Kabinettaustellung im Städtischen Museum Braunschweig, Haus am Löwenwall bis zum 31. 12. 2025
Vieles, was an öffentlicher Kunst das Braunschweiger Stadtbild heute noch prägt, stammt von Bodo Kampmann (1913-1978, wie beispielsweise der Rufer an der Magnikirche, der Hahn auf der Turmspitze der Petrikirche, die Justitia am Landgerichtsgebäude am Domplatz.

Bodo Kampmann war tatsächlich ein echter Universalkünstler. 1954 erhielt er einen Lehrauftrag an der Braunschweiger Werkkunstschule, aus der die heutige Hochschule der Bildenden Künste (HBK) hervorging. Hier unterrichtete er Metallplastik und Design und wurde 1963 zum Professor ernannt
Ein Skandal in Braunschweig war 1961 seine abstrakte Darstellung einer Werdenden Mutter in der städtischen Frauenklinik Cellerstraße.
Braunschweigs Bürger entrüsteteten sich. Viele befürchteten, die Metallband-Plastik könne womöglich einen ungewollten Schwangerschaftsabbruch einleiten und noch mehr verdammten das Werk als “würdelose Darstellung des keimenden Lebens“.
Bodo Kampmann bekam übelste Drohbriefe, der Rat der Stadt knickte ein, der Verwaltungsausschuss beschloss, die Plastik vorsichtshalber abzuhängen und ließ sie für fünf Jahre in dunklen Archiven verschwinden.

Bärbel Mäkeler, die bekannte Braunschweiger Kulturnetzwerkerin, Kolumnistin der Braunschweiger Zeitung, Buchautorin (u.a. 1.000 Tage Savoy – eine Dokumentation) und inzwischen unumstrittene Kampmann-Expertin, hielt den spannenden Eröffnungvortrag zur aktuellen Ausstellung.
Ihr Buch über einen der bedeutendsten Braunschweiger Künstler des vergangenen Jahrhunderts:
Bodo Kampmann – ein Künstlerleben
wird im voraussichtlich im Dezember dieses Jahres in den Buchhandlungen sein.
Vieles aus ihren Buch-Recherchen floss in diesen Vortrag ein, von dem hier ein kurzer Auszug zu lesen ist:


“Er war ein Tausendsassa. Gold- und Silberschmied, Metallplastiker, Bildhauer, Produktdesigner, Filmarchitekt, aber auch Bühnen- sowie Kostümbildner und Requisiteur – vor allem am Staatstheater Braunschweig.


In. der Schaffenszeit in Braunschweig, also von 1954 bis 1977 schuf Bodo Kampmann Werke im öffentlichen Raum, bekannte und sichtbare, aber auch unbekannte, weil in Privatbesitz oder an anderen Orten befindlich.
In Braunschweig hat er 17 Objekte hinterlassen. Damit ist er derjenige Künstler mit den meisten zu entdeckenden Werken in der Stadt.
Dass sie identitätsstiftend wirken, ist wohl unbestreitbar. Denn wer kennt nicht den Hahn auf der Petrikirche oder den Rufer auf der Magnikirche?

Kampmanns Werke begleiten uns von der Wiege bis zur Bahre.
Denn: Wir finden sie in einer Frauenklinik, in Schulen sowie auf dem Gelände der PTB, im Museum, im Rathaus und schlussendlich in Form einer Kanzel im Krematorium auf dem Hauptfriedhof.
Auch außerhalb Braunschweigs gibt es Werke vor allem in Niedersachsen und in einigen Museen Deutschlands.
Die von Kampmann gestaltete Peter-Joseph-Krahe-Plakette, die alle fünf Jahre an verdiente Architekt:innen vergeben wird, sowie Embleme mit Löwen- und Pferdeabbildungen zieren so manches öffentliche und „ausgezeichnete“ Gebäude in Niedersachsen.
Für die Stadt Braunschweig und auch für besondere Anlässe entwarf er Plaketten. Aber natürlich gibt es auch viele Werke in Privathaushalten. Diejenigen sind zu beneiden, denn auf dem freien Markt sind seine Werke nicht zu erwerben.
Kampmann zeichnen Gegensätze aus, die bei ihm dennoch keinen Widerspruch darstellen. So schuf er an einigen Schauspielhäusern Deutschlands, aber vor allem in Braunschweig, von einer Theatersaison zur nächsten Vergängliches; Bühnenbilder, Kostüme und Requisiten.
Ganz und gar unvergänglich hingegen bleibt sein Gold- und Silberschmuck.
In der Kabinetts-Ausstellung „Bodo Kampmann: Bildhauer und Goldschmied“ zeigt das Städtische Museum Braunschweig nun wunderbare Beispiele dieser Goldschmiedearbeiten, Skulpturen und von seinen kunstgewerblichen Werken.
Die ausgestellten Stücke stammen aus der umfangreichen Stiftung seiner Tochter, Karoline Kampmann, an das Städtische Museum im Herbst 2024.
Webseite des Museums zur Kampmann-Ausstellung























