Kritik der Kritik an der Letzten Generation

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Von Jörg Bergstedt

Der Autor des Buches „Provoziert! Provokante Aktionen und ihre Bedeutung für den politischen Protest“, ordnet die Aktionen und die Reaktionen darauf historisch und politisch ein.

Der bisherigen Debatte um die Aktionen der „Letzten Generation“ fehlt ein Blick aus der Erfahrung bisheriger Protestkultur in Umwelt- und sozialen Bewegungen. Stattdessen dominieren abgehobene Einordnungen aus Sicht von Expert*innen und die politischen Statements aus dem Parteienspektrum.

Die Analysen von Bewegungsforscher*innen oder Rechtskundigen irritieren überwiegend wegen ihrer hohen Distanz zum Objekt der Betrachtung. Immer wieder kommt es zu groben Fehlern bei den Fakten (z.B. hinsichtlich des Verlaufs bisheriger Strafverfahren oder der Einschätzung, wer da bei „Letzte Generation“ aktiv ist), zudem werden Motive und Absichten der Handelnden falsch oder gar nicht eingeordnet.

Aus dem parteipolitischen Spektrum dominieren ablehnende Stellungnahmen. Diese fallen durchweg recht pauschal aus. Einige Vorwürfe lauten: gefährlich, undemokratisch oder nervig. Solche Parolen gegen die Aktionen der Letzten Generation sind eher noch zurückhaltend. Übertroffen werden sie durch absurde Vergleiche mit SS-Methoden oder dem Abstempeln als Terrorismus.

Dem kann ich einen ebenso analytischen, aber aus der Binnensicht entstandenen Blickwinkel hinzufügen.

Ich bin seit fast 45 Jahren politisch aktiv, und zwar vor allem in der Organisierung und Durchführung von spektakulären Aktionen, u.a. bei Feldbefreiungen und -besetzungen im Kampf gegen die Gentechnik, bei der Besetzung von Wäldern gegen Flughäfen, Kohleabbau und Autobahnen, aber ebenso auch in lokalen und regionalen Kämpfen, aktuell vor allem zur Verkehrswende z.B. in und um Gießen (https://giessen-autofrei.siehe.website) oder zur Transformation des VW-Konzerns (https://verkehrswendestadt.de). Aktionen über und auf Autobahnen waren dabei in den letzten Jahren öfter Gegenstand meines Engagements (https://autobahn.siehe.website). So war ich an mehreren Abseilaktionen beteiligt und verfasste die Klagen für die schließlich erstmals gerichtlich durchgesetzten Abseilaktionen am 21.1.2022 in Frankfurt (A648) und kürzlich für Bayern über der A9 (26.3.2023 in München). In mehreren Abseil- und auch in Sitzblockadeprozessen bin ich als Strafverteidiger bei der juristischen Aufarbeitung dabei, bilde zudem Aktivist*innen unter anderem der Letzten Generation in Trainings aus.

Warum ich das schreibe?
Ich würde gerne eine Stimme aus der Perspektive bisheriger Aktionserfahrungen und der Wirksamkeit von Aktionen einbringen. Ich stehe dafür gern für Nachfragen, Hintergrundgespräche, Interviews usw. zur Verfügung. In meinem aktuellen Buch zum Thema (Titel „Provoziert!“ im Büchner-Verlag, erschienen vor wenigen Wochen) habe ich die Wirkung provokanter Aktionen für politischen Protest genauer untersucht – vom Altertum bis heute. Der daran angelehnte Vortrag „Provokante Aktionen und ihre Bedeutung für politischen Protest“ hat in mehreren Orten schon engagierte Debatten hervorgerufen.

Im meiner Nachdenkreihe „Hirnstupser“ (u.a. als Youtube-Kanal und Facebookseite) habe ich im aktuellen Beitrag „Kritik der Kritik an der Letzten Generation“ die Vorwürfe gegenüber den Aktivist*innen genauer untersucht – und Stück für Stück widerlegt. Es zeigt sich sehr deutlich, dass hinter der Hetze gegen LG vor allem wirtschaftliche und Machtinteressen steht – das Weiter-so einer rein auf Profit ausgerichteten Politik.

Ich freue mich auf Kontaktaufnahme, um die abgehobene Debatte über aktivistische Strategien mit Beiträgen aus der Innenperspektive zu erweitern.

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