Bela B. im Staatstheater: Eine herrlich unsinnige Zeitverschwendung

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Bela B. und Peta Devlin retten mit ihren großartigen Gesangseinlagen ein leicht schwächelndes „Konzert-Hörspiel“. FOTO: Klaus Knodt

Gibt es noch Django-Witze, die Niemand kennt? Ja, den hier: „Ich bitte Sie, mit dem Sterben zu warten, bin gleich wieder da“, sagt Bela B. („Die Ärzte“) auf der Bühne des Braunschweiger Staatstheaters zu seinem erschossenen Duell-Gegner und widmet sich dem Publikum. Standing Ovations für eine Klamotte, die irgendwo im Nirgendwo zwischen Stand-Up-Comedy, Konzert und Schauspiel angesiedelt ist.

Vor restlos ausverkauftem Großen Haus amüsierten sich die meisten Zuschauer königlich, obwohl die Kleinkunst-Darbietung des gelernten Schlagzeugers Schwächen offenbart.

Kolportiert wird die Story des Westernhelden Sartana, der um Geld, das Herz einer Bardame und Ruhm streitet. Den 1970 abgedrehten Italo-Western „Sartana –noch warm und schon Sand drauf“ empfanden bereits zeitgenössische Kritiker als „ordentlich inszeniert, aber unoriginell“. Das schreit nach Trash und somit Kult, kann aber die gesetzten Erwartungen des Kritikers auch heute weder intellektuell noch humoristisch befriedigen.

Da philosophiert der fleischgewordene Ärzte-Sartana Bela B. lapidar, „Der Italo-Western ist eine antihaftbeschichtete Bratpfanne und darf alles“. Leider zeigt er nicht, dass er auch alles kann. Der Plot bleibt blutleer, obwohl waffenverliebt geballert wird. Die Vivisektion des guten Geschmacks findet ihren Höhepunkt in dem Ausspruch: „Hatten Sie von Anfang an einen so schlechten Charakter, oder sind Sie dazu gezwungen worden?“ Das zeugt weniger von subtiler Literatenkunst, als von der Banalität des Blödelns.

Dazu erschießt Bela B. immer mal wieder grundlos seine mitspielenden Schauspiel-Kollegen, womit der running gag des 3-Stunden-Spektakels gesetzt ist. Dass er den Dialogregisseur Rainer Brandt, der die Länge des dürftigen Stoffes offenbar verkannt hat nicht erschießt, bleibt des Bühnenstück-Werks größte Notleid.

 Schön wird es, wenn Bela B. mit Sangespartnerin Peta Devlin (vormals Sängerin und Bassistin von „Die Braut haut ins Auge“) zum Mikrofon greift. Der bluesige Westernsound ist authentisch mit stahlbesaiteter Gitarre und sloppigem Bass von den Smokestack Lightnin’ umgesetzt und offenbart das schillernde Gesangskönnen der Protagonisten. Da schreit das Bluegrass-Feeling laut „Hier!“ und imaginäre Mustangs galoppieren über Wiesen in Kentucky.

 Bleibt als Fazit: Die drei Stunden mit Bela B. sind zwar Zeitverschwendung, aber wenigstens herrlich unsinnig. Peng, Knall, Poff.

Bela B. und Peta Devlin retten mit ihren großartigen Gesangseinlagen ein leicht schwächelndes „Konzert-Hörspiel“. FOTO: Klaus Knodt

 

2 Kommentare

  1. Was ist denn bitte ein Dialogregisseur? :)) Vor dem Schreiben ein kleines bisschen fachkundig machen, kann nicht schaden.

    • Ein Regisseur, der Dialoge schreibt, bearbeitet + inszeniert; nicht aber für die Gesamtproduktion verantwortlich ist. Gruß

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