Wie Kinder Luther deuten

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Schüler im HAUM: Rund 270 Kinder eroberten den Musentempel. Museumsleiter Prof. Dr. Luckhardt freute sich über eine verdoppelte Besucherfrequenz seit der Neueröffnung. Foto: Klaus Knodt

Je oller, so doller – diese Weisheit hat sich offenbar auch ins Niedersächsische Kultusministerium verbreitet. Ganz zufällig vor Bundes- und Landtagswahl beschert Kultusministern Frauke Heiligenstadt (SPD) dem Herzog Anton Ulrich-Museum daher einen Moment ihrer Anwesenheit, um eine Schüleraussstellung zum Thema „Luther“ zu eröffnen.

Kurator Dr. Ingo Mommsen (links) zeigt Museumsdirektor Prof. Dr. Jochen Luckhardt, der Kultusministerin Frauke Heiligenstadt und Christoph Bratmann (MdL) die Ausstellung. Foto: Klaus Knodt

Der große Reformator (sein bestes Portrait hängt übrigens im HAUM) hat nachweislich nie in Braunschweig gepredigt; sich aber mit seiner Willensstärke zum Diesseitigen einen Platz in den Herzen der zukünftigen jeunesse dorée erworben (das mit dem Kinderzüchtigen wird mal weggelassen). Frau Heiligenstadt würdigte, dass sich rund 270 Schüler und Schülerinnen aus elf Schulen an dem Projekt beteiligt haben.

Ministerin Frauke Heiligenstadt liess sich im Audi A 8 nach Braunschweig chauffieren, obwohl es eine bequeme Intercity-Verbindung gibt und die Fahrer auf der A 2 von täglichen Staus gequält werden.  Schön, dass sie pünktlich war. Foto: Klaus Knodt

Die ausgestellten Bilder der Kinder sind kontrovers und offenbaren eine Tragödie: Thematisiert wird der IS, der Krieg an sich, die Meinungsfreiheit, die kaputte Umwelt. Luthers humanistisches Gedankengut wird selten entdeckt. Das Wort „Freiheit“ bleibt zitatisch; das Bild des (lutherischen) Schöpfers unentdeckt. Eine selbstbezogene Selfie-Generation hat ein Ich-Event aus einem verschwendeten Thema gemacht.

Auffallend ist, das alle Preise an Mädchen gingen – hier muss möglicherweise an den Schulen korrigierend nachgegendert werden. Die Beschäftigung mit der „brotlosen Kunst“ sollte nicht zur Domäne höherer Töchter verkommen, die dann ja sowieso irgendwann ihren Dipl.-Ing. kriegen, am Einfachsten durch Heirat.

 

2 Kommentare

  1. Der Schluss dieses Beitrags ist unerträglich! Wenn nur Mädchen das Fach „Kunst“ ernst nehmen, dann weist dies auf noch vorhandene Klischees in der Erziehung von Jungen hin. Sie müssten
    gefördert werden, das ist der logische Schluss aus dem derzeitigen
    defizitären Zustand.

    Die Sottise, über die „höheren Töchter“, die ihren „Dipl. Ing.“ durch Heirat erwerben, entspricht einem sexistischen
    Frauenbild, das um 1900 vielleicht angemessen war.

    • Danke Inge, genau auf diesen „defizitären Zustand“ wollte der Autor hinweisen. Eine „Sottise“ (lt. Duden: Dummheit, Grobheit) lässt er sich übrigens nicht unterstellen. Hinter „Sottise“ ist übrigens ein Komma zuviel.

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