Die HBK Galerie zeigt Fotos, die Bettina Lockemann im Sommer 2012 in Braunschweig schoss. Der Titel der Ausstellung lässt vermuten, dass hier keine Bilder von Burgplatz und Shopping-Schloss gezeigt werden. Und diese Erwartung erfüllen die Exponate voll und ganz.
Dr. Bettina Lockemann, Professorin an der Braunschweiger HBK, fotografierte Straßenzüge und Plätze – vorwiegend Parkplätze – außerhalb der Innenstadt, am Ring, in der Südstadt, im Siegfried-Viertel, in Lehndorf. Immer mit Standpunkt auf dem Asphalt, teilweise aus der Perspektive der Windschutzscheibe. Im Wesentlichen menschenleer bis auf einige verschwommene Eindrücke im Inneren von Autos.
Straßen, Autos, Häuser. Das ist es, was auf den Fotos zu sehen ist. Für den Braunschweiger sind die Orte, an denen die Aufnahmen entstanden sind, erkennbar. Die Fotos sind nicht „abstrakt“, aber sie halten keine Ansichten mit Wiedererkennungswert fest. Selbst wenn auf einem Foto einmal eine bauliche Dominante wie der Hauptbahnhof abgelichtet ist, wird diese aus einer Perspektive gezeigt, hier einer der Parkplätze neben dem Bahnhof, die dem Gebäude den Wiedererkennungswert nimmt. Die Fotos abstrahieren damit von der Stadt Braunschweig. Die gezeigten Straßen, Autos und Häuser – na, klar – gibt es in dieser Art hundertfach in der Republik.

Was also ist so interessant an diesen Randlagen? In seiner Einführung zur Ausstellungseröffnung am 04.06. verweist Markus Mittmann – sein Buch über das „Bauen im Nationalsozialismus“ diente Bettina Lockemann als Inspiration für die ausgestellten Arbeiten – zunächst darauf, dass die Stadtbewohner, die mehrheitlich in den Randbereichen, in den Schlafzonen, leben, dort mehr Zeit verbringen als in der Stadtmitte, das persönliche Zentrum also eher am Rand liegt. Und natürlich spürt man beim Blick auf die menschenleeren Straßenzüge dem Lebensgefühl hinter den Häusermauern nach. Dr. Mittmann formuliert dies so: „Die Fotos zeigen nicht mehr als jeder jederzeit sehen kann, keine Spezialeffekte oder Labortechnik. Sie stehen anhand des Sichtbaren für all das, was wir nicht sehen können, Vermutungen, Ahnungen, Gedankennebel.“
Die Ausstellung „Vom Rand aus“ ist bis zum 07.07.2013 zu sehen
in der Galerie der HBK
Johannes-Selenka-Platz 1
38118 Braunschweig
Öffnungszeiten: Mo–Fr: 13–18 h




















