Fridays for Future: Demo in Braunschweig wieder beeindruckend

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Nein, so heiß war es nicht. Im Gegenteil. Aber vielleicht 2030, wenn es so weiter geht. Dann wird man zum 1. Advent so knapp bekleidet und mit Sonnebrille auf dem Schlossplatz stehen können.
Auf Stelzen kamen sie dahergestelzt, um darauf hinzuweisen, dass man in der Klimapolitik Weitblick braucht. Und Wachstum? Sicher wichtig, aber in der Biologie wachsen nur Krebszellen unendlich, und wie das endet wissen wir.
Die Botschaft: Weitblick gebietet alternative Wirtschaftsmodelle, die echte Nachhaltigkeit beinhalten und keine kurzatmigen börsenorientierten Gewinnerwartungen.

Die Vorausetzungen waren nicht so toll für eine Demo – Novemberwetter natürlich; kalt, Regen und windig. Wer kommt unter diesen Bedingungen schon zur Demo – und dann noch über drei Stunden?

Der Fantasie waren wieder mal keine Grenzen gesetzt. Hier das Artensterben auf dem Globus infolge Klimawandel

War der Schlossplatz zu Beginn der Demo noch fast leer, strömten dann doch die Massen. Das Wetter spielte keine Rolle, das Klima war entscheidend – um das ging es schließlich! Und es wurde auch was geboten, nämlich Stimmung auf der Bühne mit neuem Entertainment. Die „alten FFF-Hasen“ waren abgetreten. Neue sehr junge Schüler/-innen führten durch das CO2-kritische Klimaprogramm. Sie machten es einfach so locker, dass nicht nur die Infos rüberkamen sondern auch eine gute Stimmung.

Wo man auch hinsah: nur junge Menschen

Beispielhaft wird hier die Rede von Carla Kern im Original wiedergegeben. Es war eine Rede zum Lieferkettengesetz auf das sich viele Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen vor zwei Monaten verständigt haben. Diese Rede zeigte, dass FFF mehr ist als eine Klimaschutzbewegung. Die Verantwortlichen der Bewegung machen sich Gedanken über mögliche Lösungen, die sie auch öffentlich mit allem Nachdruck vertreten.

Demodrängelei in der Fussgängerzone. KonsumkritikerInnen mischten sich mit den EinkaufstütenschlepperInnen.

Der Demonstrationszug nahm einen ungewöhnlichen Verlauf. Über den Waisenhausdamm ging es zum Kohlmarkt, durch die Fußgängerzone zum Sack, zur Dankwartstraße zurück über den Bohlweg zum Schlossplatz.

Beeindruckend das Demo-Management. Wie von Zauberhand: Plötzlich hockten Hunderte.

Die Organisator/-innen scheinen gewusst zu haben, dass heute der sog. „Schwarze Freitag“ ist; dieser seltsame US-amerikanische Konsumtag an dem Vieles verbilligt ist. Dementsprechend hielt der Demozug vor dem Billigstausstatter, hockte sich hin und skandierte Klimapaolen, um nach dem Aufstehen nach mehrmaligem „Hopp, Hopp, Hopp – Klimawandel Stopp“, weiter zu marschieren.

Alle Fotos: Uwe Meier

Kommentar

Es war beeindruckend was diese vielen jungen Menschen auf die Beine gestellt haben. Wieder einmal waren es hauptsächlich Mädchen und junge Frauen, die sich einmischten und die Klima-forderungen skandierten. Die Stimmung war hervorragend, die Reden zielführend. „Students for Future“ und „Parents for Future“ hatten auch mobilisiert, so dass viele sog. Erwachsene dabei waren.

Die Mischung stimmte, die Stimmung stimmte, die Organisation stimmte. Es war eine denkwürdig positive Veranstaltung mit etwa 1500 Teilnehmern.

3 Kommentare

  1. 1000 fff-Demonstranten sind schon ganz ok, aber vor paar Monaten waren es 8000! Schwächelt die Bewegung etwa? Oder wars zu kalt für die behütete „Chantalle“ und „Kevin“? Wurden Klimawandel und Umweltprobleme offiziell verschoben, oder nimmt man die leere Lippenbekenntnisse der Politiker und Kommunalverwaltungen ernst?

    Die Luft ist wohl raus, in paar Jahren müssen sich die jugendlichen Demonstranten von heute wohl genau wie wir von denen vorwerfen lassen, wir hätten nichts gemacht. Immerhin wurde schon vor 30 Jahren vor den heutigen Problemen gewarnt.

