Von Dorothea „Dottie“ Lipinski
Ein Stück, das Geschichte, Literatur und Musik miteinander verwebt: Am 16. November um 18:00 Uhr präsentiert das KULT in Braunschweig die Inszenierung „Maria und Magdalena“ des THEOS Theaters aus New York – eine poetisch-musikalische Reise in die Zwischenkriegszeit und in das Leben zweier bemerkenswerter Frauen.

Auf der Bühne stehen Anna Kucay als Dichterin Maria Pawlikowska-Jasnorzewska und Katarzyna Drucker als ihre Schwester, die satirische Schriftstellerin Magdalena Samozwaniec. Beide Figuren entstammen der berühmten Krakauer Künstlerfamilie Kossak. Ihr Vater, der Maler Wojciech Kossak, arbeitete zwischen 1897 und 1902 in Berlin, wo ihm Kaiser Wilhelm II. ein Atelier im Hohenzollern-Museum zur Verfügung stellte und ihn mit Porträts und Schlachtenszenen beauftragte. In Deutschland verwendete er den Namen Adalbert Ritter von Kossak, einen österreichischen Adelstitel, der ihm aufgrund seiner Abstammung aus einer polnischen Adelsfamilie verliehen wurde. Trotz seines Erfolgs und seiner Beliebtheit beim deutschen Publikum kehrte er 1902 nach Krakau zurück. Seine beiden Töchter beherrschten fließend drei Sprachen – Polnisch, Deutsch und Französisch – und bewegten sich mühelos zwischen den Kulturen.

Die Handlung basiert auf dem Buch „Maria i Magdalena“, in dem Magdalena Samozwaniec mit Humor und Leichtigkeit Szenen aus dem Leben ihrer Familie schildert. In der Bühnenfassung verbinden sich diese Episoden mit den lyrischen Texten von Maria Pawlikowska-Jasnorzewska, die in Rezitation und Gesang präsentiert werden. Ihre Gedichte über Liebe, Natur, Freude und Vergänglichkeit berühren durch ihre schlichte Tiefe und poetische Klarheit.
Musikalisch begleitet wird der Abend von Al Werner, der Melodien der Zwischenkriegszeit erklingen lässt, sowie durch Kompositionen des verstorbenen polnisch-amerikanischen Jazzmusikers Mirosław Kucay, die eigens für diese Inszenierung geschrieben wurden. Die Aufführung findet in polnischer Sprache mit englischen Untertiteln statt – eine kulturelle Brücke zwischen Sprachen, Zeiten und Lebenswelten.
Im Anschluss an die Vorstellung gibt es eine Diskussion über aktuelle Forschungsergebnisse zum Migrantentheater in Deutschland – ein spannender Einblick in eine Theaterform, die sich intensiv mit Fragen von Identität, Herkunft und kulturellem Austausch beschäftigt.
Veranstaltet wird der Abend vom Off Theater Zigarre beim Verein für Interkulturelle Projekte V.I.P. e.V. Braunschweig in Kooperation mit der Theatre and Opera Society „THEOS“ (New York). Gefördert wird das Projekt durch den Senat der Republik Polen im Rahmen des Wettbewerbs „Senat-Polonia 2025“ in Zusammenarbeit mit der Fundacja Polonii Świata.
Ein Abend also für alle, die neugierig sind auf Literaturgeschichte, Musik und das feine Spiel zwischen Poesie und Satire.
„Maria und Magdalena“ – ein Stück, das die Vergangenheit lebendig werden lässt und dabei zeigt, wie zeitlos Worte sein können.


























