Von Seebrücke Braunschweig
Seit 2014 haben mehr als 35.000 Menschen auf der Flucht vor Elend und Verfolgung ihr Leben verloren, davon mehr als 20.000 an Europas Außengrenzen im Mittelmeer (missingmigrants.iom.int). Von den allermeisten Opfern hat niemand Kenntnis, die wenigsten werden identifiziert. Ihre Angehörigen bleiben in ewiger Ungewissheit zurück. In Zeiten, in denen es im Kampf gegen die Corona-Pandemie heißt „Jedes Menschenleben zählt“ dürfen auch diese Menschen nicht vergessen werden.
Mit einer Aktion gegen das Vergessen auf dem Schlossplatz am Samstag, dem 29.08. von 10 bis 16 Uhr will die Seebrücke Braunschweig auf die unhaltbaren Verhältnisse aufmerksam machen. Vor dem Schloss werden fast 700 Paar Schuhe aufgestellt, die für die Einzelschicksale der viel größeren Zahl vergessener Opfer stehen. Die Schuhe sollen die unvorstellbare Dimension des Leids ertrunkener Menschen im Mittelmeer fassbarer machen. Die Seebrücke Braunschweig schließt sich damit anderen deutschen Städten, darunter Hannover, Hildesheim, Holzminden und Gütersloh, an, in denen die Aktion in den vergangenen Monaten schon stattgefunden hat.
Laut internationalem Seerecht ist es die Pflicht aller, die auf See unterwegs sind, Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Hilfsorganisationen zur Seenotrettung übernehmen heute im Mittelmeer die Aufgabe staatlicher Behörden. Statt ihrer Verantwortung nachzukommen, erschweren diese die zivile Seenotrettung, unter anderem auf der Grundlage der seit März in Kraft getretenen neuen Schiffssicherheitsanpassungsverordnung von Verkehrsminister Scheuer (https://www.tagesschau.de/investigativ/hsb/seenotrettung-143.html). Die Aktion der Seebrücke ist deshalb auch ein Appell an die EU Mitgliedsstaaten, ihre Verantwortung wahr zu nehmen, anstatt private Seenotrettung zu behindern.
Aktivist*innen der Seebrücke Braunschweig werden am Aktionstag vor Ort zu den Opfern der Flucht und zur Situation von Migrantinnen und Migranten an Europas Außengrenzen informieren, um für das Thema zu sensibilisieren. Im Anschluss ziehen die Schuhpaare in weitere Städte in Deutschland, in denen die Ortsgruppen der Seebrücke ebenso dafür arbeiten, die grausamen Schicksale Geflüchteter in den öffentlichen und politischen Fokus zu rücken.






















