Scheingeschäfte, Attrappenhaushalte oder die Verschiebung städtischen Vermög
Wir erinnern uns noch lebhaft an einen der größten Wirtschaftsskandale der Republik, den Fall der Berliner Bankgesellschaft im Jahre 2002. Mit schmutzigen Tricks versuchten Manager der Gesellschaft am Ende noch Einnahmen vorzutäuschen, die keine wirklichen Einnahmen waren. Es handelte sich um bloße "Scheingeschäfte": über die Investmentbank J. P. Morgan verkaufte die Bankgesellschaft Immobilientöchter an eine Zweckgesellschaft auf den Cayman-Islands, deren Anteile wiederum indirekt von der Bankgesellschaft selbst gehalten wurden. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistung stoppte damals den schmutzigen Deal. Derart schmutzige Praktiken sind auch in Braunschweig ein Mittel, um Bürger zu täuschen und Bilanzen zu schönen.
Auf Neudeutsch nennt man solche Bilanzkosmetik auch "window dressing", das Resultat eines "creative accounting". Auf Neu-Braunschweigisch könnte man statt von einer Schaufensterbilanz auch von einer "Bilanzkulisse" sprechen. Mit Hilfe einer kreativen Buchhaltung errichtet man eine schwarze "Haushaltsattrappe", die der Welt den schönen Schein eines ausgeglichenen Gesamthaushalts der Stadt vorgaukeln soll.
Der Braunschweiger Flughafen und die Kunst
In Braunschweig wird um die beabsichtigte Verlängerung der Startbahn des dortigen Flughafens gestritten und geklagt. Ein belastbarer und vor allem der Bevölkerung verständlicher Nachweis für den Bedarf einer Verlängerung konnte oder wollte bisher aber niemand erbringen. Vielleicht gelingt es nun der Kunst, den Braunschweigern bisher nicht gekannte Dimensionen des bisher unverstandenen Ausbaubegehrens ins Bewusstsein zu rücken.Dazu soll am 17. Juni 2007 (hatte dieser Tag nicht einmal eine ganz andere Bedeutung?) die deutsche Erstaufführung des Helikopter-Streichquartetts von Karlheinz Stockhausen auf dem Flughafen Braunschweig stattfinden. Dabei erhebt sich ein Streichquartett mit vier Helikoptern in die Lüfte - pro Streicher ein Helikopter. Dieses Musikerlebnis vermischt ohrenbetäubenden Maschinenlärm mit der Musik der in den Helikoptern eingesperrten Streicher. Das staunende Publikum hört und sieht dann in einer Flugzeughalle vor Lautsprechern und Fernsehschirmen mittels Telekommunikation jeden der vier Musiker in Nahaufnahme. Und das ganze dann gleich drei Mal, nämlich um 15, 17 und um 19 Uhr.
Asse II und Schacht Konrad – Ist die Region Atommürllkippe der Nation?
Zwei Presseerklärungen:
Presseinformation ASSE 2 Koordinationskreis
Sonntag, 20. Mai 2007
Öffentlichkeitsbeteiligung nach Gutsherrenart: Scharfe Kritik an Umweltminister Sander (FDP) und Forschungsministerin Schawan (CDU)
Scharf kritisieren die in der ASSE-II-Koordination zusammengeschlossenen GegnerInnen einer Flutung des Atommüll-Lagers ASSE II (Kreis Wolfenbüttel) den Umgang des Landes und des Bundes mit der Öffentlichkeit. Sie laden für Donnerstag, den 24. Mai um 18.30 Uhr zu einer eigenen Informationsveranstaltung ins Dorfgemeinschaftshaus nach Remlingen ein.
Erstmals nämlich seit 7 Jahren wird die ASSE-II-Betreiberin GSF in diesem Mai vor Ort keine öffentliche Informationsveranstaltung durchführen. Dem Vernehmen nach folgt sie damit einer Aufforderung des Landes. Ein Maulkorb für die GSF?
Zum G8-Gipfel in Heiligendamm: „Der Gipfel der Ungerechtigkeit“
Nachtrag zum Jahr 2010 mit der unfassbaren Brandkatastrophe des Braunschweiger Schloss
… ein Fluch auf diesem Schloss? …
Das 100 Millionen
In letzter Zeit brachte der Oberbürgermeister des Öfteren die Summe von 100 Millionen € mit dem SCHloss* in Zusammenhang.
So ist z.B. in seiner Rede vom 6. Mai 2007 zu lesen: "Die Verbindung mit einem Kaufhaus mag für viele schmerzlich sein. Ein Schönheitsfehler. Und das verstehe ich sehr. Aber es ist eine Braunschweiger Lösung, die darauf verzichtet hat, selbst 100 Millionen € Schulden zu machen, um das ohne Kaufhaus darzustellen."
Das klingt plausibel: Die öffentliche Hand hat kein Geld, der Investor aber schon; also heißt man ihn ein 100-Millionen-€-Schloss bauen und lässt ihn dafür ein wenig mit unter die wärmende Schloss-Decke kriechen. Wäre die Alternative 100 Millionen € Schulden gewesen wäre, würde sich jedes weitere Nachdenken darüber verbieten!
Nicht nur Kulissen – Architektur in Braunschweig
In der Neuen Zürcher Zeitung widmet sich am heutigen Tage Jürgen Tietz der Stadt Braunschweig (Die Artikel der NZZ sind in der Regel nur einen Tag über das Internet abrufbar). Wie gewohnt in diesen Zeiten mit einem Blick auf die Schloss-Arkaden: "Willkommen in überall" - und wie gewohnt auch das Urteil: "Das architektonische Ergebnis ist enttäuschend. ..."
