZ-Redakteur Peduto und dessen Artikel “Wird Ostern zum Stresstest?“ vom 11. April. In Form einer rhetorischen Frage wird Peduto „Panikmache ohne Fakten“ vorgeworfen. Schon die Überschrift sei „alarmierend“. Peduto behaupte, es gehe um eine Entscheidung über Leben und Tod. Erst am Ende des Artikels gebe es dann „Erlösung für den geängstigten Leser“.

Keine Gefahr drohender Engpässe“ – ein Beleg für Panikmache?

Diese Kritik hat einen schwerwiegenden Nachteil. Sie stimmt von vorne bis hinten nicht, und zwar im wörtlichen Sinne. Denn schon nach einer kurzen Einleitung des Themas hält Peduto fest, dass die Krankenhäuser in Deutschland für die Feiertage „keine Gefahr drohender Kapazitätsengpässe sehen“. Er untermauert diese beruhigende Einschätzung mit drei Aussagen des Präsidenten der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerold Gaß. Damit nicht genug, kommt dann noch der Ärztepräsident Klaus Reinhard zu Wort, der sich ebenfalls ganz entspannt gibt und ermahnt, dass jeder, der schwer erkranke, sich natürlich rasch in klinische Behandlung begeben solle.

Völlig zu Recht weist Peduto darauf hin, dass das derzeitige Herunterfahren des öffentlichen Lebens das Ziel habe, eine Überforderung der Krankenhäuser zu verhindern, obwohl die Zahl der Corona – Infizierten nach wie vor steige, wie sich an den angegebenen Zahlen ja leicht überprüfen lässt.

Entscheidung über Leben und Tod behauptet“ – aber gerade nicht für Deutschland!

Auch was die Zwischenüberschrift von der „Entscheidung über Leben und Tod“ angeht, so wird schon im ersten Satz nach dieser Überschrift klar benannt, dass es um die Lage in den Corona-KRISENLÄNDERN geht, wo sich die schlimme Lage ergeben hat, dass die Ärzte Entscheidungen treffen müssen, wem sie eine Behandlung zukommen lassen und wem sie sie vorenthalten. Bekanntlich ist das in Frankreich, in Italien, in den USA und anderswo der Fall, in Deutschland aber bisher jedenfalls nicht, worüber man sich schon einmal freuen kann – und auch sollte.

Um jede mögliche Unklarheit auszuschließen, stellt Peduto abschließend noch einmal ausdrücklich fest: „Für den Moment stehen die deutschen Kliniken glücklicherweise nicht vor solchen Entscheidungen.“ Die Aussagen des Artikels sind überdies so gut mit Zahlen unterfüttert, dass auch das ängstlichste Gemüt sich nach der Lektüre des Artikels beruhigt zurücklehnen kann. Jedenfalls fürs Erste, denn der Zwischenbefund kurz vor Ostern hat sich natürlich nur ergeben, weil die Regierungsmaßnahmen, die seit dem 16. März umgesetzt werden, tatsächlich schon dazu geführt haben, dass die rasche Zunahme der Infiziertenzahlen gebremst wurde. Und das ist hauptsächlich ein Verdienst der großen Mehrheit der Bevölkerung, die diese Regeln aus Einsicht in die Notwendigkeit einhält. Der Artikel in der BZ ist also das gerade Gegenteil einer Panikmache. Und die Kritik ist völlig ungerechtfertigt.

Überforderung der Krankenhäuser muss verhindert werden – nach wie vor

Der Grundgedanke, dass die rasche, unkontrollierte Zunahme Zahl der Infizierten durch verschiedene Maßnahmen verhindert werden muss, hat sich als richtig erwiesen. Er gilt für die nächsten Monate unvermindert weiter, auch wenn man nun Stück für Stück Maßnahmen lockert oder ersetzt. Wer es nicht glauben will, braucht nur einen Blick in andere Länder zu werfen: überall da, wo man sich angesichts zunächst niedriger Zahlen in Sicherheit gewiegt hat, wurde das durch die anschließende rasche Entwicklung mit einer hohen Zahl von Todesfällen bestraft, sei es in den USA, in Großbritannien, in Italien oder wo auch immer.

Aber Schweden?

Aber Schweden, das ist doch ein gutes Beispiel für eine „liberale“ Coronapolitik? EinBeispiel dafür, dass sich auch ohne starke Beschränkungen der Bürger gute Erfolge erzielen lassen? Die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Schweden, ein Land mit 10 Millionen Einwohnern, verzeichnet 919 Corona – Todesfälle (bei 10.948 Infizierten, Stand 13. April), Deutschland mit achtmal mehr Einwohnern hat 3194 Todesfälle zu beklagen (bei 130.072 Infizierten) – damit hat Schweden je eine Million Einwohner 2,9 mal so viele Tote wie Deutschland. Die Vermutung liegt nahe, dass man dort das Problem unterschätzt und auch viel zu wenig getestet hat. Dadurch hat das Virus eine freiere Bahn als anderswo. Es ist absehbar, dass auch die schwedische Politik die bisherige Politik korrigieren muss.

1 Kommentar

  1. Der Artikel in der BZ vom 11. April auf S.2 hat die dicke Überschrift „Wird Ostern zum Stresstest für die Kliniken?“ und dann die einzigen beiden textlich fett herausgestellten Textzeilen: „Von einer Entspannung kann man noch nicht ausgehen“ und „Es ist eine Entscheidung auf Leben und Tod“. Warum wohl nur genau diese plakativen Hervorhebungen? Wird so sachlich informiert oder Angst geschürt? Warum kommen erst ganz am Ende des Artikels Informationen die den durch die Überschrift erzeugten „Stress“ dämpfen?
    Wer hier „Mit voller Wucht daneben!“ geschrieben kann jeder Leser selbst beurteilen…..

    Achim Kleppe

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