Von Dorothea „Dottie“ Lipinski / Helllove Photography
Braunschweig war am vergangenen Freitag (08.08.) nicht zu überhören – und das war auch genau so gewollt. Der jährliche Dyke March zog wieder durch die Löwenstadt, ein kraftvolles Zeichen für Sichtbarkeit, Gleichberechtigung und Solidarität. Was in den USA als politischer Protest lesbischer Frauen begann, ist längst zu einer weltweiten Bewegung geworden. In Braunschweig reiht sich der Dyke March ins Rahmenprogramm des Christopher Street Day ein und bietet Dykes* – ob lesbisch, bisexuell, queer oder einfach solidarisch – eine Bühne, um gehört und gesehen zu werden.
Schon auf dem Platz der Deutschen Einheit füllte sich der Raum mit Stimmen, Farben und Energie. Handgemalte Plakate, Regenbogenfahnen und Transparente mit klaren Botschaften wehten im warmen Abendwind. Unter den Teilnehmenden: Dykes aller Altersgruppen, Geschlechter und Nationalitäten. Viele kamen aus Braunschweig, andere aus Hannover, Köln, Nürnberg oder noch weiter her – ein lebendiger Beweis dafür, wie wichtig Vernetzung und gegenseitige Unterstützung sind.
Bevor der Zug sich in Bewegung setzte, gab es Redebeiträge, persönliche Geschichten und klare politische Forderungen. Manche Berichte waren von Trauer und Wut geprägt, andere strahlten Mut und Hoffnung aus. Die Botschaften waren unmissverständlich: „Mehr Frauen ins Parlament“, „All Dykes are Beautiful“, „Dykes gegen Rassismus“. Jede dieser Stimmen trug zu einer Atmosphäre bei, in der Empowerment und Gemeinschaft greifbar wurden.
Begleitet wurde der Marsch von den mitreißenden Rhythmen der Sambattac-Gruppe, deren Trommeln weit durch die Innenstadt hallten. Seit Herbst 2006 gibt es Sambattac in Braunschweig – und für sie ist die Teilnahme am Dyke March längst Tradition. „Engagement gegen die Diskriminierung von Menschen, insbesondere von Frauen, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, ist aber nach wie vor bitter nötig“, so eine Mitspielerin der Gruppe. Mit Samba-Rhythmen verschaffen sie sich Gehör – nicht nur in Braunschweig, sondern auch überregional und international. Sambattac ist Teil des Netzwerks Rhythm of Resistance (RoR), das Samba-Gruppen bei Protesten und Aktionen zusammenbringt. Ihr musikalischer Einsatz richtet sich gegen Sozialabbau, Umweltzerstörung und Rassismus – und für mehr Demokratie, soziale Gerechtigkeit und eine vielfältige Gesellschaft.
Die Route führte quer durch die Altstadt, vorbei an belebten Cafés, durch schmale Gassen und über Plätze, an denen Passant*innen stehenblieben, Fotos machten oder spontan mit einstimmten. Am Ende versammelte sich der Zug vor dem Schloss – erschöpft vielleicht, aber erfüllt von dem Gefühl, gemeinsam etwas bewegt zu haben.
Der Dyke March ist mehr als ein Demonstrationszug. Er ist ein lautstarkes „Wir sind hier“ in einer Gesellschaft, in der queere Frauen und FLINTA* noch immer mit Unsichtbarkeit und Diskriminierung zu kämpfen haben. Und wenn im nächsten Jahr wieder Trommeln, Rufe und Regenbogenfahnen durch Braunschweig ziehen, wird klar sein: Diese Stimmen werden nicht leiser.
Glossar:
Dykes
Ein ursprünglich abwertender Begriff, der von lesbischen Frauen teilweise zurückerobert und positiv besetzt wurde. Er bezeichnet Frauen, die sich als lesbisch oder queer identifizieren, oft mit einer gewissen politischen oder kulturellen Identität.
FLINTA
Ein Akronym für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre, trans und agender Personen. Der Begriff wird genutzt, um Menschen zu benennen, die von patriarchalen und cisnormativen Strukturen marginalisiert werden, und soll mehr Inklusion schaffen.
Fotogalerie:
Bunte Momente, starke Botschaften und mitreißende Rhythmen – unsere Fotogalerie fängt die Atmosphäre des Dyke March 2025 in Braunschweig ein. Alle Fotos: Dorothea „Dottie“ Lipinski.






































