Spektakuläre Autobahn-Abseilaktionen an mehreren Autobahnen

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Abseilaktion über der A2 bei Braunschweig. Die Autobahn war für ca. 2 Stunden voll gesperrt

Heute morgen liefen über Deutschland verteilt mehrere Aktionen, mit denen für eine radikale Verkehrswende geworben wurde. Ziel dabei ist nicht nur der sofortige Stopp des weiteren Straßenbaus, unter anderem der A49, sondern auch ein Rückbau des Systems Autos zugunsten von Bahn, Fahrrad und Fußverkehr.

Aktueller Anlass dieser Aktionen ist die derzeit laufende Räumung und Rodung des Dannenröder Waldes für den Weiterbau der A49 in Hessen.

Eine dieser Abseil-Aktionen fand auf der A2 bei Braunschweig statt. Die Polizei hatte deshalb die A2 in beiden Richtungen in Höhe des Hafens voll gesperrt. Es dauerte knapp 2 Stunden, bis die Aktivist:innen von der Feuerwehr geräumt wurden.

Räumung der Aktivist:innen über der A2 bei Braunschweig durch die Feuerwehr. Die A2 war für etwa 2 Stunden voll gesperrt

Weitere Abseil-Aktionen fanden auf der A4 bei Dresden sowie Jena, der A7 bei Schleswig und Kassel, der A20 bei Triebsees und der A485 bei Gießen statt. Auch die Köhlbrandbrücke im Hamburger Hafen wurde besetzt

Köhlbrandbrücke im Hamburger Hafen

Ebenfalls heute vormittag fand auf dem Braunschweiger Kohlmarkt eine Solidaritätsveranstaltung für die Aktivist:innen im Dannenröder Wald statt. Dazu aufgerufen hatte Extinction Rebellion Braunschweig (siehe hier).

Kundgebung auf dem Kohlmarkt. Trotz des trüben Wetters hatten sich hier zwischen 20 und 30 Interessierte versammelt

Unter dem Motto „Wald statt Asphalt“ versammelten sich dort ca. 25 Menschen. Mehrere Menschen informierten über die dortige Situation: Seit einem Jahr wird der „Danni“ besetzt und seit knapp zwei Monaten wird unter massivem Polizeiaufgebot mit viel Gewalt geräumt und gerodet. In den letzten Tagen gab es gehäufte Fälle von schwerer Körperverletzung an Aktivist:innen im Wald.

Auch über die Autobahn-Abseil-Aktionen wurde berichtet. Einige der Aktivist:innen, die an der Aktion der A2 bei Braunschweig teilgenommen hatten, kamen mittags nach ihrer Räumung durch die Feuerwehr noch zu der Kundgebung auf den Kohlmarkt und berichteten unter viel Beifall von ihrer Aktion.

Einer der Braunschweiger Aktivisten stellt eine Telefonverbindung zu einer Aktivistin her, die sich über der A7 abgeseilt hat. Zu diesem Zeitpunkt war die Aktion dort noch in vollem Gang, die A7 dort also noch voll gesperrt. Dank Lautprecheranlage war das Gespräch für alle Anwesenden gut hörbar.

Im folgenden noch einige Impressionen von anderen, zeitgleich stattgefundenen Abseil-Aktionen, kommentiert von den jeweils Beteiligten:

Gießen: Aktion über der A485 stabil. Die kleine Begleitdemo wächst, Flyer werden verteiltl, alles wartet auf die KletterCops. Aber die haben heute wohl ziemlich viele Einsatzorte.
Dresden: In Dresden wurde gerade die erste Person mit der Hebebühne geräumt, die zweite Person hängt noch. Sie hält ein Banner mit #DanniBleibt.
Schleswig: Kletteraktion von Klimaktivist:innen an der A7 nahe Hüsby. Auf dem Transpi steht „Mit Vollgas in die Klimakatastrophe…? Jetzt umsteuern!“

Viele weitere Informationen zu diesen Aktionen gibt es hier. Auch die Fotos der Abseilaktionen stammen von dort. Eine Sammlung weiterer Links, hauptsächlich anderer Medienberichte, gibt es hier. Zuletzt noch einige Statements von an den Aktionen Beteiligten. Die meisten der Personen haben dabei ihre Aktions- oder Fantasienamen angegeben:

„Großartig, das braucht es. Nur für den Danni und nur gegen die A49 zu kämpfen, wäre viel zu wenig. Das Problem sind die vielen Autos und die vielen Straßen, die den Verkehr erzeugen. Darum ist es wichtig, dass jetzt überall Protest und Widerstand entstehen. Ihr seid super!“ Akazie im Baumhaus im Danni

„1053 Verletzte und neun Tote gibt es durchschnittlich jeden Tag auf den Straßen in Deutschland. Mit unseren Aktionen kämpfen wir für eine Verkehrswende, die nicht nur Umwelt und Klima schont, sondern auch endlich dem täglichen Sterben und den vielen Verletzungen ein Ende setzt.“ Svenja aus Frankfurt

