Von Blumen, Insekten und einem toten Igel

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Zerstückelter tote Igel auf der Klosterwiese in Riddagshausen.

Der Igel, der vor einigen Tagen auf der Klosterwiese in Riddagshausen von einem Rasenmäher zerhäckselt wurde, hat einen raschen Tod gefunden, so wie die 600 Tausend Igel auf den deutschen Straßen. Dieser massenweise Igeltod auf der Straße ist ein echtes Problem. Die Kampagne des BUND in Mascherode zum Igelschutz ist daher sehr zu begrüßen. Es ist schade um jedes Wildtier, aber ökologisch betrachtet, ist dieses Unglück in Riddagshausen belanglos, zumal keine Wiederholungsgefahr besteht. Selbstverständlich wurde der Igel nicht mit Vorsatz getötet. Es war halt ein Unfall, und der kommt vor.

Interessant ist eine andere Spur mit Fragestellung. Warum wurde um diese Jahreszeit gemäht? Es scheint ein Pflegekonzept für diese große und ökologisch interessante Wiese hinter der Stiftskirche zu geben. Warum wurde das Konzept nicht beachtet von den ehrenamtlichen Pflegekräften? Wurde sie vielleicht gemäht, weil gerade Zeit zur Verfügung stand? Auf jeden Fall scheint ökologische Schulung zu fehlen, denn im März mäht man keine Wiese.

Diverse ökologische Strukturen

Klosterwiese mit Klostermauer

Die Wiese, die Obstbäume, der Kräutergarten, die extensiv betrieben Gärtnerei und die Mauern der Begrenzung sowie die der Klosterkirche, bilden gemeinsam mit den angrenzenden Waldstrukturen ein ökologisches Wirkungsgefüge hoher dynamischer Verschiedenartigkeit (Biodiversität).

Die Klostermauer kann ein reichhaltiges und wertvolles Biotop für Insekten, Spinnen und Echsen sein, sofern die Strukturen in der Umgebung stimmen

Die Blütenentwicklung an den unterschiedlichsten Pflanzen in dem beschriebenen Gebiet ist von entscheidender Bedeutung für die Insektenentwicklung. Die Vielfalt der Blüten bestimmt die Vielfalt der Insektenarten, weil beides kooperiert. Auch hier liegt in der Kooperation das Geheimnis und nicht in der Konkurrenz, die zumindest unter den Pflanzen natürlich auch vorhanden ist. Welche Blüte von welchem Insekt bevorzugt wird, entscheidet u.a. übrigens der Insektenrüssel, der zur Blütentiefe passen muss.

 

Bläuling auf Erica

Dass von der Politik Entscheidungen erwartet werden, um die Insekten, insbesondere Bienen, zu schützen, ist berechtigt. Doch kann man auch im eigenen Garten und sogar im Balkonkasten für Artenschutz sorgen. Entscheidend sind wieder die Pflanzen, die ohnehin Ursprung allen Lebens sind. Das einfachste ist bienenfreundliche Pflanzen anzupflanzen oder auszusäen.

In vielen Bienenweidelisten und Büchern haben sich im Laufe der Jahre Pflanzen eingeschlichen, die für Honig- und Wildbiene wertlos sind. Es schreibt eben auch einer von anderen ab – mit den Fehlern.

Der Kräutergarten enthält zahlreiche Kräuter, die nicht nur für die Insekten wervoll sind sondern auch für den Menschen (z.B. Thymian, Majoran, Rosmarin)

Gar nicht geeignet sind Windbestäuber wie alle Nadelgehölze, Birken, Pappel und Birke. Sehr gut geeignet ist dagegen der Faulbaum (Rhamnus frangua), der von Mai bis Oktober blüht. Er dient allein zehn Schmetterlingsarten als Futterpflanze. Jeder Garten kann für Insekten eine Insel der Erholung sein. Besonders für die hoch gefährdeten Wildbienen.

Rosmarin ist für Mensch und Insekten sehr wertvoll. Die vertrockneten Staudentriebe sollten im Winter stehen bleiben, damit Insekten in den hohlen Stängeln überwinter können.

Wichtig als Bienenweide sind: Schneeball, Buchsbaum Weißdorn, Stachelbeere, Quitte, Ginster, Liguster, Efeu (blüht erst nach 10 Jahren), Lavendel, Sommerflieder, Johanniskraut. Siehe: www.immengarten-jaesch.de. Dort findet man auch die für Bienen ungeeigneten Pflanzen.