  2. Zu dem letztem Kommentar: Es ist nicht möglich eine Bewegung ständig auf dem höchstem Niveau zu belassen. Hinzu kommt, das am Freitag und Samstag noch zwei weitere Demonstrationen stattfanden. Am Freitag Abend gab es noch eine große Demonstration gegen die AFD und am Samstag ab dem frühen Morgen bis zum späten Nachmittag ebenfalls gegen die AFD. Da die meisten der Demonstranten alle beiden Bewegungen unterstützen, muss man sich mal die summierte Anzahl von 23.000 Menschen vor Augen führen, wann gab es das schon einmal in Braunschweig. Genauso daneben war der Kommentar in der Wolfenbüttler Zeitung, die Demonstration am Freitag mit 250 Menschen sei ein Rückschritt. Schließlich nahmen die Wolfenbüttler auch an den Demonstrationen gegen die AFD in Braunschweig teil.

    • Herr Krauß,
      ich sehe das ein bißchen anders, die Demo gegen die AfD war am Fraitag abend, bzw. am Samstag, personelle Überschneidungen der Teilnehmer sind zwar möglich, aber ich glaube beim Thema AfD waren mehr Erwachsene unterwegs, während bei fff-noch zumeist die Schüler und Studenten streiken.

      Diese fff-Bewegung wird sich irgendwann „tot laufen“, langweilig, die aktuellen Teilnehmer werden in berufliche Laufbahnen eingebunden und können nicht mehr streiken. Die mediale Aufmerksamkeit wird weniger. Man bedenke an der fff-Geschichte, dass diese Bewegung ein deutsches TV-Magazin mit einem Beitrag über Greta Thunberg vor rund einem Jahr angeschoben hat. Hätte es den TV-Beitrag nicht gegeben, würde von der Greta niemand wissen, dass Mädchen wäre genauso unbekannt wie ein ganz normaler anderer Schulschwänzer bei uns.
      Und bei und hätte man so einen Schulschwänzer längst psychologisch und psychiatrisch untersucht, dann mit der Polizei zur Schule gebracht. Sonderlinge werden normalerweise ausgegrenzt und haben es in der Regel nicht leicht (eigene Erfahrung ;o) ). (mir ist übrigens auch bekannt, dass Greta Thunberg Asperger-Syndrom hat, ich möchte sie nicht abwerten damit, sondern nur einen Vergleich zu der hier üblichen Vorgehensweise ziehen)

      Man lässt sie noch machen, da es nicht systemrelevant ist, die Schüler verderben sich höchstes ihr eigenes Zeugnis.
      Erst wenn zehntausende Erwachsene aus Industrie, Handwerk und Dienstleistungsgewerbe dazu kommen würden, würde man erhört werden, aber wer spielt schon gerne mit einer Kündigung oder beruflichen Zukunft. Generalstreiks sind in Deutschland verboten und z.B. die Gelbwesten in Frankreich demonstrieren ja im Prinzip für ein „weiter so“, lassen sich nichts wegnehmen.

      Mein Vater hat schon vor 40-50 jahren den Mund aufgemacht, den Leuten den Spiegel vorgehalten, Luftverschmutzung, Betonwüsten, steigenden Kraftverkehr kritisiert. Wir sind gegen AKWs, Atommüll, Autobahnen, Flughafenausbau auf die Straße gegangen, Greenpeace hat u.a. Abflüsse von Chemiefrabriken und Schornsteine besetzt. Was hats denn letztendlich gebracht, dass was wir heute erleben, wurde schon vor mindestens 30 Jahren vorrausgesehen.
      Warnungen vor Klimawandel und anderen Umweltproblemen wurden nie ernst genommen, denn dann müsste man das ganze System in Frage stellen und umkrempeln. Das will aber keiner, weil man dann seine Pfründe und Annehmlichkeiten verliert. Also immer weiter so, fahren wir alles an die Wand.
      Und wenn man sagt, dass wir eigentlich zu viele Menschen auf dem Planeten sind, die alle Ressourcen und Bodenschätze für die eigene Fehlentwickelung immer schneller verbauchen und die eigene Lebensgrundlage mit Rückständen unseres Lebensstils vergiften wird man nicht ernst genommen und auch nichts bewegen können.

      Es wird so kommen, solange Mutter Erde nicht den ganz großen Hammer schwingt und unser gewohntes Lebensumfeld sich erheblich verändert, wird hier kein Umdenken stattfinden. Was derzeit die Politiker sagen, sind leere Lippenbekenntnisse, genauso lächerlich wie der „Klimaschutzpreis“ der Stadt BS, während gerade am anderen Ende schon wieder Neubau-, Industrie- und Gewerbegebiete geplant werden, Straßen, Autobahnen gebaut werden sollen, Viewegs-Garten zubetoniert werden soll und hier vielleicht kaum tausend Demonstranten dagegen angehen werden. Und das nicht nur lokal, sondern überall, oder glauben Sie woanders lenkt man gegen die Krimakrise ernsthaft ein? Die Menschheit hat den Schuß noch nicht gehört.

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