Der ranghöchste französische Offizier, General Fabien Mandon, fordert vor einem Kongress der französischen Bürgermeister, die Franzosen müssten die „Seelenstärke“ entwickeln, dass sie bereit sind, ihre Kinder zu verlieren (euronews.com, 21.11.25). Weiter müssten sie bereit sein, „wirtschaftlich zu leiden, weil die Prioritäten in die Rüstungsproduktion gehen werden“.
Zwei Tage später, am vergangenen Donnerstag, veröffentlichte die französische Regierung einen Leitfaden („Tous responsables“), der die Franzosen darauf vorbereiten soll, „mit einer großen Krise umzugehen“. Er betont dabei das Risiko, das entstehen würde, wenn die französischen Streitkräfte „mit einem größeren Einsatz außerhalb des nationalen Hoheitsgebietes“ zu tun hätten, also außerhalb von Frankreich! Schon im Oktober hatte Mandon den französischen Abgeordneten mitgeteilt, dass die französische Armee einen „Schock in drei, vier Jahren“ gegen Moskau plane. Und auch im Dokument der nationalen strategischen Überprüfung, das die französische Regierung im Juli herausgegeben hat, heißt es unmissverständlich, dass eine neue Ära eingetreten sei, „in der ein besonders hohes Risiko eines großen Krieges hoher Intensität außerhalb des nationalen Territoriums besteht, in den Frankreich und seine insbesondere europäischen Verbündeten bis zum Jahr 2030 verwickelt wären“.
Das französische Volk soll auf einen großen Krieg mit vielen Opfern vorbereitet werden
Es geht also nicht darum, das eigene nationale Territorium gegen mögliche Aggressoren zu verteidigen, vielmehr geht die französische Führung offenbar von einem großen Krieg gegen Russland aus. Die Formulierung „Schock gegen Moskau“ lässt sogar die Interpretation eines Angriffes auf Russland zu. Zu diesem Zweck soll das Volk in eine „Kriegsvorstellungswelt“ verwickelt werden, wie es ein oppositioneller Abgeordneter ausdrückt.
Die Äußerungen des Generals stoßen immerhin auf massiven Widerspruch, sie werden in der französischen Gesellschaft breit diskutiert. Zahlreiche Politiker der Opposition reagierten heftig. Der Bürgermeister der Stadt Perpignan wörtlich: „Ich glaube nicht, dass es viele Franzosen gibt, die bereit sind, für die Ukraine zu sterben.“ Der Vorsitzende der linken Partei LFI, Jean-Luc Mélenchon, erklärt, dass es nicht Aufgabe des Generals sei, „Opfer vorzusehen, die die Folge unserer diplomatischen Misserfolge wären“. Der Vizepräsident des Rassemblement National, Louis Aliot, spricht dem General die Berechtigung ab, solche Erklärungen abzugeben; er fährt fort: „Oder der Präsident hat ihn dazu aufgefordert, und das ist noch krasser.“
Der oberste Soldat des deutschen Heeres, General Freuding, äußert sich ähnlich, wenn auch nicht ganz so offen
General Freuding gibt sich im Interview mit der FAZ kämpferisch und aggressiv: „Der Feind wartet nicht auf unsere Fertigmeldung.“ Das ist schon eine andere Sprache, als es bis vor Kurzem üblich war. Es gelte die Kriegstüchtigkeit zu erhöhen, man brauche „die Fähigkeit, im Gefecht nicht nur zu bestehen, sondern uns auch durchzusetzen, zu gewinnen“. Zwar macht er die Einschränkung, dass ja nur darum gehe, durch Stärke abzuschrecken und so den Krieg zu verhindern. Allerdings ist es vermutlich leichtfertig, das wirklich zu glauben. Denn: „Es geht darum, durch Krieg-führen-können, durch Krieg-gewinnen-wollen (Hervorhebung durch A.M.), Krieg zu verhindern.“ Da fehlt völlig die Einschätzung der kalten Realität: im Zeitalter der Atomwaffen und besonders im Krieg mit einer Atommacht kann ein Krieg nicht gewonnen werden, er würde auf beiden Seiten denjenigen, die ihn überleben würden, ein lebenswertes Leben unmöglich machen. Deshalb ist es ja so wichtig, auf diplomatischem Wege alles zu tun, um den großen Krieg zu vermeiden. Kein Wort davon bei General Freuding, statt dessen eher eine Verniedlichung des Krieges: „Wir sind bereit für den Fight tonight!“ (Zitate aus: FAZ, 20.11.25) Und wer meint, einen Krieg gewinnen zu können, der lässt es auch eher einmal drauf ankommen.
Der Weg, auf den sich Deutschland, Frankreich und die EU begeben haben, kann blutig enden, für unsere Kinder wie für uns. Die krasse Aufrüstung, die Deutschland zur größten Armee Europas machen soll, führt auf Dauer auch dazu, dass Militärführer wie Mandon und Freuding eine immer stärkere Machtposition gewinnen werden, die dann zum Schaden unseres Volkes und der anderen Völker Europas eingesetzt werden kann. Oder wie soll man NATO-Generalsekretär Rutte verstehen? „Die NATO muss ein … tödlicheres Bündnis werden.“ Das ist kein Spiel mehr, die meinen das ernst!




















