Eigentlich ist er ein bescheidener Mann, der Herr Professor Hucker. Sitzt in Vechta und hat sich ein äußerst sprödes Forschungsobjekt auserkoren: Jenen Welfensprössling, den die Gunst des Schicksals (oder des Papstes) kurzfristig zum Kaiser machte. Chancen hatte er keine, er hat sie trotzdem genutzt – und verloren. Der Herr Professor Hucker aber hatte durchaus eine Chance. Wer an wen herangetreten ist: die Braunschweiger an ihn oder er an sie, das wissen wir nicht. Jedenfalls sah er es ganz deutlich: Ein auf Repräsentation bedachter Stadtherr, der bereit war, viel Geld in die Hand zu nehmen. Und ein Datum, das sich zum 800. Male jährte. Also ´schenkte´ er den Braunschweigern ´ihren´ Kaiser. Und sah, wie die Saat aufging: Landesausstellung, Ritterspiele, Minnesang, Otto-Logo auf allen kommunalen Texten, und Souvenirs soweit der Geldbeutel reicht.
Da malte er sich seine Stunde aus, der Herr Professor, die Stunde, in der er im Mittelpunkt stehen würde: Festrede im Braunschweiger Dom vor Kaiser und Reich… pardon, vor Ministerpräsident und sonstiger Prominenz. Und musst erleben, dass es ganz anders kam. Die Braunschweiger waren nicht am seriösen Vortrag eines grundsoliden Geschichtsprofessors interessiert. Sie, die ihm eigentlich die Füße hätten küssen müssen, zogen eine ´heitere´ Eröffnungsfeier vor. Eine kleine Kurzgeschichte und sonst nur Mutmaßungen, was unser Otto der Stadt Braunschweig „Gutes“ getan habe.(Nun ja, seine beste Gabe war besagte Krönung zum passenden Datum!) Erst abends hätte der Professor reden dürfen, wenn die glanzvolle Eröffnung schon vorbei gewesen wäre. Das mochte er nicht, winkte erst ganz ab und ist nun doch bereit, in gebührendem Abstand zur Eröffnungsfeier seinen Vortrag zu halten. Wahrscheinlich hat er gemerkt, dass die Braunschweiger Obrigkeit an Geschichte nur so weit interessiert ist, als sich diese für Marketing-Zwecke eignet. Wie denn auch Hoffmann mit schöner Offenheit verkündete: „Durch das überregionale Medieninteresse an der Landesausstellung ist Braunschweig in Deutschland bekannter geworden.“ (Neue Braunschweiger, 9.8.2009) Dass Braunschweig am selben Tag noch durch ein ganz andere Ereignis, den (verbotenen?) Flash-Mob republikweit bekannt geworden ist, verschwieg er lieber.



