Mit einer Stimme Mehrheit fiel die Entscheidung für eine Rekonstruktion des Schlosses. Nun also ist es mit rund 600 alten Bausteinen zurückgekehrt, die bei dem Abriss geborgen worden waren. Dem stehen 8200 neu gefertigte Elemente gegenüber. Und obwohl die Presseerklärung der ECE stolz darauf verweist, dass am Schloss Handwerker mitgearbeitet hätten, die schon an der Dresdner Frauenkirche beschäftigt waren, verströmt der auf alt getrimmte Neubau bestenfalls den Charme einer Klötzchenarchitektur aus dem Steinbaukasten. In engen Abständen gesetzte Öffnungen für die Hinterlüftung der Fassade lassen das Schloss wie perforiert wirken. Das Ergebnis ist ein architektonisches Abreissbildchen, ein baugeschichtliches Pin-up, das für den Fortgang der Rekonstruktionswelle in Deutschland nichts Gutes erwarten lässt. Was einst als Residenz ausreichte, das genügt der ECE als Shopping-Mall bei weitem nicht. Und so hat der neue Einkaufstempel auch den einstigen Garten mit verschlungen, der das Schloss früher seitlich flankierte. Mit Glas und Beton, ein bisschen grün, ein bisschen kupferfarben, bietet der Neubau eine auf edel getrimmte Durchschnittsarchitektur. Mit ihrer vertikalen Strukturierung bemüht sie sich darum, die gewaltigen Abmessungen für die rund 30 000 Quadratmeter Verkaufsfläche auf ein erträgliches Mass herunterzuzoomen. Doch spätestens mit der Seitenansicht des Parkhauses endete alles architektonische Bemühen. Da spendet nur noch eine Fassadenbegrünung Trost - doch bis die sich gnädig über die nackten Wände ausbreitet, wird noch einige Zeit vergehen.
Aber ganz ungewohnt in diesen Zeiten, auch eine Ehrenrettung der Stadt in der NZZ. Denn, Architekt sei Dank: es gibt mehr in Braunschweig als nur die Schloss-Arkaden, anderen Umgang auch mit baulicher Vergangenheit. Tietz wirft einen Blick auf die ebenfalls gerade fertig gestellte Jakob Kemenate:
Die etwas versteckt am Eiermarkt gelegene Kriegsruine haben die Architekten Rainer Ottinger und Thomas Möhlendick zusammen mit dem Kieler Künstler Jörg Plickat wiederbelebt. Eine neue Fassade mit einer Verkleidung aus rostrotem Cortenstahl sowie ein Zwischenteil aus Stahl und Glas ergänzen nun das historische Mauerwerk und das alte Gebälk. Hier schreit nichts «Kauf mich! Jetzt!». Stattdessen beginnt die Architektur mit ihrer spannungsvollen Komposition und Materialsinnlichkeit harmonisch zu klingen, kraftvoll, aber nicht lärmend. Und so wird die Jacobs-Kemenate ganz im Gegensatz zur Beliebigkeit der Schlossarkaden zu einem regionalen Architekturerlebnis von überregionaler Qualität.
Gönnen auch wir uns hier einige Blicke auf die Jakob-Kemente:
„Natur in die Stadt“ – Ausstellung vom 24. Mai bis 22. Juni
Die Initiative "Natur in die Stadt" ist ein Zusammenschluss von Braunschweiger Bürgern, der von den Naturschutzverbänden BUND un NABU unterstützt wird. Wir wollen der Natur auch in der Stadt eine Chance geben. Parkanlagen, Straßenbäume und Grünflächen tragen zu einem gesunden Stadtklima bei und leisten einen wichtigen Beitrag zur Erholung und Entspannung. Sie sind aber nicht nur "Grüne Staffage", sondern lebendige Natur mit wichtigen ökologischen Funktionen. Besonders die wild wachsenden Pflanzen wie Löwenzahn, Brennnessel & Co. bilden die Nahrungsgrundlage für Schmetterlinge, Hummeln und andere Fluginsekten. Sie sichern damit das überleben von Fledermäusen und Vögeln in der Stadt. Mit etwas Sachkenntnis ist es durchaus möglich, natürlich wachsende Pflanzen in das Stadtbild zu integrieren und sich damit ein Stückchen echte Natur direkt vor die Haustür zu holen. Erstaunlich, wie viele Pflanzen und Tiere mitten in der Stadt einen Lebensraum finden können! Kennen Sie die Pflanzen und Tiere vor Ihrer Haustür, im nächsten Park, auf dem Ringgleis? Wissen Sie um Heilwirkungen, Essbarkeit, Geschichte und Mythen der Pflanzen aus Ihrer direkten Nachbarschaft?
Rätselhafter Osten
"Vergebliches warten auf die Wagenlenkerin Brunonia - Polnischer Fahrer lag schlafend in seiner Koje"
Glosse zum Artikel in der BZ
Wie Herr Jonscher in der BZ vom 7. Mai zum Besten gab, hat er aus sicherer Quelle erfahren, das es vor allem auch Schuld eines ‚pennenden’ polnischen Kraftfahrers war, dass die termingerechte Errichtung der Rietschel-Quadriga -und somit auch die groß angekündigte spektukuläre Enthüllung derselben- ins Wasser gefallen ist. Hoffmann und Borek stehen mit weißer Weste da; alles war bestens vorbereitet; erst in letzter Minute vermasselte ein Ausländer alles.