Bahnübergang Grünewaldstraße: Verkehrswende mit oder ohne Umweltzerstörung?

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Foto: Edmund Schulz

Unter diesem Motto hatten das braunschweiger forum, BIBS und BUND Braunschweig zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung eingeladen. Und das Interesse war groß: Weit über 100 Interessierte waren in das Begegnungszentrum Gliesmarode gekommen, um über sich und über das Thema zu informieren und auszutauschen.

Hans Fechtel (braunschweiger forum) stellte zu Beginn die jetzige Situation am Bahnübergang dar: Pro Stunde queren durchschnittlich 2 Regional- und ein Güterzug den Übergang. Das bedeutet eine Schrankenschließzeit von insgesamt 11 bis 13 Minuten pro Stunde. Allerdings könnten sich diese Schließzeiten noch deutlich erhöhen, sollten durch den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs zukünftig deutlich mehr Züge auf dieser Bahnstrecke verkehren.

Die Zahl der Nutzer:innen des Übergangs (ob zu Fuß oder per Fahrrad) ist aber schon beträchtlich. Nach einer Zählung des braunschweiger forums vom Mai dieses Jahres liegt die Zahl der Querenden bei gut 300 pro Stunde.

In den jetzigen Planungen für den Übergang werden 5 verschiedene Varianten betrachtet, 2 Unterführungsvarianten und 3 Brückenversionen. Sowohl die Stadt Braunschweig als auch die Bahn scheinen allerdings nur die Tunnelversionen in die engere Wahl gezogen zu haben.

Völlig unverständlich bleibt aber die Tatsache, dass keine der mit den Planungen betrauten Stellen die eigentlich naheliegendste Variante betrachtet hat: Nämlich die – wie bisher auch – ebenerdige Querung der Gleise mit Schranken (bezeichnet als „Null-Variante“).

Dass diese Null-Variante nicht zu überlangen Wartezeiten vor den Schranken führen muss, zeigte sehr anschaulich der Ingenieur Thomas Schmidt, der seit vielen Jahre mit der Entwicklung von Signalkomponenten für Bahnübergänge betraut ist. Wenn die beiden jetzigen manuellen Stellwerke am Bahnhof Gliesmarode zukünftig durch ein elektronisches Stellwerk ersetzt werden (die Bahn plant dies für Ende 2024 und möchte dadurch 7 Stellen einsparen), können die Schließzeiten der Schranken auf rund 2 Minuten pro Zug begrenzt werden, so Schmidt. Das entspricht in etwa den Bedingungen und Zeiten am Bahnhof Wolfenbüttel. Das bedeutet gegenüber der jetzigen Situation mindestens eine Halbierung der Wartezeiten.

Selbst bei höheren Zugfrequenzen würden sich die Wartezeiten so vor den Schranken noch reduzieren.

Dieses Wissen in eine breitere Öffentlichkeit zu tragen und für die Null-Variante, also die ebenerdige Querung der Bahnstrecke, zu werben, war auch das hauptsächliche Ziel dieser Veranstaltung.

In der anschließenden Diskussion zeigte sich sehr schnell, dass die große Mehrheit des Publikums von den Vorteilen der Null-Variante absolut überzeugt war. Nicht nur, weil diese Variante ohne jegliche Naturzerstörung auskommt (im Falle einer Tunnellösung müssten viele über 100-jährige Bäume auf der Grünewaldstraße gefällt werden). Auch unter Betrachtung der Gesamtkosten des neuen Bahnübergangs ist die Null-Variante ganz augenscheinlich die günstigste. Warum von den beteiligten Planungsstellen bei Stadt und Bahn bis jetzt aber die Tunnelvarianten favorisiert werden, ist nicht nachvollziehbar.

Mehr Transparenz und Mitwirkungsmöglichkeiten schon in der Planungsphase wurden denn auch in der Diskussion mehrfach eingefordert. Und sehr deutlich wurde auf den offensichtlichen Widerspruch hingewiesen, der sich zwischen dem kürzlich beschlossenen Anspruch der Stadt (klimaneutral bis 2030) und der Tunnelplanung mit jeder Menge verbautem Beton, mit zusätzlicher Flächenversiegelung und Naturzerstörung (Baumfällungen) auftut.

Am Ende der Veranstaltung wurde von den Teilnehmenden einmütig eine Resolution verabschiedet. Darin wird die Stadt aufgefordert, bis Ende November eine öffentliche Veranstaltung zu diesem Thema zu veranstalten und dabei den vom braunschweiger forum erstellten Fragenkatalog zur Planung, der an alle Teilnehmenden verteilt wurde, zu beantworten.

Man kann angesichts der bisher bekannt gewordenen Planungen durchaus befürchten, dass das, was bei dem Stuttgarter Tiefbahnhof S21 im Großen schiefläuft, sich hier im Kleinen vielleicht ähnlich wiederholen könnte. Deshalb macht es durchaus Sinn, allen hier beteiligten Planungsstellen das Motto der Stuttgarter Tiefbahnhofsgegner zuzurufen und hinter die Ohren zu schreiben:

Oben bleiben!

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3 Kommentare

  1. Hans Georg Dempewolf, geht´s nicht ´ne Nummer kleiner? S21, hier, in BS? Und was zeichnet Sie fachlich aus, dass Sie derartige „Erkenntnisse“ versuchen unter´s staunende Volk zu bringen? >100 Teilnehmende wow! Wahrscheinlich war der Parkplatz voll.
    Und viele Bäume -> wieviel sind viele? Ähnlichen Aufriß schon mal wegen der A 39 gemacht? Na?
    Ist Ihnen die vorliegende dezidierte Stellungnahme eines herausragenden Teilnehmers der Runde FÜR die Unterführung bekannt? Nein? Was soll das also?
    Natürlich tut jeder abgesägte Baum weh, aber bei der Abwägung für oder gegen einen leistungsfähigen Bahnverkehr sollte die Antwort klar sein, oder?
    Und letzte Frage: Wenn Sie, bzw. andere dann zukünftig doch lange vor geschlossenen (hoffentlich Voll-)Schranken stehen, machen Sie dann wieder eine „Bürger“Versammlung und schimpfen auf die Bahn, die Stadt, die Planer?
    Si tacuisses…

  2. Herr Kundlich;
    dieser polemische Beitrag ist unsachlich. Wir haben in der Veranstaltung vom Fachingenieur gelernt, dass es eine einfache technische Lösungen gibt, die Wartezeiten erheblich zu VERKÜRZEN, ganz ohne klimaschädlichen Tunnel.

  3. Meine Güte so ein Aufriss wegen dieser albernen Frage. Natürlich ist ein Tunnel oder eine Brücke immer besser als ein Bahnübergang. Die paar albernen Tannen da kann man doch wo anders 100 mal neu pflanzen. Was den Beton angeht: Stehende Autos mit laufendem Motor erzeugen also kein CO2?

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