im Till-Eulenspiegel-Museum bis zum 15. Dezember 2025
Till Eulenspiegel würde es bestimmt gefallen:
Unschuldig schauende Ausstellungsbesucher:in findet sich plötzlich im Momentum des Absurden verfangen und in Full-Speed-Sehgeschwindigkeit von skurrilen Paralleluniversen verschlungen.

Hier schließen Hoteldächer präzise mit der asphaltierten Oberfläche eines riesigen Parkplatzes ab – Hotelzugang durch den Schornstein.
Möglicherweise schläft man dort im direkt mit der Rezeption verbundenen Komfort-Doppelzimmer mit dem 60er-Jahre Charme, isst an einem für zwei Personen gedeckten Tisch, so um die Ecke gebaut, dass keiner den anderen Esser sehen muss, aber jeder auf seinen eigenen Fernseher blicken kann.


Bei einem Spaziergang bewundert man vielleicht das große “Schwanzhund-Denkmal” aus Scrabble-Buchstaben (eine Hommage an Loriot), geht am nächsten Tag in sein etwas heruntergewirtschaftetes Büro, wo der Schreibtisch in ein Schaukelbett eingebaut ist, oder betrachtet im Museum mansardentaugliche (endlich) Gemälde.
Frank Kunert, Schöpfer und Baumeister und Regisseur dieser wunderbar surrealen Parallelwelten, ist Fotograf, Modellbauer, Erfinder, Erzähler, Künstler und international bekannt für seine ironischen Attacken auf unsere Wahrnehmungen.


Doch die Werke sind (vielleicht) nicht nur visuelle Genussmomente.
Auf seine freundlich subjektive Art bohrt er nämlich insgeheim mit seinen Bildern Löcher in den Kosmos unseres Sehens, bringt uns dazu, über unsere Wahrnehmungsmuster nachzudenken, die Dinge aus einer neuen Perspektive zu betrachten.
Jaaa, Frank Kunerts Fotos sind voller Poesie, Gefühl, kluger Gedanken über unsere Welt.
Doch seine filigranen, sorgfältigen Tableaus wirken, als hätten die Menschen den Ort vielleicht gerade verlassen oder könnten möglicherweise bald eintreffen.

Sichtbar sind sie jedenfalls nie.
Vielleicht können wir ja darin auch so etwas wie eine Emanzipation der Dinge erkennen?
Es gibt nur die Dinge, die Sachen, die Situationen.
Da liegt die Frage nahe: warten die denn überhaupt auf uns? Brauchen sie uns überhaupt (noch)?
Vielleicht haben sie sich einfach irgendwann mal gegen den Mainstream des Benutzt-Werdens entschieden?
Entschieden, sich selbst zu genügen? Einmalig zu sein?
Ungestört die eigene Absurdität zu genießen?

Das Eulenspiegel-Museum in Schöppenstedt ist ein toller Ort für solche Fragen – aber eben genauso ein toller Ort, um nichts zu fragen, sondern einfach genussvoll in Frank Kunerts Welten des Skurrilen, Schrägen, Surrealen, Komischen, präzise Beobachteten abzutauchen.

Der Künstler (*1963 in Frankfurt a.M.) absolvierte in den 1980er-Jahren eine Ausbildung zum Fotografen und widmet sich nun schon seit Langem sehr erfolgreich dem Gestalten und Fotografieren seiner Miniaturmodelle im Studio.
Seine Arbeiten wurden in mehreren Bildbänden publiziert (im Hatje Cantz Verlag) und in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt, etwa in der FREELENS Galerie in Hamburg, im Museum of Arts and Design in New York und bei La Chambre in Straßburg.
Frank Kunert erhielt diverse Preise und Auszeichnungen, darunter die Silbermedaille beim Biennal Dimensional Salon in New York, der Deutsche Fotobuchpreis in Silber und der Heinrich-Zille-Karikaturenpreis.
Seine Ausstellung Wunderland im Till-Eulenspiegel-Museum zeigt neben teils großformatigen Fotografien auch einige seiner faszinierenden Originalmodelle.
https://www.eulenspiegel-museum.de/frank-kunert-wunderland/


























Das kann ich nur bestärigen! Sowohl die Miniaturdarstellungen und die Fotos dazu zu einer absurden Komposition gestaltet, sind genial. So etwas muss man mal gesehen haben.