BODO KAMPMANN – EIN KÜNSTLERLEBEN IN BRAUNSCHWEIG

0
Buchcover: Peter Sierigk

Eine Buchempfehlung

Bodo Kampmann war ein leidenschaftlicher Künstler von mitreißender Schaffenskraft und Originalität.

Seine provozierend unkonventionelle Justitia am Landgerichtsgebäude, sein Rufer an der Magnikirche, sein Hahn auf der Petrikirche – alle identitätsstiftend für die Stadt Braunschweig.

Bodo Kampmann war ein Multitalent, war Bildhauer, Produktgestalter, Goldschmied, Bühnenbildner, lehrte zwischen 1954 und 1977 an der Werkkunstschule und als Professor an der Hochschule für Bildende Künste (HBK).

Der junge Bodo Kampmann.© Karoline Kampmann

Seine Werke finden sich in Braunschweig in einer Frauenklinik (seine Plastik “Werdende Mutter” beleidigte das “gesunde Volksempfinden” und löste 1961 einen Skandal und einen üblen Shitstorm aus), in und an Schulgebäuden, im Museum, im Rathaus, auf dem Gelände der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, dem Friedhof und noch an vielen anderen Orten – oft ohne Wissen, von wem diese Werke stammen.

Offensichtlich war Bodo Kampmann wohl so etwas ein kreativ brodelnder Vulkan in einer eher wenig vulkanischen Region.

Bodo Kampmann im Atelier Foto Archiv Olivia Kampmann

Heute kennt kaum jemand seinen Namen noch oder sein umfangreiches Oeuvre. Auch Literatur über ihn, seine Kunst, seine Formensprache, sein außergewöhnliches künstlerisches Schaffen gibt es bis heute wenig.

Was vielleicht auch ein Glück ist.

Denn sonst würde Bärbel Mäkelers gerade erschienenes, faktenreiches, spannendes und sehr unterhaltend geschriebenes Buch über diesen außergewöhnlichen Künstler wohl nicht geschrieben und seit einigen Tagen in den Buchhandlungen präsent sein.

Gut 3 Jahre hat die Autorin an ihrem Buch gearbeitet und dürfte wohl inzwischen kunstgeschichtlich zur anerkannten “Kampmann-Expertin” avanciert sein.

Das präzise recherchierte, mit Akribie und spürbarer Lust am Objekt und am Detail zusammenstellte Buch gliedert sich in die zwei große Abschnitte “Der Mensch” und “Das Werk” – mit vielen Unterkapiteln – sowie einen opulenten Anhang, aus dem wir viel Hintergrund über die Künstlerfamilie Kampmann erfahren, über seine Freundschaften und Bekanntschaften (z.B. mit Friedensreich Hundertwasser, einem großen Bewunderer seines Vaters Walter Kampmann), über sein ziemlich buntes Privatleben und natürlich gibt es auch ein ausführliches Quellen und Literaturverzeichnis.

Bärbel Mäkeler erzählt faktenprall und atmosphärisch dicht über dieses turbulente Leben.

Auch Vater Walter war Künstler und Lehrer und Gründer der Berliner “Novembergruppe”.

Persönlichkeiten wie Paul Klee, Max Beckmann, Wassily Kandinski und Lyonel Feininger sind mit ihm befreundet, gehen im Haus ein und aus.

Das prägt Bodos Kindheit und Jugend.

Der Rufer an der Magnikirche Foto M. Brandes
Justitia von Bodo Kampmann Foto B. Mäkeler

Die Autorin begleitet Bodo Kampmann von Anfang an mit einer sensiblen, zugewandten Neugier – von seiner Ausbildung zum Goldschmied, seiner erzwungenen Teilnahme am 2. Weltkrieg (er war Pazifist), seinen Jahren in Innsbruck – in einer Art Künstlerkommune gemeinsam mit beispielsweise Paul Flora – bis zu seiner Zeit in Remscheid und schließlich zu seinem beruflichen und privaten Lebensort Braunschweig.

Bühnenbild mit Marmor-Komposition, Foto Archiv Kampmann
Bodo Kampmann, Mutter. Foto: Bärbel Mäkeler

Bodo Kampmann war zweifellos ein leidenschaftlicher Mensch mit einem oft turbulenten privaten Leben und auch häufiger verheiratet– auch das wird von Bärbel Mäkeler mit liebevoller Sachlichkeit geschildert.

Extravagante Brosche aus Gold und Turmalinen Foto B Mäkeler
Becher, Städtisches Museum Braunschweig Foto Dirk Scherer

Den größeren Teil des Buches beansprucht natürlich das Werk Bodo Kampmanns.

Klar und schön gestaltet (das gesamte Buch ist ein totaler “Augenschmaus”) und ausführlich mit faszinierendem Bildmaterial unterfüttert, wird Bodo Kampmann in seiner ganzen künstlerischen Bandbreite als Bildhauer, als Produktgestalter, als Goldschmied, als Bühnenbildner vorgestellt und gewürdigt.

Spielfiguren in Salzgitter, Foto B. Mäkeler
Eulen an der Isoldenstraße, 1959, Foto B. Mäkeler

Exkurse von Wissenschaftlern, wie Professor Dr. Biegel vom Institut für Regionalgeschichte der TU Braunschweig, gehen auf wichtige historische Eckpunkte ein. Professor Biegel beispielsweise auf die Skulptur der “Justitia”, die Mitte der 1950er Jahre auf einen Auftrag des wohl bedeutendsten Juristen und Generalstaatsanwalts der Bundesrepublik, Fritz Bauer zurückging, damals noch Generalstaatsanwalt in Braunschweig und mit Bodo Kampmann persönlich befreundet.

der Künstler Bodo Kampmann. Foto: Heidersberger

Die Ausflüge und Expeditionen in die Kunst und Formensprachen der 50er und 60er und 70er Jahre bringen wunderbaren Wissens- und Erkenntnisgewinn und machen auch noch sehr viel Spaß beim Lesen und Anschauen.

Bärbel Mäkeler gelingt mit diesem außergewöhnlichen Buch nicht nur ein ebenso ernsthaft fundiertes wie unterhaltsames Bild eines Künstlers zu zeichnen, sondern darüber hinaus eine ganze künstlerische Epoche des 20. Jahrhunderts für Leser:in lebendig und erlebbar werden zu lassen.

Erhältlich natürlich im Buchhandel oder direkt bei der Autorin:

http://www.text-support.de/das-buch/

Jetzt im Buchhandel. Foto: M. Brandes

Möchten Sie den Artikel kommentieren

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.