„Ich bin seit über 40 Jahren im Umweltschutz tätig, habe in den letzten Jahren viele Verkehrswendekonzepte entwickelt und politisch eingebracht. Im Gegensatz zu denen, die nach Aktionen gegen uns hetzen und fatale Verkehrssysteme erhalten wollen, die täglich 1053 Verletzte und neun Tote produzieren, stehen wir für eine Verkehrswende, die Menschen und Umwelt schont.“ Jörg aus Reiskirchen

„Ich hänge hier am Seil – und denke an den Danni. Ich bin da auch viel gewesen und inzwischen sehr unfreundlich aus meinem Baumhaus geräumt worden. Da die Verkehrswende aber überall nötig ist, bin ich heute hier. Ich wünsche mir, dass alle, die aus dem Wald herausgeschmissen werden und mit ansehen müssen, wir für eine verkackte Verkehrspolitik ein schöner Wald zerstört wird, Kraft und Mut haben, mit uns für eine Verkehrswende insgesamt zu kämpfen. Denn erst wenn das Autofahren, diese klima-, umwelt- und menschenschädliche Art der Fortbewegung, überwunden ist, hört das mit dem Straßenbau auch auf.“ Kiri aus Irgendwo

„Ich lebe normalerweise in Bayern, nicht so weit weg davon, wo jetzt die neue A94 langläuft. Die erinnert schon von der Zahl her an den Autobahnbau hier. Auch bei uns haben sie von Lückenschluss und Entwicklung des ländlichen Raumes gefaselt. Neulich habe ich von einer Auswertung von Handydaten gehört, dass jetzt, wo die Straße fertig ist, viele Leute mit dem Auto fahren, die vorher den Zug genommen haben. Grausam. Das darf hier nicht passieren, und anderswo auch nicht. Daher beteilige ich mich heute an der Aktion, weil die A94 mir bewiesen hat: Wer Straßen baut, wird Autoverkehr ernten!“ Rose, zurzeit im Danni

2 Kommentare

  1. ich finde es eiegetlich immer wieder interessant, wie lange sog. Verkehrswendekonzepte benötigen, bis mal irgendwas gebaut wird. Nehmen wir mal die Stadtbahn nach Volkmarode Nord, die Trasse ist seit 1978 vorgesehen, Anfang der 2010er wollte man den großen Wurf machen, nannte das ganze „Stadtbahn plus“, heuchelte Bürgebeteiligung und versprach, dass es endlich los geht und ganz viele bereits geplante Strecken gebaut werden.

    Jetzt, rund 10 Jahre später faselt man immer noch was von „Vorplanung im Bürgerdialog“ und hat nicht einen einzigen Spatenstich getan.
    http://www.presse-service.de/data.aspx/static/1058924.html

    Ähnlich sieht das bei Projekten wie der Regiostadtbahn, Regiobahn2014plus und den Haltepunkten BS-Leiferde, BS-Weststadt, BS-Bienrode aus, da wurde schon seit den 1990er geschwafelt und NICHTS getan.

    Wo ist denn unsere Verkehrswende? Stoppen wir den Ausbau der A39 nach Lüneburg und reaktivieren Bahnstrecken wie die von Oebisfelde nach Wittingen (-Uelzen), Schandelah-Oebisfelde, Salzgitter Bad-Börßum-Jerxheim-Oschersleben-Magdeburg, Schöppenstedt-Jerxheim-Helmstedt oder Braunschweig-Celle? Nix da, satt dessen sieht man den achtspurigen Ausbau der A2 vor.
    Vom zweiten Gleis der Weddeler Schleife rede ich dabei garnicht erst, war von Anfang an ne Fehlentscheidung dies nicht gleich 1998 mit zu bauen.

    Gleichzeitig baut man noch überall umweltschädliche, riesige Industriegebiete ohne Eisenbahnanschluss, damit noch mehr LKW die Straßen verstopfen. Als Ausgleichsfläche dienen dann z.B. geflutete Tagebaue, wo kein Baum drin wachsen kann, welcher für die Landwirtschaft unsinnig ist und wo man auch nicht durch radeln/schwimmen kann. Irgendwo haben die alle den Schuss nicht gehört, merken es nicht. Der große Corona-Lockdown im Frühjahr hat gezeigt, dass man die Welt auch entschleunigen kann und sich die Luft verbessert.

    Wozu dient eigentlich dieser Turbokapitalismus, der Konsum und das grenzenlose Wachstum, der hilft der Menschheit nicht wirklich, sondern zerstört nur dessen Lebensgrundlage.

    Wir haben es alle irgendwie in der Hand, müssen die Leute offenbar mehr aufklären und organisieren, bevor es zu spät ist.

  2. Jeden einzelnen Tag STERBEN NEUN MENSCHEN allein durch UNFÄLLE durch den Kfz-Verkehr. Viele weitere werden verletzt und verstümmelt. Kommt also durch die Diskussionen, die durch solche Aktionen ausgelöst werden, eine Verkehrswende auch nur einen einzigen Tag früher, werden dadurch neun Menschenleben GERETTET. Entsprechende Verbesserungen würden auch für den Anteil des Verkehrs an der Klimakatastrophe (25 %), am Artensterben sowie Kranken und vorzeitig Verstorbenen durch Feinstaub, NOx, Autolärm usw. gelten.

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