Die Evakuierung nach dem Bombenfund in der Hennebergstraße ist gründlich schief gegangen. Foto: Klaus Knodt
Die Evakuierung von rund 10.400 Menschen nach einem Bombenfund in der Hennebergstraße in der vergangenen Woche geriet den Behörden zum Flop. Nur 750 Bürgerinnen und Bürger (weniger als 7,5 Prozent) wurden im Evakuierungszentrum Schulzentrum Heidberg aufgenommen. Die restllichen 9650 Personen hätten „das Evakuierungsgebiet mit unbekanntem Ziel verlassen“, behauptet die Stadtverwaltung.
Um 14.55 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert, weil ein Bagger in der Hennebergstraße einen Bomben-Blindgänger berührt hatte. Eine benachbarte Tankstelle in der Wolfenbütteler Straße wurde nicht geräumt. Foto Klaus Knodt
Oberbürgermeister Ulrich Markurth und Ordnungsdezernent Claus Ruppert bewerten die Durchführung der Evakuierung gleichlautend als „gut“, wie das Referat Kommunikation der Stadt auf Anfrage mitteilte. Gleichzeitig räumt das Referat Kommunikation ein „Versehen“ bei der Evakuierung ein: Im Kern-(Räumungsgebiet) Magniviertel hat man drei Straßenzüge schlicht vergessen. „Während des Einsatzes“ sei dies dann aber über Internet, Facebook und Twitter „auch kommuniziert“ worden.
Nun muss nicht jede Rentnerin im Magniviertel nachts um 21 Uhr ihren Twitter-Account regelmässig abrufen; und facebook gilt nicht gerade als die seriöseste Nachrichtenquelle der Welt. Der Stadt Braunschweig, die inzwischen eine eigene Tarifangestellte als „Social Media Redakteurin“ unterhält ist offensichtlich nicht offenbar, dass social media keine „Wir hier oben“ zu „Ihr da unten“-Kommunikation darstellt. Anfragen an die Stadt während der „Krisenlage“ waren nicht möglich und wurden weder telefonisch noch per Internet beantwortet.
Auch die Behauptung der Stadt Braunschweig, sie habe die Bevölkerung laufend per Internet/Life-Ticker/App informiert, ist falsch. Zwischen dem 23. 03. 2018 und dem 17. 04. 2018 liest man im offiziellen Themenarchiv des Referats Kommunikation nur Belanglosigkeiten über Übernachtungszahlen und den Modefrühling.
Erst 4 Tage nach der Bombenräumung liess die Stadt Braunschweig der Redaktion des „braunschweig-spiegel“ die Antworten auf den Fragenkatalog zukommen.



























Wo ist hier der Skandal?? Die Behörden haben keine Verpflichtung, den Aufenthaltsort der Evakuierten zu überwachen, sondern nur sicher zu stellen, dass sich in den evakuierten Bereichen niemand mehr aufhält. Sicher hat da wohl nicht ales optimal geklappt. In den Notunterkünften versammeln sich bei solchen Situationen aber üblicherweise nur sehr wenige Menschen.
Liebe(r) Chris, über dem Text steht nirgendwo „Skandal“ drüber. Ein „Flop“ war allerdings neben den Evakuierungspannen (ganze Straßenzüge vergessen!), dass sich in nahezu allen Häusern sehr wohl noch jede Menge Menschen aufhielten.
Drei Tage später in Berlin hat man das so gehandelt: Wer sich nicht räumen lassen will, bleibt eben auf eigene Gefahr zuhause. Diesen bürgerrechtlichen Umgang mit freier Entscheidung des Individuums hätte ich mir in BS ebenfalls gewünscht.
Der Autor bleibt dabei, dass die Evakuierung ein Flop war und er sich als mündiger Bürger mit vielen Nachbarn in Kuhstraße, Ölschlägern, Langedammstraße und Herrendorftwete angesichts eines 500 lbs.-Blindgängers hinter dem Wallring schon selbst Überlegungen zu seiner persönlichen Gefährdungslage machen kann.