Es ist schön, dass sich das Gartenamt der Stadt Braunschweig und auch die Gartenämter in anderen Städten besondere Mühe geben, das Stadtbild zu verschönern. Sie pflanzen und säen an den Straßenrändern und auf Verkehrsinseln diverse Pflanzenmischungen aus. Ob diese Pflanzen so sinnvoll für Insekten sind, sollte allerdings zuvor erkundet werden.

2 Kommentare

  1. Lieber Herr Dr. Meier,

    es ist vielleicht schon zu lang her, dass Sie eine Wiese gesehen haben, denn die Klosterwiese in Riddagshausen ist sicherlich keine Wiese im eigentlichen Sinne. Sie ist das, was ich eine „Rasenmäherfläche“ nenne, eine preiswert zu unterhaltende Grünfläche. Sie wird als „Happening“-Ort genutzt (s. http://www.jakobi-bs.de/aktuell/nachrichten/nachrichten-ansicht/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=209) und hat ökologisch nur geringste Bedeutung. Was sofort auffällt ist, dass auf einer Wiese Bäume nicht sorgsam am Rande stehen, wo sie den Mäher wenig stören, sondern eher mittendrin. Werfen Sie einfach mal die Bildersuche von Google an, um sich anzusehen, was zum Stichwort „Wiese“ gefunden wird.

    Auf den zerhackten Igel möchte ich nicht näher eingehen. Das Tier war im März unterwegs, zu früh im Jahre, wahrscheinlich ein Jungtier, das den Winter gerade überstanden hatte und mit seinen Energien am Ende war. Es war in Not. Gesunde Igel erwachen etwa Mitte April bis Anfang Mai. Lassen Sie sich da nichts Anderes weißmachen; auch der NABU irrt da oft.

    Sie fragen „Warum wurde das Konzept nicht beachtet von den ehrenamtlichen Pflegekräften?“. Sie sind Gartenbau-Wissenschaftler, doch ich fürchte, dass Sie da zu einfach denken. Um klarzumachen, was ich damit meine, gebe ich Ihnen folgendes Beispiel: Dieses Jahr sollte eine lange Reihe Bäume gefällt werden. Dazu gäbe es einen Termin Ende Februar, bis zu diesem lt. Gesetz die Bäume gefällt werden müssten, wurde mir vom sehr einsichtigen Eigentümer erklärt. Nach diesem Termin begänne die Brut- und Setzzeit, so dass Tiere unnötigerweise in Mitleidenschaft gezogen werden würden. Ich habe dann darum gebeten, vor dem Fällen unter den Bäumen nach Igeln suchen zu dürfen, was mit gestattet wurde. Ich habe direkt an den Bäumen in dem Material, das gerade zu Mulch zersetzt wurde, also unter der Laubschicht, insgesamt vier Igel gefunden, einer davon tot. Da die Stubben auch ausgefräst worden sind, wären diese Tiere im Zuge der Rodung getötet worden.

    Die Natur ist durchgängig lebendig, so dass ein Eingriff letztlich zu jeder Jahreszeit problematisch ist. Helfen kann da nur Erfahrung, nicht-materialistisches Denken und leider auch ein möglichst geringer und zumindest durchdachter Maschineneinsatz. Der Gesetzgeber macht sich die Welt doch schön einfach: Im Winter ist die Natur noch tot, also könne dann gearbeitet werden. Gewisse Tierarten sind dann aber selektive Opferarten.

    Im übrigen wurden die Bäume deshalb gefällt, weil die Gebäudeversicherung es quasi verlangt habe.

    Ein kurzer Einwurf zu Ihrer Ausführung in Bezug auf Insekten/Wildbienen: „Sie pflanzen und säen an den Straßenrändern und auf Verkehrsinseln diverse Pflanzenmischungen aus.“
    Ja, das ist schön anzusehen, aber welchen Sinn machen solche Beete an der Hamburger Straße, wenn die Insekten genau dorthin müssen, wo Autos und LKWs mit 50 km/h vorbeibrausen? Das wirkt wie eine Todesfalle. Und tatsächlich werden diese Blüten längst nicht so stark frequentiert wie Blüten in Gärten. Das habe ich jedenfalls beobachtet.
    Th. Nehrenheim

    • Es ist immer gut, wenn es Menschen gibt, die mehr wissen als andere. Für alle Ihre Hinweise sollte man also dankbar sein, auch wenn sie manchmal hektisch sind.

      Wichtig ist doch, dass Sie sich im Naturschutz ebenso engagieren, wie in Ihrem Leserbrief. Und hinsichtlich der „Wiese“ sollten Sie nochmal genauer nachlesen.

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