Haus der Musik: Statt Luxuskonzertsaal Fokus auf Musikschule und Kulturtreff für alle

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Fassade des ehemaligen Karstadt-Standorts Gewandhaus. "File:2014-06 BLM Braunschweig WMDE (22).jpg" by Ziko is licensed under CC BY-SA 3.0.

Von Ratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Braunschweig

Die Grüne Ratsfraktion kommt nach der Sitzung des Ausschusses für Kultur und Wissenschaft (AfKW) am 25. November 2025 zu einer klaren Entscheidung: Das vorgelegte Konzept für das Haus der Musik ist für die Stadt nicht tragfähig. Die Verwaltung konnte zentrale finanzielle und konzeptionelle Fragen nicht beantworten; vielmehr wurde deutlich, dass sich die Stadt mit dem Projekt finanziell übernimmt.

„Das vorgelegte Gesamtkonzept überzeugt weder finanziell noch konzeptionell. Ein Großkonzertsaal ist in der aktuellen Lage der Stadt nicht verantwortbar. Wichtig ist uns aber, dass sich unsere Kritik nicht gegen die Musikschule und den Standort in der Innenstadt richtet. Wir wollen weiterhin schnell eine verlässliche und gute Lösung, idealerweise im ehemaligen Karstadt-Gebäude“, betont Helge Böttcher, kulturpolitischer Sprecher der Grünen Ratsfraktion und AfKW-Vorsitzender.

„Für uns am schlimmsten, es gibt auch jetzt noch keine nachvollziehbaren Angaben zu den jährlichen Betriebskosten des Konzertsaals. Die bisher genannten 1,2 Millionen Euro beruhen auf einem Modell, das so gar nicht funktionieren kann – das bestätigt auch ein Betriebsgutachten. Realistisch müssen wir mit deutlich höheren Betriebskosten rechnen. Es gibt keine Ideen, wie das unter der aktuellen Haushaltslage gestemmt werden soll“, sagt Dr. Elke Flake, Grüne Ratsfrau und Mitglied im Kulturausschuss.

Auch zur Verteilung der Investitionskosten konnte die Verwaltung keine ausreichenden Auskünfte geben. „Es ist völlig unklar, ob das Stiftungskapital die gesamte Investitionssumme abdecken soll und welche Anteile New Yorker und die Stadt jeweils einbringen würden“, erklärt Elke Flake. „Gleiches gilt für mögliche Baukostensteigerungen, die bei Projekten dieser Größenordnung nahezu unvermeidbar sind. Bereits heute haben wir erhebliche Zweifel an den geschätzten 120 Millionen Euro, wird doch die Sanierung der Stadthalle bereits höher geschätzt. Am Ende bleibt die Stadt auf den explodierenden Kosten sitzen.“

Diese Risiken kann sich die Stadt nicht leisten: “Im gesamten Sozialbereich, bei den Regiobussen oder beim Klinikum – überall fehlen Mittel, und zwar so gravierend, dass die Stadt längst am Limit wirtschaftet“, betont Rabea Göring, Grüne Ratsfrau und Mitglied im Kulturausschuss. „Wir können kein Prestigeprojekt unterstützen, dessen wirtschaftliche Tragfähigkeit weder belegt noch realistisch ist. Vor allem nicht dann, wenn große Kürzungen im Kulturbereich erst ein Jahr zurückliegen und große Ausgaben für kulturelle Einrichtungen bevorstehen. Immensen Sanierungsbedarf mit Gesamtkosten in Millionenhöhe haben z. B. das Staatstheater Braunschweig (beim Großen und beim Kleinen Haus) sowie das Museum im Altstadtrathaus.” 

Besonders kritisch bewertet die Fraktion zudem die massive Einkürzung des ursprünglich angekündigten „Dritten Ortes“. „Uns konnte nicht plausibel erklärt werden, wie eine Touristinfo und ein Café weiterhin ein offener Ort für alle Braunschweiger*innen sein sollen”, sagt Böttcher. „Die ursprüngliche Idee eines neuen, lebendigen Kulturhotspots und Treffpunkts für die Innenstadt ist damit verloren gegangen. Der vorliegende Vorschlag ist kein Zentrum der Musik für Alle, sondern nur noch ein Ort für diejenigen, die sich Konzerte und Co. leisten können. Nachdem schon das Bad Gliesmarode, anders als anfänglich angekündigt, nicht mehr im Stiftungsumfang enthalten ist, ist der Verlust des gemeinwohlfördernden Dritten Ortes nicht hinnehmbar.“

Die Grüne Ratsfraktion wird daher zur Sitzung des Verwaltungsausschusses am 2. Dezember 2025 einen Änderungsantrag vorlegen: „Wir schlagen ein realistisches Konzept vor, das sich auf eine moderne Musikschule sowie einen echten Begegnungsort im Karstadt am Gewandhaus konzentriert, ohne den Haushalt der Stadt dauerhaft überzustrapazieren“, kündigt Rabea Göring an. “Nur so bleibt das Projekt sinnvoll, bezahlbar und kulturell wertvoll.“

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