​Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde

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Gegen die Kriegstüchtigkeit

Ole Nymoen im ZDF bei Markus Lanz. Er würde im Krieg nicht kämpfen, selbst bei Besatzung seines Landes. Die anderen Studiogäste waren not amused. Warum eigentlich?​

Mir wäre es das nicht wert gewesen“, antwortete Nymoen auf die Frage, ob er als Ukrainer kapitulieren würde. Für ihn seien Staaten „nichts weiter als Gewaltapparate“, für die es sich nicht zu kämpfen lohne, wie er bereits in einem viel beachteten Artikel in der Zeit dargelegt hatte. „Soll ich für die Eventualität, dass ich in einem Folterkeller lande, bereit sein, mein Leben herzugeben?“, fragte Nymoen rhetorisch im ZDF.

Cover: Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde

Rowohlt Verlag, Hamburg 2025
ISBN 9783499017551
Gebunden, 144 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Die Verteidigungsfähigkeit wird zur „Kriegstüchtigkeit“ umerklärt, die Bundeswehr mit 100 Milliarden Euro aufgerüstet, die Wiedereinführung der Wehrpflicht diskutiert: Die Zeichen stehen auf Mobilmachung, auch mental. Die Nation wird dabei zur großen Solidargemeinschaft verklärt, der ein jeder glücklich zu dienen hat. Und das nach Jahrzehnten der Entsolidarisierung, in denen die Verarmung breiter Bevölkerungsschichten von neoliberalen Politikern für alternativlos erklärt wurde.Ole Nymoen erhebt Einspruch: Die Behauptung, das Sicherheitsinteresse eines Staates falle notwendig mit dem seiner Untertanen zusammen, erscheint geradezu absurd. Immerhin sind es junge Männer wie er, die im Kriegsfall gezwungen sind, im Land zu bleiben und ihr Leben zu riskieren, ob sie wollen oder nicht. Ganz zu schweigen davon, dass der „Dienst an der Waffe“ auch beinhaltet, mit dieser Waffe andere zu töten. Und wer bestimmt eigentlich über den „Waffengang“? Ist es wirklich der demos, das Volk? Nicht kämpfen zu wollen für einen Staat, das ist vor diesem Hintergrund mehr als nur eine individuelle Verweigerung – nämlich ein Akt der Humanität und des Protests für mehr kollektive Selbstbestimmung.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 05.04.2025

Im Perlentaucher

Insgesamt positiv bespricht Rezensent Constantin Hühn dieses Buch, in dem Ole Nymoen darstellt, warum er nicht bereit ist,sein Land mit der Waffe zu verteidigen. Nymoen argumentiert, dass dieses Land gar nicht seines ist, sondern den Reichen gehört und dass die sozialen Annehmlichkeiten, die es noch gibt, im Kriegsfall als erstes unter die Räder kommen würden. Kapitulation und ein Leben unter den Bedingungen der Unfreiheit wären einem Krieg vorzuziehen, glaubt der Autor. Unsolidarisch finde Nymoen eine solche Haltung auch nicht, der Staat setze sowieso nur seine eigenen Interessen durch und das Leben der Bürger sei ihm nur Material. Nicht allen Gedanken in diesem Buch mag der Rezensent folgen, unter anderem fragt er sich, ob Staaten wirklich nur Krieg bringen und nicht auch Frieden sichern. Aber als Gegengewicht zum aktuellen Aufrüstungsdiskurs findet er dieses Buch wichtig, weil es daran erinnert, was Krieg im Zweifelsfall anrichten würde.

Von Christian Kliver in Telepolis

Es wehte am Donnerstag ein Hauch Reinhard Mey durch die ZDF-Sendestudios: „Dann würde ich ja immer versuchen, zu fliehen oder mich zu verstecken.“ Mit diesen Worten sorgte der Autor und Podcaster Ole Nymoen in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ für Aufsehen.

Der 27-Jährige, der mit seinem Buch „Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde“ die Friedensbewegung wiederbelebt zu haben scheint, erklärte unverblümt, dass er im Falle eines Krieges nicht zur Waffe greifen würde – selbst wenn Deutschland besetzt würde.

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1 Kommentar

  1. Im Grunde hat Herr Nymoen recht. Mord ist das schlimmste Verbrechen, dass man begehen kann. Da ist sich die Gesellschaft einig. „Soldaten sind Mörder“! Das Verfassungsgericht entschied 1995, dass das Zitat im Kontext zur Meinungsfreiheit verwendet werden darf. (BVerfGe 93,266), jedoch nicht auf einzelne Soldaten bezogen.

    Wenn ich mir nun unsere Argumente im Gazakrieg ansehe: „Verteidung von Israel“, „ein demokratischer Staat mit dem Recht sich zu verteidigen“, dann kann ich durch Herrn Nymoen nur sagen: „Warum ich niemals für meine Land kämpfen würde!“

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