Mein Gartenjahr im Wohnzimmer – Nun geht`s los!

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Saatbett auf dem Fensterbrett. Die Keimlinge strecken sich schon nach dem Licht.

Von Corinna Kuhrau

Wenn Schneeglöckchen, Winterlinge und Krokusse blühen werde ich nervös. Denn nun stehen die ersten Aussaaten kurz bevor, geben Samentüten und Internet Auskunft. Und an die beiseite gestellten Dahlien (Georginen)-Wurzelknollen muss ich auch schon denken. Betrachten wir das Ganze mal genauer.

Welche Erde nehmen?

Damit die Aussaaten nicht zu viel und nicht zu wenig Nährstoffe bekommen, ist es ratsam Aussaaterde zu kaufen. Möchte man sie selber mit Mutterboden und Kompost herstellen, ist es unbedingt erforderlich sie vorher zu sterilisieren, um Trauermücken und Pilze abzutöten. Sie können es den Keimlingen schwer machen.

Auf meiner Fensterbank sind mittlerweile weitere Keimlinge des Schnittsalates und des Sellerie gekeimt. Die Reihen füllen sich, ich zähle die neu dazukommenden Pflänzchen nicht mehr. Nur soviel: Es sind viele!

Wird sich an einem schlimmen Tag die Frage stellen, welches Pflänzchen ich pikiere und welches vertrocknen wird. So viele wie möglich (vielleicht auch alle!) sollen im März in ihre Gartenreihe. Mich rühren die kleinen Keimlinge jeder Art, wenn sie sich – noch mit Samenkapselhut an den Keimblättern – emporstrecken. Die Auslese fällt mir schwer, denn alle haben sich Mühe gegeben die Samenschale zu spregen und zu wachsen.

Aber vielleicht übernehmen das ja auch in diesem Jahr die Trauermückenlarven in der Erde. Diese ernähren sich von den zarten Wurzeln und machen den Pflanzen das Gedeihen schwer bis unmöglich.

Im letzten Jahr habe ich sie mir über die Blumenerde in meine Anzucht geholt. In der feuchtem Erde vermehrten sie sich so zahlreich, dass ich sie abends an der Küchendecke abgesaugt habe.

An der gelben Klebefolie bleiben nur die erwachsenen Mücken kleben.

Die Erde austrocknen lassen, kam nicht nicht in Frage. Ich habe es mit den Hausmittel Schwefelhölzchen mit dem Kopf nach unten in die Erde stecken und Kaffeesatz versucht. Außerdem zahlreiche Gelbfallen in die Kästen gesteckt, an denen auch ich oder die Pflanzen gerne haften blieben. Dieses Jahr fliegen sie glücklicherweise noch nicht. Bekämpfen kann man sie nach Auskunft eines Bekannten erfolgreich mit Nematoden (winzige Fadenwürmer), die man kaufen und gießen muss. Des weiteren wird noch Neemöl als Mittel der Wahl im Internet angeboten. Vielleicht versuche ich es mit eine Schicht Quarzsand auf der Erde, die immer trocken gehalten werden muss. Also immer von unten gießen.

Die Erde im letzten Jahr war aus dem Bioladen, torffrei natürlich. Das Trauermückenlarvenproblem liegt wohl an nicht ausreichend sterilisiertem Herstellungsverfahren, daher habe ich dieses Jahr Bio-Erde vom Baumarkt gekauft. Warum muss Erde eigentlich als „Bio“ angeboten werden, frage ich mich. Ich hoffe mal, dass mehr natürliche organische Bestandteile enthalten sind.

Zugesetzte Kokosfasern haben nach meiner Information keine gute Wasser- und Nährstoffspeicherfähigkeit.

Was treiben die da?

Treiben sie oder keimen sie? Letztes Jahr bekam ich einige Dahlienknollen geschenkt. Dahlien sind sehr frostempfindlich, daher werden die Knollen nach den ersten Frösten ausgegraben und im frostfreien Keller überwintert. Habe ich auch gemacht.

Um sie fit für das Auspflanzen Mitte Mai zu machen, lässt man sie, bei mir im Wohnzimmer, vortreiben. Mache ich gerade.

Die Erde dafür habe ich aus den Balkontöpfen genommen. Dort wuchs im letzten Jahr der Erdbeerspinat – wurde mir jedenfalls als solcher vorgestellt – aber er sah eher wie die rote Gartenmelde aus. Der Erdbeerspinat soll kleine walderdbeerähnliche Früchte haben, hatte meiner nicht. Beide gehören aber zu der gleichen Unterfamilie mit dem schönen Namen Gänsefußgewächse oder auch Chenopodioideae und sind heimische alte Gemüsesorten. Ihre Blätter können wie Spinat zubereitet werden, allerdings ist die Ernte sehr viel mühsamer als bei dem echten Spinat, übrigens auch ein Gänsefußgewächs.

Die Dahlien zeigen nach einer Woche noch keine Triebe. Aber sehr viele kleine Pflänzchen wachsen in den Töpfen, kleine Gänsefüßchen?

Heute entdeckte ich zwei weitere kräftige Keimblätter, sieht nach einem Dunkelkeimer aus, weil er so kräftig empor strebt. Ich lasse mich von diesem Treiben überraschen.

Auch die Kartoffeln profitieren davon, wenn sie im Haus vorgezogen werden. Sie haben dann einen Wachsstumsvorsprung, der sie robuster gegen den Kartoffelkäfer und Erkrankungen machen soll.

Hat im letzten Jahr auf alle Fälle gut funktioniert, von der letztjährigen Ernte habe ich kräftige schon treibende Knollen ausgesucht. Auch sie dürfen mit ins Wohnzimmer.

Beim Nachlesen in der einschlägigen Gartenliteratur ist mir folgende Ungenauigkeit aufgefallen: Bei Kartoffeln wird eher vom Vorkeimen gesprochen. Stimmt aber nicht, aus den Sprossknollen wachsen Sprosse oder Triebe! Keime treiben aus einem Samen, wie in meinen Dahlientöpfen.

Die Keimlinge sehnen sich schon nach Licht.

Bei mir im Überwinterungslager habe ich sogar eine Kartoffel entdeckt, die schon Mini-Kartoffeln an diesen Sprossen hat.

Vielleicht sollte ich mit dieser mein Experiment aus dem letzten Jahr wiederholen.

Kartoffelkeime

Ich hatte gelesen, dass man Kartoffeln in einem großen Kübel oder Sack auf dem Balkon anbauen kann. Ich benutzte dafür einen geleerten Blumenerde-Beutel. Die Kartoffelpflanze ist auch prima gewachsen, nur Kartoffeln hatte sie nicht produziert.

Die Kartoffelpflanzen aus dem Garten habe mich allerdings mehr als entschädigt, von ihren Sprossknollen speise ich den ganzen Winter schon und es sind noch immer welche da.

In diesem Jahr hoffe ich auf eine weitere Kartoffel, sie ist allerdings nur entfernt mit unserer Kartoffel (Solanum tuberosum) verwandt, die Süßkartoffel (Ipomoea batatas) aus der Gattung der Windengewächsen. Ihre Knolle ist auch keine Sprossknolle, sondern eine verdickte Speicherwurzel.

Daher ist es wichtig, sie richtig herum ins Wassergefäß zu stellen, unten sollen sich Wurzeln bilden, oben ein Spross. Treiben diese oder wachsen sie? Bei mir in der Küche zur Zeit weder das eine, noch das andere. Obwohl ich jeden Tag nachschaue.

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