Johannes Bollen liest aus „Rattenkraut im Labor. Wie die Oldenburger NS-Justiz einen
mutmaßlichen Mordfall strafte“
Termin: Donnerstag, 9. Oktober 2025, 18 – 19:30 Uhr
Ort: Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel, Dokumentationszentrum, Am Herzogtore 13, 38300 Wolfenbüttel, (Zugang über den Parkplatz der Volksbank)
In seinem neuen Buch rekonstruiert der niedersächsische Regionalhistoriker und Heimatforscher Johannes Bollen einen Giftmordprozess vor dem Landgericht Oldenburg während der NS-Zeit. Bei einer Lesung in der Gedenkstätte Wolfenbüttel stellt er seine Forschungen der Öffentlichkeit vor.
Ausgangspunkt ist ein anonymer Brief, den der Ortsgendarm Bernhard Edel am 21. Februar 1936 erhält. Darin lautet die Anschuldigung: „Giftmord! Aufklärung!“. Im Zentrum steht der Landarbeiter Anton Stienken, dem vorgeworfen wird, seine Ehefrau mit Arsen vergiftet zu haben. Der Fall mündet in ein Todesurteil – gefällt am 4. April 1937 vom Landgericht Oldenburg und am 4. November 1937 im Strafgefängnis Wolfenbüttel vollstreckt.
Erst kurz zuvor hatte das Reichsjustizministerium dort eine Hinrichtungsstätte für Norddeutschland einrichten lassen. Das Urteil gegen Anton Stienken war eines der ersten Todesurteile, die dort vollstreckt wurden. Bollen zeichnet den Weg von der Anzeige über die Ermittlungen bis zur Hinrichtung minutiös nach. Mit erzählerischem Gespür und kritischem Blick zeigt er auf, wie die NS-Justiz im Fall Stienken agierte – und warum der Angeklagte gegen das System keine Chance hatte.
Die Lesung bietet einen Einblick in ein bislang wenig beachtetes Kapitel der regionalen NS-Geschichte und lädt zum Gespräch über Justiz und Unrecht ein.
Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung wird erbeten.
Tel.: 05331 – 9355 010
E-Mail: wolfenbuettel@stiftung-ng.de