Stimmungsmache gegen den Nationalpark Harz

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Tote Bäume im Harz. Na und? Es ist doch gut, wenn die Natur die Fehler des Menschen korrigiert. Im Wald dauert es oft nur Jahrzehnte bis die Fehler erkennbar werden. Den zerstörten Wald nun endlich mal in Ruhe zu lassen, fällt anscheinend dem Menschen mit seinem Profitstreben und Ordnungssinn schwer. (um) Foto: Uwe Meier

Anfang der letzten Woche bestätigte die Staatsanwaltschaft Braunschweig den Eingang einer Strafanzeige gegen Verantwortliche des Nationalparks Harz. Als pensionierter Förster und Jäger nimmt Herr Schüler eine „großflächige Waldzerstörung im Harz“ zum Anlass seiner Klage.

So mancher Waldexperte und Politiker steht dieser Argumentation angesichts der erheblichen Waldschäden in ganz Südniedersachsen aber skeptisch gegenüber. Danach haben Dürre und Wind besonders in den beiden letzten Jahren auch den Fichtenreinbeständen außerhalb des Nationalparks zu schaffen gemacht. Dieses nach Jahrzehnten einer nicht fachgerechten Forstwirtschaft nun ausgerechnet der Nationalparkverwaltung anzulasten, ist mehr als fragwürdig. Doch gibt das Ausmaß aktueller und zu erwartender Waldzerstörungen angesichts der hohen Anteile betroffener Landeswaldflächen Anlass zur Sorge. Dass aber noch mehr waldreiche Gebiete in den nächsten Jahren betroffen sein werden, wird in der Anzeige nur unzureichend dargestellt. Da hat die von der CDU empfohlene hektische Wiederaufforstung wenig Sinn.

Ein Nationalpark soll die natürlichen Prozesse fördern sowie Achtung für die Vielfalt und Schönheit der freien Natur vermitteln. Der Nationalpark Harz versteht sich nicht ohne Grund als Nationalpark in Entwicklung. Wie seinerzeit im NP Bayerischer Wald gibt es dabei große Flächen toter Bäume, die durch ihren Einfluß auf das Flächenkleinklima, den Nährstoffhaushalt und nicht zuletzt auf den Verbißdruck durch Wild einer sich auf natürliche Weise einstellenden neuen Generation gemischter Waldbäume als Starthilfe dienen sollen. Ohne Zweifel hättte der auch im Nationalpark überhöhte Bestand an Schalenwild längst durch ein qualifiziertes Mana-gement geregelt werden müssen.

Wie aus der Heilkunde bekannt, wird auf eine scheinbare Verschlechterung des Ausgangs-zustands eine Zeit der „Selbstheilung“ des Waldes folgen, sofern ihm die hier genannten Rahmenbedingungen tatsächlich gewährt werden.

In gewisser Dichte finden sich die Borkenkäfer von Natur aus in Nadelwäldern. Dass sie angesichts der verminderten Abwehrkraft der Fichte vor allem in Monokulturen begünstigt leben, ist seit Förstergenerationen bekannt. Das Vorkommen des Borkenkäfers ist mithin nicht menschengemacht, die Probleme mit dem massiven Auftreten und den folgenden Schäden jedoch schon. Der Sprecher des Nationalparks dementiert daher zu Recht: Als Sündenbock eignet sich der Borkenkäfer kaum.

Gespannt sind die Bürger/-innen nun auf die Wertung durch die Staatsanwaltschaft. Dem Anzeigesteller Schüler sollte sie das genaue Lesen des LÖWE-Programms (Langfristige Ökologische WaldEntwicklung) der niedersächsischen Landesforstverwaltung anraten, denn dort sind bereits seit dem Jahre 1991 wichtige Grundsätze der Forstrenaturierung wörtlich – und bindend – niedergelegt!

Siehe auch: „Sterbende Buchen nach Dürresommer – Die Folgen preußischer Erziehung“ im Braunschweig-Spiegel

1 Kommentar

  1. Ich finde, dass wirklich mehr getan werden muss, damit aus der Fichtenmonokultur im Harz ein Wald entsteht, der ökologisch sinnvoll und widerstandsfähig ist. Meine Beobachtung ist, dass dort, wo einzelne ökologisch sinnvolle Bäume wachsen, sich diese auch in die Umgebung aussähen und vermehren. Dort wo weit und breit nur Fichten waren, kommen auch fast nur Fichten wieder hoch. Ich vermisse Bauminseln, von denen aus sich ein neuer Mischwald heraus entwickeln kann.

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